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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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Straße, zog dann den Arm zurück und rammte ihm die Spitze ihres Ellbogens in die Rippen, während sie versuchte, sich loszureißen.
    Er runzelte verblüfft die Stirn und konnte gar nicht begreifen, dass sie ihn offenbar nicht wollte. »Warum wehrst du dich?«, raunte er mit verführerischer dunkler Stimme in ihr Haar. »Die Nacht kommt, und mit ihr der Ruf des Vollmonds.«
    Sie schnappte nach Luft und wandte sich ihm ruckartig zu. Ihr Blick wirkte misstrauisch, doch in den Tiefen ihrer Augen flackerte Erkenntnis auf.
    Mit dem Rücken seiner Finger fuhr er über ihre bleiche Wange. »Du weißt, wovon wir sprechen«, bezichtigte er sie sanft. »Von der Veränderung, die über uns kommt, wenn die Sonne untergeht.« Jedes seiner Worte war mit einem Zauber behaftet, einem Lockmittel, um ihre Sinne einzulullen.
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie damit seine Berührung abschütteln, seine Bezauberungen und seine Absichten ihr gegenüber. Er fühlte, wie ihre Magie mit seiner eigenen um die Vorherrschaft rang, und ein lustvoller Schauer jagte durch seinen Körper. Doch innerhalb von Sekunden hatte seine Magie sich in ihr Bewusstsein geschlichen und beeinflusste sie sichtbar. Ihr Körper war noch immer halb abgewandt, doch sie hatte sich entspannt und war nicht länger im Begriff, zu fliehen. Ihre Miene war weicher geworden, und ein Anflug von Röte überzog ihre Wangen. Ihre Finger hoben sich und strichen leicht über ihre Lippen, dann sanken sie hinab an ihr Mieder und fuhren ruhelos an der Linie ihres Ausschnitts entlang.
    »Götter!«, flüsterte er. »Jedermann dachte, Wesen wie du seien nur ein Mythos.« Er strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr zurück und betrachtete jede Nuance ihres ihm zugewandten Gesichtes, während er über sie nachdachte. Wer sie war. Warum sie hierhergekommen war.
    »Ich bin eine Fee«, protestierte sie schwach.
    Er lachte leise in sich hinein. »Kleine Lügnerin!«
    Dane mit seinem unstillbaren Wissensdurst würde Fragen an sie haben, wenn sie sich mit dem Anbruch des nächsten Morgens trafen. Sollte er dann ruhig Antworten finden. Doch diese Nacht galt dem Vergnügen. Seine Handfläche lag warm an ihrer Wange, als er einen Beruhigungszauber sprach.
    »Bleib!«, raunte er. »Bleib heute Nacht bei uns!«
    Ihr Wille, gegen ihn – und gegen ihre eigene Natur – anzukämpfen, geriet ins Wanken. Ihre Schultern gaben nach, und ihre Arme wurden schlaff. Etwas traf seine Stiefelspitze: ihr kleines Buch. Ihr Kopf sank nach hinten an seine Schulter, und er fühlte, wie ihr Körper sich weich an ihn schmiegte. Als er ihre Lippen an seinem Hals spürte, wusste er, dass er sie gewonnen hatte. Aber es war noch nicht genug, sie mit magischer List zu umwerben. Er wollte, dass sie sich mit Leib und Seele nach ihm sehnte, und er würde nicht eher zufrieden sein, als bis sie ihn darum anflehte, sie auszufüllen. Er führte ihre Finger an die Verschlüsse ihres Mieders und half ihr dabei, die ersten davon zu öffnen.
    Plötzlich überkam ihn eine merkwürdige Taubheit, und seine Finger begannen, herumzutasten, seine Bewegungen wurden unkoordiniert und unsicher. Sein Griff um ihren Körper lockerte sich. Nicht weil sie erneut einen kläglichen Versuch unternommen hätte, ihn abzuschütteln, sondern wegen … etwas anderem. Etwas stimmte nicht.
    Dante fühlte, wie er schwankte, und sein Bewusstsein erbebte wie die Oberfläche eines Teiches, die aufgewühlt wurde und Wellen schlug. Seine Hände fielen von ihr herab, als der Schatten einer anderen Präsenz sich in sein Bewusstsein drängte. Dane? Nein, das konnte nicht sein! Und doch war es so.
    Aber noch nie zuvor war Dane während einer sinnlichen Begegnung wieder zum Vorschein gekommen. Es war nicht sicher für ihn. Was, wenn
sie
wiederkamen und ihn an diesen furchtbaren Ort zurückschleppten? Er war schon einmal deshalb in einer Irrenanstalt gelandet. Das nächste Mal würde es ihn vielleicht töten. Das konnte Dante nicht zulassen! Dane zu beschützen war alles, wofür er lebte.
    Weißt du denn nicht mehr, wie es war … vorher?,
warnte Dante ihn.
Ist dir deine geistige Gesundheit so unwichtig? Du musst dich verborgen halten! Schlafe!,
flüsterte er ihm zu.
    Verschwinde aus meinem Kopf, verdammt noch mal!,
stieß Dane hervor.
Ich brauche dich nicht!
    Fassungslos konnte Dante nur mit nutzlos herabhängenden Armen dastehen, während er immer weiter verblasste und unaufhaltsam seinen Zugriff verlor auf …
     
    Dane sog scharf die Luft
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