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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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noch dein Bruder hier, um uns zu unterhalten.«
    Mit einem mächtigen Brüllen rammte Dane ihn wieder gegen den Stützbalken, so fest, dass er umfiel. Brocken aus Tuffstein fielen auf sie herab.
    »Bist du wahnsinnig?«, schrie Gaetano.
    Dane ballte mordlustig die Hände zu Fäusten. »Ich bin das, was dieser Ort aus mir gemacht hat.«
    »Nein, Dane. Es ist gefährlich.« Das war Lucs Stimme, eine Stimme ohne jeden Ausdruck. Luc stand neben ihm, ruhig. Zu ruhig. Er starrte erst Gaetano an, richtete dann seinen Blick nach oben und stierte wie gebannt auf den Balken über ihm. Für einen Augenblick schien das Silber seiner Augen noch heller zu strahlen. Dann ertönte ein lautes ächzendes Geräusch, das Geräusch brechender Felsen und splitternden Holzes. Luc legte eine Hand auf Danes Arm. »Es wird einstürzen.«
    »Verdammt!« Dane stolperte auf seinen Bruder zu und schob ihn vor sich aus der Zelle hinaus. Gaetano versuchte, sich auf die Füße zu kämpfen, doch gleich darauf schrie er vor Entsetzen auf, als lose Tuffsteinbrocken zu bröckeln begannen und flutartig auf ihn herabregneten. Die Decke brach ein, und die Zellentür krachte aus den Angeln, als ein Haufen aus Schutt und Staub in den Hauptraum rauschte.
    »Zur Hölle, wir müssen hier raus!«, brüllte Dane. Zusammen mit Luc trieb er die anderen Gestalten, die völlig abwesend wirkten, vor sich her in den Tunnel hinaus, auf den Weg, den Eva vorher genommen hatte. Hinter ihnen stürzte das Vulkangestein herab und zerschmetterte alles unter einem Berg Tuffgestein, Mosaiken und Marmor. Innerhalb von Sekunden waren Gaetano, Serafina, Odette und ihre heimtückischen Taten für immer begraben.
    Eine Druckwelle aus Staub drängte in den Tunnel, und Dane, Luc und die anderen flüchteten durch das Labyrinth vor der Staubwolke, die sie zu ersticken drohte. Doch knapp fünfzig Meter weiter ließ der Staub nach, und nach einigen weiteren Schritten trafen sie auf Bastian.
    »Was zur Hölle …?«, fragte Bastian, als er die staubbedeckten Gestalten erblickte.
    »Ein Einsturz.« Dane hustete. »Luc ist bei mir. Eva?«
    Bastians Blick flog zu Luc, und heftige Gefühle zeichneten sich in seinem Gesicht ab. Doch er antwortete nur: »Sevin hat Eva. Wir trafen auf halbem Weg auf sie, und er hat sie und das Kind hinausgebracht. Gehen wir!«
    Gemeinsam führten sie ihre wertvolle Fracht durch den Tunnel und nach draußen, wo Sonnenschein, frische Luft und Freiheit auf sie warteten.
    Sevin erwartete sie im Tempel.
    »Eva?«, fragte Dane wieder.
    »Beim Haus mit ihren Mädchen.« Und dann wanderte sein Blick weiter, und er musste noch einmal hinsehen. »Lucien? Götter, bist du …«
    »Zu Hause.« Luc schenkte seinen drei Brüdern ein glückstrahlendes Lächeln. »Ich bin zu Hause.«
     
    Bis die Namen und persönlichen Verhältnisse aller sieben Opfer der Patrizzi geklärt waren, war die Nacht hereingebrochen. Unter der Fürsorge der Nachtbediensteten schliefen sie nun, ebenso wie Luc. Ihr künftiges Schicksal würde sich über die folgenden Tage entscheiden. Dane hatte noch keine Zeit mit Eva für sich gehabt und war begierig, sie in die Hände zu bekommen, um sich zu vergewissern, dass sie unversehrt, gesund und immer noch sein war. Doch noch immer musste er warten, da sie darauf bestand, zuerst ihre Mädchen zu Bett zu bringen.
    Bastian und Sevin hatten sich in seinem Büro zu ihm gesellt, einem der wenigen sauberen Räume im Haus, und er spürte ihre Absicht, mit ihm über Dinge zu sprechen, über die er nicht diskutieren wollte.
    Um ihnen zuvorzukommen, erzählte Dane: »Heute da unten in dieser Kammer des Schreckens hat Luc irgendwie einen Stützbalken bewegt und den Einsturz verursacht, der Patrizzi getötet hat.« Damit gewann er augenblicklich die Aufmerksamkeit seiner Brüder. »Nicht mit seinen Händen, sondern mit seinen Gedanken oder seinen Augen. Ich weiß es nicht. Ich habe noch nie etwas Derartiges gesehen.«
    »Verdammt! Eine Gabe?«, vermutete Sevin vorsichtig.
    »Möglicherweise«, bemerkte Bastian nachdenklich. »Wenngleich ich mich nicht an so etwas erinnere, bevor er verloren ging. Allerdings war er damals erst fünf, und …«
    »Warum sagen wir es nicht ganz offen ein für alle Mal: Was mit ihm geschehen ist, so wie er jetzt ist – das ist meine Schuld«, sagte Dane leise und bestimmt. »Alles.«
    Daraufhin setzten sich beide Brüder auf. »Einen Teufel ist es!«, entgegnete Bastian.
    »Wusste ich’s doch!«, sagte Sevin. »Die ganze Zeit über hast
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