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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister
Autoren: Roland Krause
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Gfries. Wer die Karriereleiter nach oben kraxelt, spürt intuitiv, wenn das Spiel verjodelt ist. Die Sprossen zerbrechen. Absturz.
    »Was?«, wispert er, »was ist los?«
    »Ihr Spezl Auerhammer hat die Janine gefunden. Wo ist die?«
    Da ist kein Widerstand mehr im Janker. Nur mehr Erkenntnis. Angst.
    »Bei uns«, kommt es tonlos.
    Der Sandner weist die Wiesner an, sie solle das große Besteck zu den Fendts nach Hause jagen, velocemente, samt Notarzt.
    »Und jetzt holen wir Ihre Frau raus.«
    Er will der Wiesner und dem Kare Bescheid sagen. Sie sind dran. Zweiter Akt.
    »Die ... die is ned da«, stammelt der Fendt.
    »Was?«
    »Die müssens grad verpasst haben. Der Kevin hat gespuckt. Die Tagesmutter hat angerufen. Sie wollt ihn dort abholen ...«
    Er rutscht zu Boden, hockt da und starrt vor sich hin.
    »Und der Auerhammer?«
    »Sei Frau hat gesagt, er wär kurzfristig erkrankt. Ich muss wieder rein. Die warten auf mich.«
    Mechanisch spricht er, einen Teil seines Hirns hat er ausgeschaltet.
    Die Tür wird aufgerissen. Ein alter Mann mit Gehstock. Er mustert erst die zusammengekauerte Gestalt am Boden, dann schaut er auf.
    »Ach du bist’s, Sandner. Hätt ich mir denken können. Warum habts des ned glei gsagt. Und wer is des traurige Würschterl?«
    Der pensionierte Oberstaatsanwalt Brauner stochert mit dem Stock nach dem Fendt.
    Der Sandner zerrt den Knienden am Kragen hoch.
    »Hartinger, pack an, wir müssen los!«
    Mit Hilfe des atemlosen Kollegen schafft er den Fendt nach draußen.
    »Aber das geht nicht. Ich muss doch wieder rein«, beschwört der sie, zwischen ihnen herstolpernd.
    »Derf ma jetzt endlich in Ruhe pissen, ja?«, grantelt ihnen der Brauner hinterher.
    »Sie sind schon vor Ort!«, ruft ihnen die Wiesner zu, »eine verletzte Person, ein Leichenfund!«
    Der Sandner schlägt mit der Faust auf das Wagendach.
    Ihre Beute auf dem Rücksitz in die Mitte gepresst, preschen sie nach Harlaching.
    »Sie hat immer nur gesagt, niemand nimmt mir das Kind weg«, kommt es von hinten.
    Vor dem fendtschen Haus steht ein Lieferwagen mit Auerhammers Schriftzug. Der Eigentümer sitzt auf dem Rasen. Zwei Sanitäter betüdeln ihn.
    »Du Hornochs!«, schreit ihm der Sandner entgegen.
    Um den Carport haben sich Polizisten versammelt. Ein Absperrband wird entrollt.
    »Unter dem Boden, der ist aufgebrochen«, setzt ihn ein Uniformierter in Kenntnis. Blass ist der, frische Flecken auf dem Hemd. Sie wären gleich da gewesen. Nur zwei Häuser entfernt wären sie im Einsatz gewesen. Ein Nachbarschaftsstreit. Um Äste wär es gegangen, einfach nur abgesägte Äste und um jahrelang aufgestauten Ärger. Er unterbricht seinen Redefluss, fasst sich wieder, macht ordentlich Meldung.
    »Offenbar weibliche, stark verweste Leiche in Plastikfolie, Herr Hauptkommissar.«
    Der Sandner bleibt stehen. Er braucht sich das Madl nicht anzuschauen. Nach dem Unterschied zwischen einem abgesägten Ast und einem Toten fragt er sich. Sein Gefühl hätte ihn ruhig ausschmieren können, bloß heut.
    Die Wiesner beugt sich runter zum Auerhammer.
    Einen Kopfverband haben sie ihm angelegt.
    Jetzt stößt er wütend den Notarzt weg, der sich weiter bemühen will.
    »Ich hab’s geahnt. Geahnt hab ich es. Es hat mir keine Ruhe gelassen. Dass ihr gesagt habt, sie wär tot. Wer sollt sie denn umbracht haben? Und wieso? Wissens, des Material für den Carport hab ich dem Fendt liefern lassen. Einen Tag nachdem die Janine verschwunden ist. Arbeiter waren auch ausgemacht, aber die wollt er dann plötzlich nimmer. Gut tät des ihm, die körperliche Arbeit, hat er gesagt. Keine Ruhe hat mir des gelassen. Ich hab schon mitgekriegt, wie die Gisela den Kevin vergöttert hat und alles. Wer denkt denn so was? Die sollt man einmörteln und vergessen, die Drecksau.«
    Die Wiesner hört ihm schweigend zu. Dass er sich gedacht habe, wenn die Fendts bei der Sitzung wären, könnte er einfach nachschauen. Mit seiner Frau hätte er das ausbaldowert. Lieferwagen, Spitzhacke und Presslufthammer. Krähte kein Hahn danach. Bauarbeiten halt. Und dann hätt er sie gesehen, die Haare und die Folie und wie er angerufen hätte, bums, hätte ihm wer die Lichter ausgeknipst. Er hätte niemanden kommen gehört.
    Der Sandner spurtet zurück zum BMW.
    »Wo könnte sie hin sein, Ihre Frau?«
    »Ich ...«
    »Wo, zefix?«
    »Ich weiß doch nicht.«
    Der Fendt wird von Schluchzern geschüttelt.
    »Mensch, sie hat den Kevin dabei, und für sie ist es aussichtslos. Die macht sich und das
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