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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Autoren: Michael Ende
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Übeltaten nicht erfüllt haben sollten...«
    »Was dann?«
    »Dann«, sagte Herr Made, »werden Sie, Herr Zauberrat, höchstpersönlich von Amts wegen - gepfändet. Ich wünsche einen recht vergnügten Sylvesterabend.«
    »Warten Sie!« rief Irrwitzer. »Nur ein Wort noch, bitte, Herr Larve - eh - Herr Made...«
    Aber der Besucher war verschwunden.
    Der Zauberer sank auf seinen Lehnstuhl nieder, nahm die dicke Brille ab und schlug beide Hände vors Gesicht. Wenn Schwarzmagier weinen könnten, dann hätte er es jetzt wohl getan. Aber aus seinen Augen rieselten nur ein paar trockene Salzkömchen.
    »Was nun?« krächzte er. »Bei allen Testen und Torturen, was nun?«

Zauberei - gleich ob gute oder böse - ist durchaus keine einfache Angelegenheit. Die meisten Laien glauben zwar, es genüge schon, irgendeine geheime Hokus- Pokus-Formel zu murmeln, äußerstenfalls gehöre vielleicht noch ein Zauberstab dazu, mit dem man ein bißchen herumfuchtelt wie ein Kapellmeister - und fertig sei die Verwandlung oder Erscheinung oder sonstwas.
    Aber so ist das eben nicht. In Wirklichkeit ist jede Art von magischer Handlung ungeheuer kompliziert; man braucht dazu ein enormes Wissen, eine Unmenge von Zubehör, Material, das meist sehr schwer zu beschaffen ist, und tagelange, manchmal monatelange Vorbereitung. Dazu kommt noch, daß die Sache immer höchst gefährlich ist, denn schon der kleinste Fehler kann völlig unabsehbare Folgen haben.
    Beelzebub Irrwitzer lief mit wehendem Schlafrock durch die Zimmer und Korridore seines Hauses, auf der verzweifelten Suche nach einem Mittel zu seiner Rettung. Dabei wußte er selbst nur zu gut, daß es schon für alles zu spät war. Er stöhnte und seufzte wie ein unseliger Geist und führte gemurmelte Selbstgespräche. Seine Schritte hallten durch die Stille des Hauses.
    Den Vertrag konnte er nicht mehr erfüllen, es ging ihm jetzt nur noch darum, die eigene Haut zu retten, sich irgendwie oder irgendwo vor dem höllischen Gerichtsvollzieher zu verstecken.
    Gewiß, er konnte sich verwandeln, zum Beispiel in eine Ratte oder einen biederen Schneemann - oder in ein Feld von elektromagnetischen Schwingungen (wodurch er dann allerdings auf allen Fernsehschirmen der Stadt als Bildstörung zu sehen sein würde), aber er wußte genau, daß er damit den Abgesandten seiner Höllischen Exzellenz nicht täuschen konnte. Der würde ihn in jeder Gestalt erkennen.
    Ebenso aussichtslos war es, irgendwohin zu fliehen, weit fort, in die Wüste Sahara oder an den Nordpol oder auf die Bergspitzen Tibets, denn räumliche Entfernungen spielten für diesen Besucher überhaupt keine Rolle. Einen Augenblick lang dachte der Zauberer sogar daran, sich im Münster der Stadt hinter dem Altar oder auf dem Turm zu verstecken, aber er verwarf das sofort wieder, denn es schien ihm keineswegs sicher, daß höllische Amtspersonen heutzutage noch irgendwelche Schwierigkeiten haben, dort nach Belieben ein und aus zu gehen.
    Irrwitzer eilte durch die Bibliothek, wo in vielen Reihen übereinander uralte Folianten und nagelneue Nachschlagewerke standen. Er überflog die Titel auf den Lederrücken der Bücher. »Abschaffung des Gewissens - ein Lehrgang für Fortgeschrittene« stand da oder »Leitfaden für Brunnenvergiftung« oder »Enzyklopädisches Lexikon der Flüche und Verwünschungen«, aber nichts, was ihm in seiner bedrängten Lage nützen konnte.
    Er hastete weiter von Raum zu Raum.
    Die Villa Alptraum war ein riesiger, finsterer Kasten, außen voller windschiefer Türmchen und Erker, innen voller verwinkelter Zimmer, krummer Gänge, wackeliger Treppen und spinnwebverhangener Gewölbe - genau so, wie man sich ein richtiges Zauberhaus vorstellt. Irrwitzer selbst hatte einstmals die Pläne zu diesem Haus entworfen, denn in architektonischer Hinsicht war sein Geschmack ganz konservativ. In Stunden guter Laune pflegte er die Villa oft sein »gemütliches kleines Heim« zu nennen. Aber von solchen Scherzen war er im Augenblick weit entfernt.
    Er befand sich jetzt in einem langen, finsteren Korridor, an dessen Wänden in hohen Gestellen hunderte und tausende von großen Einmachgläsern standen. Es war die Sammlung, die er Herrn Made hatte zeigen wollen, und die er sein »Naturkundemuseum« nannte. In jedem dieser Gläser befand sich ein gefangenes Elementargeistchen. Da gab es alle Sorten von Zwergen, Heinzelmännchen, Koboldchen und Blumenelfen, daneben Undinen und kleine Nixen mit bunten Fischschwänzchen, Wassermännlein und
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