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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Autoren: Michael Ende
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hart geprüfter Rabe, man kann schon direkt sagen, ein Unglücksrabe, kann man sagen.«
    »Sieh an, ein Rabe!« sagte Irrwitzer höhnisch. »Das mußt du allerdings dazusagen, sonst erkennt man’s nicht.«
    »Ha ha, sehr witzig«, schnarrte Jakob Krakel halblaut in sich hinein.
    »Unglück?« erkundigte sich Maurizio teilnahmsvoll. »Von welchem Unglück redest du? Sprich ohne Scheu, mein guter Maestro wird dir helfen.«
    »Ich red’ vom Pech, wo ich immer hab’«, erklärte Jakob düster, »zum Beispiel, daß ich hier jetzt ausgerechnet einen mordsmäßigen Vogelfresser treffen muß; und die Federn sind mir ausgegangen, wie ich seinerzeit in eine Giftwolke hineingeraten bin. Die gibt’s ja in letzter Zeit immer öfter, warum weiß keiner nicht.« Wieder zwinkerte er dem Kater zu. »Und deinem guten Maestro kannst du von mir ausrichten, er braucht mich ja nicht anzuschauen, wenn ihm meine lumpige Garderobe was ausmacht. Ich hab’ halt keine bessere nicht mehr.«
    Maurizio blickte zu Irrwitzer empor.
    »Sehen Sie, Maestro, also doch ein Notfall.«
    »Frage diesen Raben einmal«, sagte der Zauberer, »warum er dir mehrmals heimlich zugezwinkert hat.«
    Jakob Krakel kam dem Kater zuvor.
    »Das is’ unabsichtlich, Herr Zauberrat, das bedeutet gar nix. Es sind bloß die Nerven.«
    »So so«, meinte Irrwitzer gedehnt, »und warum sind wir denn so nervös?«
    »Weil ich was gegen solche aufgeblasenen Typen hab’, die wo so geschwollen daherreden und so scharfe Krallen haben und zwei so Schlußlichter im Gesicht wie der da.«
    Maurizio dämmerte es nun doch, daß er da eben beleidigt worden war. Das konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Er gab sich ein möglichst imponierendes Aussehen, sträubte sein Fell, legte die Ohren zurück und fauchte: »Maestro, erlauben Sie mir, daß ich diesen unverschämten Schandschnabel rupfe?«
    Der Zauberer nahm den Kater auf den Schoß und streichelte ihn.
    »Noch nicht, mein kleiner Held. Beruhige dich. Er sagt doch, daß er von meiner hochverehrten Tante kommt. Wir wollen hören, was er zu sagen hat. Ich frage mich nur, ob man ihm überhaupt irgend etwas glauben kann. Was meinst du?«
    »Manieren hat er jedenfalls nicht«, schnurrte Maurizio.
    Der Rabe ließ die Flügel hängen und krächzte wütend: »Ach pickt mich doch am Bürzel, alle beide!«
    »Man muß sich wundern«, sagte Irrwitzer und fuhr fort, den Kater zu kraulen, »man muß sich wirklich wundern, mit was für ordinärem Personal mein bisher so feines Tantchen sich neuerdings umgibt.«
    »Was?!« kreischte der Rabe. »Jetzt haut’s mir aber doch gleich den Stöpsel hinaus! Wer is’ hier ordinär? Das is’ doch kein Spaß nicht, wenn einer in meinem Zustand durch Nacht und Sturm flattert, um seine Chefin anzumelden, und dann kommt er grad zum Abendessen recht, aber nicht, wo er was zum Schnäbeln kriegt, sondern wo er selber auf der Speisekarte steht. Da möcht’ ich schon recht hörbar fragen, wer hier vielleicht ordinär is’.«
    »Was sagst du da, Rabe?« fragte Irrwitzer alarmiert. »Tante Tyrannja will herkommen? Wann denn?«
    Jakob Krakel war immer noch wütend und hopste auf dem Boden herum.
    »Jetzt! Sofort! Sogleich! Augenblicklich! Jeden Moment! Sie is’ schon fast da!«
    Irrwitzer sank in seinen Sessel zurück und stöhnte: »Ach, du dicke Warze! Auch das noch!«
    Der Rabe beobachtete ihn mit schiefem Kopf und schnarrte befriedigt vor sich hin: »Aha, eine Unglücksbotschaft, scheint’s. Das is’ typisch für mich.«
    »Ich habe Tante Tyti seit einem halben Jahrhundert nicht mehr persönlich zu Gesicht bekommen«, jammerte der Zauberer. »Was will sie denn so plötzlich hier? Gerade heute kommt sie mir sehr ungelegen.«
    Der Rabe zuckte die Flügel.
    »Sie sagt, sie muß unbedingt den heutigen Sylvesterabend mit ihrem heißgeliebten Neffen verbringen, sagt sie, weil der Neffe, sagt sie, irgendsoein besonderes Rezept hat, für einen Punsch oder sowas, sagt sie, das wo ihr selbst dringend fehlen tut, hat sie gesagt.«
    Irrwitzer schubste den Kater von seinem Schoß und sprang auf.
    »Sie weiß alles«, stieß er hervor, »bei allen teuflischen Tumoren, sie will nur meine Lage ausnützen. Unter der Maske verwandtschaftlicher Gefühle will sie sich bei mir einschleichen, um geistigen Diebstahl zu verüben. Ich kenne sie, oh, ich kenne sie!«
    Danach stieß er einen ellenlangen babylonischen oder altägyptischen Fluch aus, woraufhin alle Glasgeräte im Raum zu klirren und zu tönen anfingen und
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