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Der Sang der Sakije

Titel: Der Sang der Sakije
Autoren: Willi Seidel
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und Summen so klar und einsam, als stehe man bei ihr und taste mit der Hand über das ziegelrote uralte Holz des Rades und über das zerschlissene Seilgewinde ... Eine unwiderstehliche Lässigkeit ergriff Besitz von seinem törichten Herzen, von seinem ermatteten Hirn...
    Horch: eine Sakije, noch weiter entfernt und unsichtbar hinter dem strotzenden Weizen, hob ihre Stimme; ihre Schallwellen überschnitten die der ersten; es entstand ein Zwiegesang.
    Hassan bedeckte den Kopf, schloß die Augen und lauschte. Er saß halb in der Sonne und halb in dem Schatten, den der ruhende Esel warf. Und da ward ihm, als nähere sich der ferne Sang; als gewinne er an schneidender Fülle, an bohrender Bedeutsamkeit; als komme er auf ihn zu wie etwas, das sinnlos wachseund drohe. Er riß die Augen auf: eine kleine Silhouette – die eines nackten Knaben, der die Sakije betraute – trat beweglich in den lodernden Himmel.
    Und Hassan erkannte jene Sakije.
    Seine Blicke blinzelten, jeden Lebens entleert, in der Richtung der Hügel. Er griff in die Tasche, zog die Waffe hervor, tändelte mit ihr und ließ sie in einen Erdspalt gleiten. Ihr Fall war nicht zu hören; die Erde nahm sie lautlos an sich.
    Die Sakijen sangen schleppender.
    Es klagten ein paar verlorene Töne auf, und dann schwiegen sie still. – Luft und Umkreis waren voll siedender Leere.
    Urplötzlich überzog sich Hassans Gesicht mit tief kupferner Röte. Er versuchte, an das Tier geklammert, schwankend aufzustehen –; dann aber wehte eine ungeheure Glut über sein Herz und warf ihn nieder, schwer und wuchtig. – Er streckte sich zuckend aus, als ob es ihn verlange, sich wohl zu betten; vergrub das Gesicht zwischen die kühleren Halme und barg seine Wange eng an der Wange der Erde.
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