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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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Brüder vor langer Zeit, als das Land seiner Familie gehört hatte. Er drehte Lena um in Richtung Haus und schob sie leicht an. »Nun geh!«
    Während sie loslief, schnappte er sich eine Laterne aus dem Tempel und entzündete sie. Dante und Daniel waren beide in ihm erwacht – etwas, das es noch nie gegeben hatte. Dante war nie für etwas anderes als körperliche Befriedigung aufgetaucht. Und Daniel – er war überhaupt noch nie erschienen, wenn Dane bei sich war. Doch nun stürmten sie beide mit fieberhaften Appellen auf ihn ein, um ihn daran zu hindern, den Tunnel zu betreten. Sie bettelten förmlich, stattdessen seine Brüder gehen zu lassen.
    Ich werde nicht auf ihre Hilfe warten!,
gab Dane in einem wortlosen Aufschrei zurück.
Die Spur wird kalt, und Eva könnte …
    Nein. Nein, es würde ihr gutgehen. Er weigerte sich schlichtweg, die Möglichkeit, dass es anders sein könnte, auch nur in Erwägung zu ziehen. Stattdessen verschloss er sich gegen die Aussicht, dass er sie verliere könnte, so wie er Luc verloren hatte.
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er über die Schwelle in den Rachen der Hölle schritt. Selbst mit der Laterne war es hier so gut wie stockdunkel. Während er durch den Tunnel schritt, schienen sich die Wände zu bewegen, ihn von allen Seiten zu umzingeln und zu ersticken. Der Kopf schwirrte ihm von seinen eigenen Ängsten und denen seiner anderen Persönlichkeiten, die mit ihm und miteinander rangen.
    Lass uns wieder zurückgehen! Ich habe Angst. Ich hasse diesen Ort!
Das kam von Daniel.
    Daraufhin mischte Dante sich ein.
Siehst du, was du da anrichtest? Du versetzt ihn in Panik. Das kann nicht gutgehen! Willst du wieder in einer Irrenanstalt enden?
    Geh raus geh raus geh raaaauuuus!
    Nein! Ich muss sie finden. Ich muss. Ich. Muss. Links. Rechts. Eva. Mimi. Luc. Eva. Mimi. Luc. Geh. Weiter.
    Der Weg schlängelte sich kurvenreich dahin, dann, nach knapp fünfzig Metern, gelangte Dane an eine Gabelung. Wenn er jetzt den falschen Weg nahm, würde er kostbare Minuten vergeuden. Welche Richtung? Er hielt die Laterne höher.
    Da, ein Stück voraus im rechten Gang war etwas. Etwas Weißes, Rechteckiges lag auf dem Boden. Er lief hin und hob es auf. Ein Blatt Papier, ganz weich von der Feuchtigkeit, die durch die Wände sickerte und sich in Pfützen auf dem Boden sammelte. Das Wort
Evangeline
fiel ihm ins Auge, geschrieben in einer spinnenartigen weiblichen Handschrift. Es war eine Seite aus dem Tagebuch von Evas Mutter!
    Erneut hob er die Laterne und ging weiter den Tunnel entlang. Nichts als Schwärze. Doch dann sah er noch ein weißes Rechteck auf dem Boden. Seine Stiefel rutschten und schlitterten über den Boden, als er darauf zulief. Eine weitere Seite. Und weiter vorn noch eine. Eva musste sie, eine nach der anderen, fallen gelassen und so eine Spur gelegt haben, die ihren Kidnappern entgangen war! Er ließ die beiden Seiten dort zu Boden fallen, um den Rückweg zu markieren. Wenn er seine Lieben im Schlepptau haben würde.
    Oder wenn deine Brüder dir folgen, um eure Leichen zu finden!
Das war Dante, optimistisch wie immer.
    Beinahe gelähmt vor Platzangst und vor Angst um Eva, Luc und Mimi folgte Dane der Spur aus Tagebuchseiten, einer nach der anderen. Dante fluchte und Daniel bettelte, während Dane im Zickzack durch wabenartige Katakomben und unterirdische Ruinen lief, hier eine umgestürzte Säule, dort eine zersprungene Marmorplatte.
    Wir erinnern uns, nicht wahr?,
murmelte er stumm an die beiden Begleiter in seinem Kopf gerichtet.
Die nasskalte enge Atmosphäre und die Stille, wo Zeit nichts bedeutet. Die Frustration. Die Qual.
    Erinnerungsfetzen tauchten wie Blitze in seinem Kopf auf, schreckliche Erinnerungen, die an ihm zerrten.
    Es war Vollmond gewesen, vor dreizehn Jahren. Er war durch die Nacht geschlichen, voller Neugier, die geheimnisvollen Ereignisse zu beobachten, die bei Vollmond stattfanden, wenn alle Erwachsenen in die Wildnis verschwanden und erst mit dem Morgengrauen wieder nach Hause zurückkehrten. Ohne sein Wissen war Luc ihm gefolgt. Sie waren in Streit geraten. Und dann hatte sich diese Mosaiktür im Tempel geöffnet. Gestalten in Mänteln hatten sie in den Tunnel gezerrt. Er und Luc hatten sich gewehrt, doch sie waren nur Knaben gewesen, hilflos. Das Nächste, woran er sich erinnerte, war, dass man ihn in sein neues Quartier gebracht hatte, eine Zelle ohne frische Luft und ohne Fenster. Und dann die Drogen. Er war zu einem Gegenstand geworden, einer Sache
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