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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Autoren: Michael Ende
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ein Dutzend Kugelblitze im Zickzack über den Boden zischten.
    Maurizio, der seinen Maestro bisher von dieser Seite noch nicht erlebt hatte, erschrak so, daß er sich mit einem Riesensatz auf den Kopf eines ausgestopften Haifischs rettete, der unter anderen präparierten Trophäen an einer der Wände hing.
    Zu seinem neuerlichen Entsetzen mußte er dort feststellen, daß der Rabe das gleiche getan hatte und daß sie sich, ohne es zu bemerken, gegenseitig umklammert hielten. Peinlich berührt ließen sich beide sofort wieder los.
    Der Geheime Zauberrat suchte mit bebenden Händen zwischen den Bergen von Papier auf seinem Schreibtisch herum, warf alles durcheinander und brüllte: »Beim sauren Regen, sie soll keine Kommastelle von meinen kostbaren Berechnungen erfahren! Diese heimtückische Hyäne glaubt wohl, jetzt könne sie meine Forschungsergebnisse umsonst bekommen. Aber da hat sie sich geschnitten! Nichts soll sie erben, gar nichts! Ich werde die Akten mit den wichtigsten Formeln unverzüglich in meinem absolut zaubersicheren Geheimkeller einlagern. Nie wird sie dort hineinkommen, sie nicht und auch kein anderer.«
    Er wollte schon fortrennen, bremste sich aber noch einmal ab und suchte mit wilden Augen im Labor herum.

    »Maurizio, zum Pestizid nochmal, wo steckst du?«
    »Hier, Maestro«, antwortete Maurizio vom Haifischkopf herunter.
    »Hör zu«, rief der Zauberer zu ihm hinauf, »solange ich weg bin, bewachst du mir scharf dieses impertinente Rabenaas da, verstanden! Aber schlaf nicht wieder ein. Gib acht, daß er seinen Schnabel nicht in Sachen steckt, die ihn nichts angehen. Am besten bringst du ihn in deine Kammer und setzt dich vor die Tür. Trau ihm auf keinen Fall, laß dich auf keine Gespräche und keine Anbiederungsversuche ein. Du bist mir verantwortlich.«
    Er hastete davon und sein giftgrüner Schlafrock flatterte hinter ihm drein.

Die beiden Tiere saßen sich allein gegenüber.
    Der Rabe schaute den Kater an, und der Kater schaute den Raben an.
    »Na?« fragte Jakob nach einer Weile.
    »Was - na?« fauchte Maurizio.
    Der Rabe zwinkerte wieder.
    »Hast du denn wirklich nix kapiert, Kollege?«
    Maurizio war verwirrt, wollte das aber auf keinen Fall zugeben, darum sagte er: »Halt deinen großen Schnabel! Wir sollen nicht schwätzen, hat mein Maestro befohlen.«
    »Aber jetzt is’ er doch weg«, schnarrte Jakob, »jetzt können wir doch offen reden, Kollege.«
    »Keine Anbiederungsversuche!« antwortete Maurizio streng. »Gib dir keine Mühe. Du bist dreist und hast kein Niveau. Ich mag dich nicht.«
    »Mich mag sowieso niemand, da bin ich dran gewöhnt«, antwortete Jakob. »Aber trotzdem müssen wir jetzt zusammenhelfen, wir zwei. Das is’ doch unsere Aufgabe.«
    »Sei still!« knurrte der kleine Kater aus der Kehle und versuchte, so gefährlich wie möglich auszusehen. »Wir gehen jetzt in mein Zimmer. Spring runter - und mach ja keinen Fluchtversuch! Los!«
    Jakob Krakel schaute Maurizio kopfschüttelnd an und fragte: »Bist du so blöd oder tust du nur so?«
    Maurizio wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Seit er mit dem Raben allein war, kam dieser ihm plötzlich viel größer vor und sein Schnabel wirkte viel schärfer und gefährlicher. Unwillkürlich machte er einen hohen Buckel und sträubte seinen Schnurrbart. Dem armen Jakob, der das für eine ernste Drohung hielt, schlug das Herz bis zum Hals. Gehorsam flatterte er auf den Boden hinunter. Der kleine Kater, selbst ganz überrascht von dieser Wirkung, sprang dem Raben nach.
    »Tu mir nix, ich tu dir auch nix«, gackste Jakob und duckte sich.
    Maurizio kam sich großartig vor.
    »Vorwärts, Fremdling!« befahl er.
    »Na, gut’ Nacht!« schnarrte Jakob ergeben. »Ich wollt’, ich wär’ bei meiner Klara im Nest geblieben.«
    »Wer ist Klara?«
    »Ach«, sagte Jakob, »bloß meine arme Frau.«
    Und er stakste auf seinen dünnen Beinen los, der Kater folgte ihm.
    Als sie in dem langen, dunklen Korridor mit den vielen Einmachgläsern angekommen waren, fragte Maurizio, der inzwischen nachgedacht hatte: »Wieso sagst du überhaupt dauernd Kollege zu mir?«
    »Heiliger Galgenstrick, weil wir’s doch sind«, antwortete Jakob, »oder wenigstens waren wirs mal, hab’ ich gemeint.«
    »Ein Kater und ein Vogel«, erklärte Maurizio stolz, »sind niemals Kollegen. Bilde dir nur nichts ein, Rabe. Kater und Vögel sind natürliche Feinde.«
    »Natürlich«, bestätigte Jakob. »Ich mein’, natürlich war’ das eigentlich natürlich. Aber
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