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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra
Autoren: Julie Leuze
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ihrem Ehemann und Birrinbirrin … die junge Frau, der alte Bock und der attraktive Liebhaber …«
    »Was haben Nowalingus Liebschaften denn mit uns zu tun?«
    »Auf den ersten Blick nichts. Aber auf den zweiten einiges.« Carl ließ sich nicht beirren. »Siehst du nicht die Parallelen? Ich bin zwar kein alter Bock, aber doch ziemlich versehrt. Ich habe einen schief zusammengewachsenen Finger und Narben auf dem gesamten Oberkörper, und ich schreie vor Angst, wenn ich träume. In den letzten Monaten hast du es wahrlich nicht leicht mit mir gehabt. Wer könnte es dir verdenken, wenn du dich nach John Roberts sehntest? Ich bin nicht dumm, Emma, ich kann eins und eins zusammenzählen, und mir ist durchaus bewusst, dass ihr beiden damals …«
    »Carl!« Hastig legte sie ihm den Zeigefinger auf den Mund. »Quäl dich nicht mit John. Bitte. Er hat mir durch die schwere Zeit geholfen. Und ja, er hat mir etwas bedeutet. Das möchte ich nicht leugnen. Aber er war mir niemals so nahe wie du. Nie! Nicht meinem Herzen«, sie schluckte, »und auch meinem Körper nicht.«
    Carl sah ihr forschend in die Augen, und Emma hoffte inständig, er möge darin erkennen, dass sie die Wahrheit sagte. Jetzt stand es also an, dachte sie beklommen, das längst überfällige Gespräch über John und sie.
    Carl schien von Anfang an geahnt zu haben, dass seine Frau und den jungen Engländer mehr verbunden hatte als reine Freundschaft. Gefragt hatte er jedoch nie, und auch Emma hatte das Thema nicht angeschnitten. Carl war vollauf damit beschäftigt gewesen, das Grauen seiner Gefangenschaft zu verarbeiten; Herzensqualen hätte er nicht auch noch verkraftet.
    Doch jetzt, ein halbes Jahr nach seiner Befreiung, schien er so weit zu sein, sich seinem fernen Rivalen zu stellen. Emma war sich nicht sicher, ob sie darüber glücklich sein sollte. Einerseits bewies Carl ihr damit, dass nicht nur sein Körper langsam gesundete, sondern auch seine Seele. Andererseits sah Emma wenig Sinn darin, John in ihre neu gefundene eheliche Zweisamkeit eindringen zu lassen.
    Sie dachte oft an John. Verhaltene Zärtlichkeit und ein Hauch Sehnsucht begleiteten ihre Erinnerungen. Dennoch stand es für Emma außer Frage, dass John für sie Vergangenheit war. Eine Vergangenheit, die sich in Form sporadischer Briefe zu Wort meldete, höflicher beruflicher Anfragen, die Emma ebenso geschäftsmäßig beantwortete. John war ihr Ansprechpartner bei der Kolonialregierung; sie und Carl mussten mit ihm auskommen. Beide.
    Ob Carl das gelingen würde, jetzt, wo sie zugegeben hatte, dass John ihr etwas bedeutet hatte?
    Mit klopfendem Herzen wartete sie auf seine Reaktion.
    Carl wandte den Kopf ab, atmete tief durch und blickte über das braune Wasser, das sich plätschernd seinen Weg über Geröll und Felsen suchte. Auf einem großen Stein sonnte sich eine Echse. Von ferne hörten sie den Wasserfall, jenes unablässige Brausen, das sie in ihrem neuen Leben Tag und Nacht begleitete.
    »Ich wollte dich nicht bedrängen«, sagte Carl schließlich rau. »Du hast gedacht, ich hätte dich verlassen oder sei tot. Es wäre also kein Betrug gewesen, wenn du und John Roberts … es ist nur … Ach, verdammt.«
    Er drückte Emma fest an sich und vergrub die Nase in ihrem Haar. »Ich bin einfach so froh, dass du noch die Meine bist.«
    »Für immer, Carl.« Emmas Worte kamen von Herzen.
    Er spürte es, und die Anspannung fiel merklich von ihm ab. Nur noch halb im Ernst fragte er: »Für immer die Meine, obwohl ich graue Haare habe?«
    Erleichtert ging Emma auf seinen Tonfall ein. »Die stehen dir gar nicht schlecht. Und was den Rest von dir angeht, mein Liebster, der ist doch wieder recht ansehnlich.«
    Sie kniff in seine Oberarme, die inzwischen nicht mehr weiß und mager waren, sondern wieder braun gebrannt und kräftig.
    Carl grinste, und seine blauen Augen blitzten. Er zog sie auf seinen Schoß und küsste ihren Hals. »Dann hast du bestimmt nichts gegen ein Schäferstündchen mit deinem versehrten, aber recht ansehnlichen Ehemann einzuwenden.«
    »Hier?«
    »Hier und jetzt. Die Gelegenheit ist gut. Alle sind mit dem Ritual beschäftigt, das heute Abend stattfinden soll. Niemand wird uns sehen.« Seine Hand wühlte sich bereits unter ihren Rock.
    Emma lachte atemlos. Sollten sie es wirklich wagen? Aber warum eigentlich nicht? Carl streichelte die Innenseite ihrer Oberschenkel, und sie spürte Erregung in sich aufsteigen.
    »Mama! Papa! Maaamaaa!«
    Die Erregung verpuffte. Hastig zog
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