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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra
Autoren: Julie Leuze
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Mund.
    »Ja«, sagte er rau und hob sie auf seine Hüfte. »Aber das kann noch eine Weile warten.«
    Sie schlang die Beine um ihn, knabberte an seinem Ohr. »Unersättlich, was?«
    Carl schwieg. Abrupt hielt er in seinen Bewegungen inne.
    Hatte sie etwas Falsches gesagt? Emma biss sich auf die Unterlippe. Sie löste sich von Carl und sah ihm forschend ins Gesicht.
    Sein Gesichtsausdruck hatte sich vollkommen verändert, keine Spur mehr von Lust. Wachsam und angespannt blickte er um sich.
    »Carl, was ist denn los?«
    »Hast du nicht auch das Gefühl«, fragte er leise, »dass wir beobachtet werden?«
    Du lieber Gott! Peinlich berührt spähte Emma in das Farndickicht. »Das sähe den Schwarzen aber gar nicht ähnlich. Sie neigen ja eigentlich nicht dazu, heimlich zuzuschauen, wenn man … ähm …«
    »Du hast recht. Trotzdem, da ist irgendetwas, das spüre ich.«
    »Ich auch«, gab sie zu.
    Carl rührte sich nicht, sondern starrte konzentriert zum Ufer hinüber und lauschte. Auch Emma versuchte herauszufinden, was anders war als sonst.
    Alles war still und friedlich, nicht einmal das Rascheln eines Tieres war zu hören.
    »Vielleicht haben wir es uns nur eingebildet«, sagte Carl verunsichert.
    »Das denke ich auch.« Halbherzig schlug Emma vor: »Möchtest du trotzdem lieber zurück ins Lager gehen?«
    Einen Wimpernschlag lang zögerte Carl. Dann schüttelte er entschlossen den Kopf. »Nein. Das wäre albern. Von einem vagen Gefühl sollten wir uns nicht ins Bockshorn jagen lassen.«
    Emma lächelte erleichtert und schlang ihre Beine erneut um seine Hüften. »Ganz meine Meinung.«

3
    H oppla, nicht so schnell, mein Großer! Sonst verlierst du mich noch unterwegs.«
    Emma zügelte Orlando, bis er schnaubend auf der Stelle tänzelte.
    »So, das war’s«, sagte sie und schwang sich aus dem Sattel. Ihre Knie zitterten, als sie auf dem steinigen Boden zu stehen kam. »Reite deinen schwarzen Teufel wieder selbst, Carl, und gib mir meinen sanften, wenn auch lahmen Engel wieder.«
    Carl saß von Princess ab und verkniff sich ein Grinsen. »Tja, einen Versuch war es wert, oder?«
    »Solange es bei dem einen bleibt«, murmelte Emma.
    Sie schämte sich. Carl hatte sie gewarnt, dass Orlando zu wild für sie sei, und eigentlich wusste sie das auch selbst.
    Aber hatte sie nicht in dem Jahr, das sie nun schon in Australien lebte, richtig gut reiten gelernt? Hatte sie ihre Angst vor großen Rössern nicht spätestens verloren, als sie Orlando aus dem Fluss gerettet hatten?
    Also hatte sie Carl darum gebeten, bei ihrem heutigen Ausritt die Pferde zu tauschen; ihre brave weiße Stute gegen seinen feurigen schwarzen Hengst.
    Sie seufzte. Das Ergebnis war eindeutig: Dass sie und Princess perfekt zusammenpassten, sie und Orlando hingegen überhaupt nicht, stimmte nach wie vor. Vielleicht sogar mehr denn je, wurde Orlando doch nur noch ein-, zweimal pro Woche geritten und genoss ansonsten ungestört sein freies Koppelleben mit Princess.
    Die beiden Pferde gehörten Emma und Carl fast so lange, wie sie beide einander kannten. Sie hatten ihre erste gemeinsame Expedition mit den Pferden gemacht, und sie behielten sie auch, nachdem sie beschlossen hatten, fortan im Regenwald ihr Zelt aufzuschlagen. Während die Scheerers beim Clan lebten, blieben die Pferde einfach auf ihrer Weide im ehemaligen Forschungslager. Alle paar Tage kamen Emma und Carl, um nach den Tieren zu sehen, sie zu pflegen und zu reiten. Sie brauchten Orlando und Princess schließlich, um nach Ipswich zu kommen; das freie, einsame Leben der Tiere durfte auf keinen Fall in gänzlich ungezähmte Wildheit abgleiten. Orlando und Princess waren Reittiere, und das sollten sie auch bleiben.
    Der schwarze Hengst schien da allerdings anderer Meinung zu sein. Emma stieg in den Steigbügel und schwang sich auf ihre stets gefügige Stute. Faul oder nicht, mit Princess lief man wenigstens nicht Gefahr, sich den Hals zu brechen.
    »Machen wir uns auf den Rückweg«, sagte sie und drückte Princess die Fersen in die Flanken.
    Die Pferde wieherten, als sie endlich auf ihre Weide zutrabten – oder vielmehr auf das Stück notdürftig bereinigte Wildnis, das ihnen als Weide diente. Emma, die längst ihre gute Laune wiedergefunden hatte, tätschelte Princess den Hals. Verwöhnt waren die Pferde wahrlich nicht: Ein einfacher Holzzaun hinderte sie am Weglaufen, das Gras auf der Weide war eher dürr als saftig, und das, was Emma und Carl als Bächlein zu bezeichnen pflegten, war bloß ein
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