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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Baron? Wer hat die Erklärung vor der Presse abgegeben?«
    »Du bist – du bist …« Boltenstern rang nach einem Wort, das Brigitte beleidigen, aber immer noch im Rahmen seiner Bildung liegen sollte.
    »Sogar im Namen des Kuratoriums – das von nichts wußte!« fuhr Brigitte ungerührt fort. »Bergh steht wieder in der alten Gloriole da – mehr denn je. Seine Arterienverpflanzung hat weltweites Aufsehen erregt! Was können Sie dagegen machen, Baron? Er ist eben stärker als Sie!«
    »Um das zu klären, bin ich gekommen! Ich will mit Bergh selbst sprechen! Ich will alles erklären …«, rief Boltenstern erregt.
    »Alles erklären?« fragte Brigitte. Sie hatte die Augen bis auf einen Schlitz geschlossen. Plötzlich fühlte Boltenstern die Gefährlichkeit dieser Frau – immer hatte er gewußt, wie sie war, aber nie hatte er einer Gefahr so unmittelbar und nackt gegenübergestanden wie jetzt.
    »Alles!« sagte er tapfer. »Habe ich etwas zu verbergen oder zu bereuen?«
    »Bereuen – ein dummes Wort!« Brigitte lachte häßlich. »Und was erhoffen Sie sich davon, wenn Sie Bergh sagen: Alles war nur diese Brigitte! Sie hat mich durch ihren Körper gezwungen, etwas zu tun, was ich wirklich nicht wollte. Ich armes, armes Opfer dieser Frau! Der böse Geist ist nur sie …«
    »Wie gut du dich kennst …«
    »Was wird Bergh Ihnen wohl darauf antworten, Sie Jammerlappen? Er wird sagen: Das weiß ich alles, lieber Baron! Und nun gehen Sie wieder in Ihr Häuschen und legen sich eine kalte Kompresse um das Köpfchen …«
    »Und deinem Mann –«, setzte Boltenstern wütend an. Aber Brigittes abwinkende Hand unterbrach ihn abrupt.
    »Mein Mann? Geh zu ihm hin – erzähle es ihm doch! Aber auch dazu bist du zu feig …«
    Sie ließ Boltenstern stehen, ging an ihm vorbei, als sei er gar nicht mehr vorhanden und verschwand hinter der Pendeltür im großen Treppenhaus der Klinik. Boltenstern wird nie ein Wort sagen, dachte sie triumphierend. So wirft man zerbrochene Werkzeuge weg – man muß es eben können …
    In der Klinik war der alte Rhythmus wieder eingekehrt. Statt der panikartigen Verlegungen in andere Häuser fand jetzt eine Panik um die Betten statt. Die Voranmeldungen überstiegen die Zimmerzahl – reiche Privatpatienten, die Wonne aller Krankenhäuser, kamen in ganzen Gruppen. Sie bedrängten Oberarzt Dr. Werth, der wehrlos diesem Ansturm gegenüberstand.
    Auch Bergh erfuhr es … Dr. Thoma rief ihn an und berichtete von dem ›Wertzuwachs‹ der Klinik.
    »Was geht das mich an?« sagte Bergh grob. »Sagen Sie es Teschendorff.«
    »Noch sind Sie der Chef, Herr Professor.« Dr. Thoma sagte es ohne Pathos. Es war selbstverständlich. Bergh sah nachdenklich auf den Stapel Briefe und Telegramme, die er schon nicht mehr öffnete.
    »Ich komme nachher hinüber, Herr Thoma. Aber daß es keiner vorher erfährt …«
    »Niemand, Chef.«
    Eine halbe Stunde später saß Bergh wieder in seinem Chefzimmer. Dr. Werth und Dr. Thoma hatten die Mappen mit den neuen Krankengeschichten vorgelegt. Dann machte er einen Dienstgang durch das Krankenhaus.
    Im neuen Anbau der Klinik, dessen weiße Gänge gegen das rotgrüne Ziegelgemäuer der Außenwände geradezu absurd abstach, traf Bergh auf Josef Teschendorff.
    Überrascht blieben sie voreinander stehen, ein wenig betroffen und irgendwie schuldbewußt.
    »Das ist schön, daß wir uns sehen, Herr Professor«, sagte Teschendorff als erster. »Ich wollte morgen zu Ihnen in Ihre Privatburg kommen. Sie mauern sich ja ein …«
    »Kann ich Sie dann sprechen?« Bergh straffte sich. Es war, als wolle er ein Urteil hinnehmen. »Nicht dienstlich. Privat nur. Von – Mann zu Mann …«
    Teschendorff hob den Kopf. Er begegnete dem Blick Berghs und ahnte, was der weißhaarige, in den vergangenen Wochen alt gewordene Arzt ihm zu sagen hatte.
    »Sie sind mir auf Schloß Hainaue immer ein willkommener Gast«, sagte er. »Wir müssen ja noch unsere Partie Golf zu Ende spielen …«
    »Ich erwarte mit Ihnen ein ernstes Gespräch …«
    »Ernst war der Zustand meines Kindes, Herr Professor. Sie haben es dem Tod entrissen! Deshalb bitte keine Erklärungen oder Geständnisse … Sie haben mein Kind gerettet. Das wiegt alles auf, was Sie gestehen wollen – und was ich gar nicht von Ihnen hören will. Und es ist auch gar nicht so wichtig – für mich …«
    Abrupt ging er, ohne weitere Worte Berghs abzuwarten.
    Professor Bergh blieb stehen, als sei er festgewurzelt. Teschendorff wußte alles – das war
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