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Der rollende Galgen

Der rollende Galgen

Titel: Der rollende Galgen
Autoren: Jason Dark
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herum.
    Buddy schrie wie verrückt. Nur hörte niemand sein Schreien. Den Schall fingen die dicht belaubten Bäume ab.
    Erwarallein mit diesem Unhold.
    So schnell hatte er noch nie die Faust geöffnet. Die Klinge fiel scheppernd zu Boden und blieb dort liegen.
    Plötzlich ließ der Unheimliche los. Buddy stolperte zurück. Er hielt seinen Blick noch immer auf das Gesicht des Kerls gerichtet. Die hochstehenden Wangenknochen, die etwas andere Stellung der Augen, die Haare, der sehnige Körper, all das hatte ihn an etwas erinnert. Jetzt traf ihn die Erkenntnis!
    Er hatte einen Indianer vor sich. Einen dieser Männer, die man in New York sah und die Jobs erledigten, für die andere nicht geeignet waren. Man mußte absolut schwindelfrei sein.
    Sie gehörten zu den Arbeitern, die in luftiger Höhe auf den gewaltigen Stahlkonstruktionen der Brücken umherturnten und Teile davon entrosteten oder anstrichen.
    Buddy wunderte sich, daß ihm so etwas durch den Kopf ging. Nach drei Schritten stoppte er, drehte sich um, weil er wegrennen wollte, da sah er das Schreckliche.
    Nebel umwallte ihn.
    In der Nähe befand sich kein Gully, aus dem der Dunst hätte hervorkriechen können. Der Nebel war einfach vorhanden. Er kam Buddy vor wie eine dünne Wand, die graublau schimmerte und nicht alles verdeckte, denn aus ihr schälten sich drei halbnackte Gestalten hervor.
    Männer mit langen, dunklen Haaren, die Lendenschurze trugen und starre Gesichter hatten. Ihre Augen glänzten.
    Sie kamen auf ihn zu, obwohl sie sich selbst nicht bewegten. Dafür vernahm Buddy ein anderes Geräusch.
    Zuerst das Quietschen, dazwischen ein Rattern, und Sekunden später schälte sich der Gegenstand aus der Nebelwand. Buddy, der junge Mann von der Westside, glaubte, wahnsinnig zu werden. Hastig schlug er ein Kreuzzeichen. Was man ihm da präsentierte, war ein Bild aus einer Horrorgeschichte. Die drei Dunkelhaarigen standen auf einem rollenden Galgen!
    ***
    Aus Holz bestanden die Räder. Aus Holz war auch die Unterlage, und der alte Galgen war ebenfalls aus Holz angefertigt worden. Nur der Strick bestand aus Hanf. Die Schlinge war schon geknüpft worden, sie pendelte leicht, schwang mal vor, dann wieder zurück und wehte auch zur Seite.
    Einen Galgen kannte Buddy natürlich. Nur hatte er noch nie einen rollenden Galgen gesehen. Der fuhr durch das nächtliche New York!
    Das war einfach Irrsinn!
    Rivolta wollte lachen und weinen zugleich. Er kam sich vor wie der Mittelpunkt eines Alptraums. Als er die Arme hob, sah es so aus, als wollte er den Galgen von sich wegschieben, obwohl ihn dieser noch gar nicht erreicht hatte.
    Bei jeder Drehung begannen die Holzräder zu quietschen und jämmerlich zu stöhnen. Die Schlinge schaukelte stärker, als die Räder über eine unebene Stelle rollten. Das Ziel des Galgens war Buddy!
    Der Zwanzigjährige erkannte dies glasklar, und er rechnete damit, daß die Schlinge sich bald zuziehen würde. Wie unbeabsichtigt hob er eine Hand und faßte sich an den Hals. Er glaubte schon, das Kratzen des Hanfseils zu spüren.
    Für ihn gab es nur noch die Flucht. Viel zu nahe war der Galgen bereits gekommen, und die drei Gestalten in den Lendenschurzen trafen keine Anstalten, ihn zu stoppen.
    Sie fuhren weiter auf ihr Opfer zu.
    Buddy duckte sich zum Sprung, darauf jedoch hatte der vierte nur gewartet.
    Buddy stand mit dem Rücken zu ihm. Deshalb sah er nicht, wie sich der Mann abstieß und in den Nebel eintauchte.
    Er hieb die Pranke in den Nacken. Buddy kam nicht einmal dazu, ein Röcheln auszustoßen. Sofort nahm man ihm die Luft. Der Indianer kannte keine Gnade. Er behielt ihn mit einer Hand im Griff und hob ihn hoch.
    Buddy hatte kurz den Bodenkontakt verloren. Danach schlug er um sich, ohne daß es etwas nutzte. Der Indianer drückte ihn so weit vor, daß Buddys Fäuste ihn nicht erwischen konnten.
    Die drei anderen Gestalten standen am Galgen, als wären sie auf dem Bohlenboden festgefroren. In ihren Gesichtern regte sich nichts. Sie blieben stumm wie die Fische.
    Mit den Fußspitzen stieß Buddy gegen die Holzkante. Diese Berührung weckte noch einmal die restlichen Kräfte in ihm. Er bäumte sich unter dem Griff auf, bewegte heftig die Beine und suchte einen Halt. Es gab keinen…
    Buddys Sohlen schleiften über das Holz des Fahrgestells. Es kam ihm glatt und rutschig vor. Er sah die Schlinge vor seinem Gesicht. Ein großes Oval, das leicht schaukelte.
    Dunst-und Nebelschleier trieben von irgendwoher heran und über das
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