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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
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haben Wochen gebraucht, deine Haut zu erneuern. Bis auf den Kopf, wo du die Maske getragen hast, war sie erfroren. Zum Glück haben wir genügend intakte Zellen gefunden, um im Labor neues Gewebe zu züchten. So kannst du wenigstens in deiner eigenen Haut herumlaufen, nur – sie bleibt unbehaart, und sie besitzt weder Schweißdrüsen noch Nervenzellen; du wirst also weder schwitzen noch Schmerz spüren.«
    »Ich habe mir schon immer ein dickes Fell gewünscht«, sagte Timothy.
    »Freut mich, daß du den Humor wiederfindest, Tiny. Aber du mußt in Zukunft sehr vorsichtig sein; du würdest es nicht merken, wenn du dich verbrennst.«
    »Ich werde mit Handschuhen kochen«, versprach Timothy. »Da ist ein Problem: Du produzierst entschieden zuwenig Speichel. Im Speichel ist eine hormonelle Substanz, die den Heilungsprozeß beschleunigt.«
    »Ist das ein Wunder?« meinte Timothy. »Wo ihr mich seit Monaten intravenös ernährt! Gib mir ein saftiges Steak und einen Whisky, und du wirst sehen, wie mir die Spucke im Mund zusammenläuft.«
    »Das wollte ich dir gerade vorschlagen«, sagte Ed. »Aber du darfst nur daran riechen, verstehst du?«
    »Wenn Old Bentley das sehen könnte!« rief Timothy. Dann kicherte er. »Und Joan als Bunny!«
    »Verrate mir doch endlich, wieso ich noch lebe«, bat Timothy, als er Ed das nächste Mal sah. »Ich bin sicher, ich habe erlebt, wie ich starb.«
    »Schon möglich. Du warst klinisch tot, als man dich brachte.«
    »Aber ich habe doch noch gemerkt, wie Herz und Atmung aussetzten, und ich denke, dann dauert es nur noch Minuten, bis das Gehirn unwiederbringlich zerstört ist.«
    »Die Eisbombe, die dir zum Verhängnis wurde«, sagte Ed, »war zugleich deine Rettung. Sie führte zu einer Schockvereisung. Wir machen etwas Ähnliches bei Gehirnoperationen, unterkühlen den Patienten und setzen dadurch die Stoffwechselvorgänge drastisch herunter; wir drosseln den Sauerstoffverbrauch des Gehirns bereits so weit, daß wir über eine Stunde operieren können. Sagen wir es so: Durch die Vereisung bekamst du eine überlange Sterbephase.«
    »Der Bombe sei Dank«, knurrte Timothy.
    »Und dem Bergungstrupp! Du hattest das Glück, daß die Brüder die Situation erkannten und richtig reagierten; sie haben gleich mit Sauerstoff angereichertes Blut in die Arterien injiziert und dich fein säuberlich weitergekühlt. Du warst ein Eisblock, als man dich einlieferte.«
    »Welcher Bergungstrupp?«
    »Darüber weiß ich nichts, da mußt du andere fragen«, sagte Ed. »Aber jetzt schlafen wir erst einmal wieder, ja?«
    »Du etwa auch?« fragte Timothy.
    »Was ist eigentlich mit meinem Gesicht?« erkundigte sich Timothy.
    »Das ist fast das einzige, an dem wir nicht herumdoktern mußten«, antwortete Ed, »dank der Maske, die du getragen hast – ein phantastisches Gerät! Ich habe gehört, es wird schon in Serie hergestellt. Fühlst du dich stark genug, in einen Spiegel zu blicken?«
    »Wieso, ist der Anblick so scheußlich?«
    »Das mußt du selbst entscheiden.«
    Ja, das war unverkennbar Timothy Truckle, wenn auch um Jahre gealtert. Timothy betrachtete lange sein Gesicht.
    »Zufrieden?« fragte Ed. »Wir haben die Narbe auf der Oberlippe gleich korrigiert.«
    »Danke schön«, sagte Timothy. »Wenn ich nun noch so alt werde, wie ich aussehe.«
    »Das wirst du schon schaffen, Tiny, du hast ja jetzt ein junges Herz –«
    »Aber?« Timothy blickte Ed fragend an. »Rück schon ’raus mit der Sprache. Ich bin stark genug, die ganze Wahrheit zu erfahren.«
    »Wir haben dir doch etliches transplantieren müssen, wie du weißt, und da –«
    »Gibt es Unverträglichkeitsreaktionen?« warf Timothy ein. »Abstoßungen?«
    »Das nicht. Es sind schon alles Teile von deinem Haplotyp. Du brauchst allerdings jedes halbe Jahr eine Knochenmarktransfusion.«
    »Ich hätte mir rechtzeitig einen Klon bestellen sollen«, murmelte Timothy.
    »Wie bitte?« Ed sah ihn fragend an.
    »Nichts. Ich habe nur vor mich hin gedümmelt. Was ist denn das Problem?«
    »Dein Format, Tiny. Du bist einfach zu außergewöhnlich. Beim Arm ging es ja noch halbwegs, da konnten wir uns auch etwas Zeit lassen, das Bein jedoch mußte sofort amputiert werden; es sah scheußlich aus, der Zellverfall war bedenklich weit fortgeschritten. Doch selbst wenn wir genügend Zeit gehabt hätten – es ist verdammt schwer, für einen Mann wie dich passende Glieder aufzutreiben.«
    »Was willst du damit sagen, Ed? Habe ich nur noch ein Bein?«
    »Nein, Tiny! Aber
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