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Der rollende Galgen

Der rollende Galgen

Titel: Der rollende Galgen
Autoren: Jason Dark
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Galgengestell hinweg.
    Sie rochen irgendwie alt und auch nach Moder, als hätte die Vergangenheit tief ausgeatmet.
    Der Nebel kroch an Buddys Gestalt hoch. Er kam ihm vor wie lange, kalte Totenarme, die geschickt über seine Haut strichen und auch sein Gesicht nicht ausließen.
    Die Angst krampfte seinen Magen zusammen. Und der Indianer hinter ihm hielt ihn noch immer fest.
    Die drei anderen Gestalten ließen Buddy nicht aus dem Blick. In den Augen lag ein mattes Glänzen; Pupillen allerdings besaßen sie nicht. Dennoch konnten sie sehen.
    Für Buddy waren es keine Menschen mehr, auch wenn sie so aussahen. Der Vergleich mit schrecklichen Geschöpfen, denen man den Begriff Zombies gegeben hatte, kam ihm in den Sinn.
    Ja, Zombies…
    Wesen aus der Hölle!
    Der Indianer hob ihn an. Jetzt griff er auch mit der anderen Hand zu. Der Arm umkrallte Buddys Hüfte.
    Und plötzlich spürte er den rauhen Hanf der Schlinge an seiner Kehle. Vorn Lind an den Seiten scheuerte er, schrammte ihm die Haut auf. Der junge Mann weinte, er bettelte, er wollte Gnade und sah nicht, daß sich zwei der Alptraumgestalten in Bewegung setzten.
    Sie gingen hinter den Galgen, wo sich eine Holzwinde befand. Über die rollte auch der Strick, dessen Schlinge bereits den Hals des Farbigen umschloß.
    Dann quietschte es laut…
    Vier Gestalten schauten zu, wie Buddy furchtbaren Todes starb. Das mitten im nächtlichen New York, Washington Square, wo die feinen Avenues begannen und die Stadt am teuersten war…
    ***
    Seit einem Jahr befand sich William Penn in New York. Die Stadt aber, die er fast jeden Tag durchstreift hatte, kannte er noch immer nicht. Mittlerweile war er zu der Überzeugung gekommen, daß man ein ganzes Leben in New York verbringen konnte und man immer wieder neue Dinge entdeckte.
    Penn arbeitete als Fotoreporter für verschiedene Zeitschriften in Europa. Seine Bilder wurden gern genommen, denn die trafen auch die Seele einer Stadt.
    Er zeigte nicht nur die äußeren Ansichten. Bei Betrachtung seiner Fotos hatten die Leser der Zeitschriften das Gefühl, auch hinter die Dinge schauen zu können.
    Egal, ob es nun die Prachtfassade von Tiffany war oder ein Bild aus der verwüsteten South Bronx. Bei William Penn erzählte jedes Foto eine eigene Story.
    Im Laufe der Zeit war der schmächtige Mann, der etwas von Woody Allen hatte, gezwungen gewesen, sich einen Plan zu machen, an den ersieh strikt halten wollte.
    Er teilte Manhattan in Gebiete ein und vernachlässigte zunächst einmal die anderen Stadtteile. Im Süden begann er.
    Battery Park, Wall Street, die Wall Street City. Gewaltige Straßenschluchten, die künstlichen Canyons ähnelten. Er knipste sie bei Lag und Nacht, bei Regen und Sonnenschein, mal mit Tele, mal mit Weitwinkel.
    Die Fotos waren gut, kamen und sprachen an. Folglich verlangten die Auftraggeber mehr. Selbst für Zweitrechte wurden noch gute Honorare geboten.
    Penn geriet immer stärker in Streß. Er mußte seine Arbeit anders einteilen. Wie, das war die große Frage. Also spezialisierte er sich zunächst nur auf Nachtfotos.
    Das erklärte er seinen Auftraggebern, die sich mit allem einverstanden zeigten, was er brachte.
    »Nur Nacht ist auch gut!« bekam er zu hören. »Wir werden dann auf Reportagen hinarbeiten.«
    Was blieb Penn anderes übrig, als zuzustimmen. Es ging in den Sommer hinein. Das südliche Manhattan wurde für ihn zu einer wahren Fundgrube. Besonders gut gelangen ihm die Aufnahmen, wenn der Tag sich verabschiedete und die Nacht herbeischlich. Penn schickte die Aufnahmen ein. In den Redaktionen wollte man noch mehr, aber auch Action haben. Menschen in Bewegung, vielleicht auch in Gewalt. New York hatte schließlich ein Image. Es war eine Stadt mit zwei Seiten, Penn zeigte zu stark die positive.
    Er war kein ängstlicher Mensch, doch sollte man in New York gewisse Regeln beachten und sich als Einzelperson nicht in Gegenden herumtreiben, die einfach zu gefährlich sind. Für die heißen Fotos aus der Szene wollte er zwei Bodyguards engagieren, noch kam er allein zurecht, und so trieb ersieh zunächst in der Nähe des Washington Square herum.
    In dieser Nacht wußte der bärtige Penn, der mit seiner Haarpracht aussah wie ein wilder Künstler, daß etwas passieren würde. Er hatte es ganz einfach in der Nase…
    Ein sehr warmer Tag lag hinter dem Moloch von Stadt. Doch New York schlief nicht, schlief eigentlich nie, war stets in Action, auch als die Nacht hereinbrach, der Verkehr im Süden schwächer wurde
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