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Der Safe mit dem Rätselschloß.

Der Safe mit dem Rätselschloß.

Titel: Der Safe mit dem Rätselschloß.
Autoren: Edgar Wallace
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große Vestibül zu überblicken, sondern ließ den winzigen Lichtstrahl auf die Innenseite der Tür fallen. Zwei dünne Drähte und eine kleine Spule waren am Querbalken des Türrahmens befestigt. Einer der Drähte war durch das öffnen der Tür gerissen.
    »Natürlich Einbrecheralarm«, murmelte er beifällig. »Die Fenster sind ebenso gesichert, und der Himmel mag wissen, was für Fallen sonst noch auf einen voreiligen Mann warten.«
    Er leuchtete in die Halle. Ein schwerer Perserteppich am Fuß der Treppe erregte seine Aufmerksamkeit. Er nahm einen zusammenschiebbaren Stock aus der Tasche und zog ihn auseinander. Dann schritt er behutsam auf den Teppich zu. Mit dem Stock hob er eine Ecke hoch, und was er sah, befriedigte ihn offenbar, denn er ging zur Tür zurück, wo in einer Nische eine Marmorfigur stand. Es bedurfte all seiner Kraft, um sie aufzuheben und sie bis an den Rand des Teppichs zu schleppen. Mit einem raschen Stoß schob er sie mitten darauf. Eine Sekunde lang stand sie aufrecht, schwankend - dann verschwand sie wie der Blitz, und wo der Teppich gelegen hatte, gähnte ein schwarzes Loch. Der Mann wartete. Aus der Tiefe tönte ein lauter Krach, und langsam kam der Teppich wieder nach oben und füllte die Leere. Der unerschütterliche Besucher nickte, als billigte er die Vorsicht des Hausbesitzers.
    »Hat aber kaum dazugelernt«, murmelte er bedauernd. »Er wird recht alt.«
    Dann untersuchte er die Wände. Sie waren mit Bildern und Stichen bedeckt. Er nahm einen kleinen Anlauf, sprang über den Teppich und ruhte sich eine Weile auf der untersten Stufe aus. Eine Rüstung auf dem ersten Treppenabsatz fesselte einen Augenblick seine Aufmerksamkeit. »Harnisch aus der Zeit der Königin Elisabeth und spanische Streitaxt«, sagte er bedauernd. »Das ist kein Sammlermeisterstück.« Er ließ das Licht der Lampe wieder und wieder über die schweigsame Gestalt gleiten, die in drohender Haltung mit geschwungener Streitaxt dastand. »Dieses Beil gefällt mir nicht«, murmelte er und maß die Entfernung.
    Da entdeckte er den feinen Draht, der sich über den Treppenabsatz spannte. Sorgfältig stieg er darüber weg und stellte sich neben den eisernen Ritter. Erst legte er den Mantel ab, dann streckte er den Arm aus und packte die Gestalt am Handgelenk, mit einer raschen Fußbewegung; er zerriß dabei den Draht.
    Er war auf das mechanische Niederfallen des Beiles vorbereitet gewesen; aber im selben Augenblick, als der Draht zerriß, wandte sich die Gestalt nach rechts, und das Beil kam in halbkreisförmigem Schwung herabgesaust. Er wollte den Arm im Niedergehen festhalten, aber ebensogut hätte er versuchen können, die Kolbenstange einer Maschine festzuhalten. Seine Hand wurde gewaltsam beiseite gedrückt, und die rasiermesserscharf geschliffene Schneide des Beils hätte um ein Haar seinen Kopf getroffen. Mit einem schwirrenden Geräusch nahm der Arm seine ursprüngliche Lage wieder ein und blieb steif in der Luft stehen.
    Der Besucher biß sich auf die Lippen und seufzte.
    »Das ist allerdings etwas ganz Neues«, sagte er kaum hörbar. Bewunderung lag offenkundig in seinem Ton. Er hob seinen Mantel auf, warf ihn über den Arm und stieg ein paar Stufen bis zum nächsten Absatz hinauf. Die Untersuchung des chinesischen Schränkchens verlief zufriedenstellend.
    Der weiße Strahl seiner Lampe blitzte in Ecken und Spalten, enthüllte aber nichts. Er schüttelte den Vorhang eines Fensters und lauschte mit angehaltenem Atem.
    »Hier ist nichts«, murmelte er entschieden. »Das Spiel würde der Alte hier nicht versuchen. Schlangen, in einem Haus mitten in London losgelassen, müßte man am nächsten Morgen sehr mühsam wieder einfangen.«
    Er sah sich um; von dem Treppenabsatz aus führten Türen in drei verschiedene Zimmer. Der Raum, dessen Fenster seiner Meinung nach auf die Straße gehen mußten, kam für ihn nicht in Betracht. Die zweite, mit einer schweren Gardine verhängte Tür sah er eine Weile nachdenklich an. Auf die dritte Tür ging er zu; sorgfältig umwickelte er die Klinke mit seinem seidenen Halstuch und drückte sie nieder. Die Tür gab nach. Er zögerte noch einen Augenblick, dann stieß er sie weit auf und sprang zurück.
    Nur eine Sekunde lang lag der Raum im Dunkeln, bis auf einen flackernden Lichtschein, der ein offenes Kaminfeuer verriet. Dann hörte der Besucher ein knackendes Geräusch, und das Zimmer war von Licht überflutet. Draußen auf dem dunklen Treppenabsatz wartete er; dann sagte eine
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