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Der Safe mit dem Rätselschloß.

Der Safe mit dem Rätselschloß.

Titel: Der Safe mit dem Rätselschloß.
Autoren: Edgar Wallace
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her.
    »Sie lassen sich durch den Regen nicht abhalten«, sagte der Rechtsanwalt und deutete in Richtung der schuftenden Männer.
    Der Meister schüttelte den Kopf.
    »Extralohn«, sagte er kurz. »Das hatten wir bei unserem Angebot schon vorgesehen«, fügte er eilig hinzu, um diese Verschwendung zu rechtfertigen.
    So entstand bei Regen und Sonnenschein, in ununterbrochener Arbeit, das neue Safe-Depot.
    Einmal hielt mitten in der Nacht eine schwere Limousine in der verlassenen Straße, und mit Hilfe eines Dieners stieg aus dem dunklen Wagen ein zitternder alter Mann mit weißem, müdem Gesicht. Er zeigte dem Wächter einen Ausweis und wurde durch das rohe Holztor auf den Bauplatz gelassen.
    Vorsichtig ging er zwischen den Trümmerhaufen umher. Er stellte keine Fragen und gab keine Antworten auf die Erklärungen des verdutzten Wächters, der sich vergeblich fragte, was wohl an einem Bau so Besonderes sein könnte, daß es einen alten Mann an einem kalten Frühlingsmorgen um drei Uhr früh aus seinem Bett lockte.
    Nur einmal sprach der Alte.
    »Wo kommt denn das Ding, das Postament, hin?« fragte er mit heiserer, gebrochener Stimme im Londoner Dialekt, und als der Wächter auf die Stelle zeigte, wo die Arbeiter das Fundament aufgefüllt hatten, verzerrten sich die Lippen des Alten zu einem häßlichen Lächeln und entblößten eine Reihe Zähne, die für einen Mann seines Alters zu weiß und regelmäßig waren, um echt zu sein. Er sagte weiter nichts, zog aber den Kragen seines Pelzes dichter um den mageren Hals und ging mit schleppenden Schritten zu seinem Wagen zurück.
    Der Bau sah den Klienten Mr. Speddings nicht wieder, denn dieser alte Mann war tatsächlich der Bauherr. Er gab sich nicht einmal die Mühe, die Lombard Street noch einmal zu besuchen, als die letzte Glasscheibe in die hohe, vergoldete Kuppel einge setzt und die letzte Marmorplatte an den Wänden der Halle befestigt wurde.
    Aber Mr. Spedding kam und begutachtete das prachtvolle Innere des Gebäudes. Voll Bewunderung stand er vor dem Granitsockel, der sich inmitten eines Gerüstes von schlanken Stahlträgern erhob. Diese stützten eine Wendeltreppe, die nach oben zu dem riesigen Safe führte.
    Auch auf den Inhaber der Baufirma, der den Rechtsanwalt begleitet hatte, machten die gigantischen Maße der Halle tiefen Eindruck.
    »Nun ist der Bau vollendet«, sagte er, und das Echo seiner Stimme hallte durch den weiten Raum.
    Mr. Spedding antwortete nicht.
    »Ihr Klient kann morgen schon hier sein Geschäft eröffnen, wenn er das wünscht.«
    Der Rechtsanwalt trat von dem Postament weg.
    »Er ist noch nicht soweit«, sagte er leise, als fürchte er das Echo.
    Dann ging er zu den großen, weit offenen Stahltüren zu der Halle; der Baumeister folgte ihm.
    Im Vestibül zog er zwei Schlüssel aus der Tasche. Die schweren Türen fielen hinter dem Eingang geräuschlos zu, und Herr Spedding verschloß sie. Durch das Vestibül schritten die beiden Männer auf die belebte Straße hinaus, und der Anwalt schloß auch die äußeren Türen hinter sich.
    »Mein Klient bittet mich, Ihnen seinen besten Dank für die prompte Ausführung zu übermitteln«, sagte er.
    »Sie haben zwei Tage weniger gebraucht, als wir erwarteten«, fuhr Herr Spedding fort.
    Wenn es nicht um seine Arbeit ging, war der Baumeister ein Mann von wenig Gedanken. Noch einmal sagte er:
    »Ja, Ihr Klient kann morgen sein Geschäft eröffnen.« Der Rechtsanwalt lächelte.
    »Mein Klient, Herr Potham, wird sein Geschäft vermutlich nicht vor zehn Jahren - hm - eröffnen«, meinte er. »Nämlich nicht - nun, nicht vor seinem Tode, Herr Potham.«

2
    Ein Mann bog von der Seymour Street in den Terrington Square ein. Er sah etwas fremdländisch aus, trug einen Spitzbart und war in Abendkleidung. Der Mann ging über die Straße und verschwand hinter der Ecke der umgitterten Anlagen, welche die Mitte des Platzes einnahmen. Ein Auto fuhr in schnellem Tempo vorüber, ein verfrühter Zeitungskarren auf dem Weg nach Paddington folgte; dann lag der Platz öde und verlassen in tiefer Stille.
    Der Mann schlenderte ruhig weiter, bis er zu Nr. 43 kam. Hier blieb er einen Augenblick stehen, warf einen raschen Blick die Straße hinauf und hinab und stieg dann die drei Stufen zum Haus empor. Er suchte eine Weile nach dem Schlüsselloch, drehte den Schlüssel um und trat ein. Drinnen stand er einen Augenblick still, zog dann eine kleine elektrische Lampe aus der Tasche und knipste sie an.
    Er gab sich keine Mühe, das
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