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Der rollende Galgen

Der rollende Galgen

Titel: Der rollende Galgen
Autoren: Jason Dark
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anrief. Auch er hatte von den Vorfällen gehört und erkundigte sich bei Abe, wie weit er mit seinen Ermittlungen war.
    »Sir, wir stehen am Anfang.«
    »Wie immer?«
    »Richtig.«
    »Mann, Douglas, lassen Sie sich einsargen. Was meinen Sie, was ich meinen Vorgesetzten erzählen soll. Die Stadtverwaltung ist beunruhigt, wie es so schön heißt. Die wetzen bereits die Messer, damit bei uns die Köpfe rollen.«
    »Daran kann ich nichts ändern.«
    »Möchten Sie nach Montana versetzt werden?«
    »Die Bergluft tut manchmal gut.«
    »Dort soll es auch viel regnen.«
    »Ich bin nicht wasserscheu.«
    »Tun Sie was! Wir reden später weiter.« Abes Chef legte auf. Douglas erhob sich. Mit einem Trockenrasierer fuhr er sich durchs Gesicht und schaute dabei aus dem Fenster.
    Es würde wieder einer der heißen Junitage werden. Über New York stand eine knallige Sonne. Sie brannte hinein in die Straßenschluchten, durch die die Abgase unzähliger Autos krochen. Gegen Mittag würde dort unten die Hölle los sein. Kreislaufschwache Menschen kippten um, die Herzattacken häuften sich, und irgendwo dort lauerte auch dieser verfluchte Killer, der bereits sein fünftes Opfer auf dem Gewissen hatte. Sie waren erhängt worden. Einfach aufgehängt. Ein schlimmer, grausamer Tod, der nicht einmal nach New York paßte, wo man sich auf Kugeln oder Messer verließ. Douglas packte den Apparat weg. Wieder meldete sich das Telefon. Man erklärte ihm, daß ihn ein gewisser William Penn sprechen wollte.
    »Kenne ich nicht.«
    Der Kollege an der Anmeldung sagte dann: »Es ist wichtig, wie ich hörte. Es soll um die Gehängten gehen.«
    »Schicken Sie den Mann hoch!«
    »Klar doch.«
    Douglas war gespannt. Sollte dieser William Penn eine erste Spur in diesem verdammten Fall sein?
    Zwei Minuten später drückte Penn die Officetür auf. Er blieb stehen, lächelte und schaute sich etwas verlegen um. Unter seinem rechten Arm klemmte ein großer, bräunlichgelber Umschlag.
    »Ich bin Abe Douglas, Mr. Penn.« Er deutete auf einen Besucherstuhl.
    »Bitte, setzen Sie sich.«
    »Danke sehr.« Penn nahm Platz.
    Der G-man hatte ihn schon eingestuft. Typ Künstler. Sehr langes, wild gekämpftes Haar. Dunkel wie auch der Bart. Dazwischen ein Gesicht mit klaren Augen und einer faltigen Haut. Penn trug Jeans, Turnschuhe, ein weit geschnittenes Hemd und eine ärmellose Lederweste darüber.
    »Möchten Sie einen Kaffee, Mr. Penn?«
    »Nein, danke.« Er legte den Umschlag auf den Schreibtisch. »Man hat Ihnen bereits gesagt, um was es geht.«
    »Ja, um die Morde.«
    Der Bart bewegte sich etwas, als Penn lächelte. »Um einen Mord!« stellte er richtig.
    »Ich sehe das in einem anderen Zusammenhang.«
    »Natürlich.« Penn öffnete den Umschlag und ließ seine rechte Hand darin verschwinden. Dann sagte er etwas, das den G-man fast vom Stuhl riß. »Ich habe die Täter gesehen.«
    Abe schloß die Augen, öffnete sie wieder. Nein, es war keine Täuschung. Er sprang auch nicht hoch, beugte sich vor und flüsterte:
    »Was haben Sie? Die Täter gesehen?«
    »So ist es.«
    »Und?«
    »Es waren vier.«
    Douglas hatte einen Recorder eingeschaltet. Penn hatte nichts dagegen, daß ihr Gespräch aufgenommen wurde.
    »Diese vier Täter bewegten einen fahrbaren Galgen durch die Straßen. Wobei vier von ihnen nur Lendenschurze trugen, einer aber vollständig angezogen war.«
    »Das können Sie auch beweisen, Mr. Penn?«
    »Ja, Sir. Ich bin Fotograf und in New York nachts auf Motivsuche. Die Stadt ist wieder ›in‹. Die Zeitungen reißen sich um meine Bilder.«
    »Okay, kommen Sie zur Sache.«
    »Hier bitte.« Penn zog sechs Hochglanzfotos, schon vergrößert, aus dem Umschlag. »Ich habe sie fotografiert. Die Aufnahmen sind leider nicht so scharf geworden, weil plötzlich auftretender Nebel die Sicht behinderte. Man kann aber etwas erkennen, wenn sie genau hinschauen. Darauf kommt es Ihnen ja wohl an.«
    Douglas gab keine Antwort. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich die Aufnahmen anzusehen.
    Penn hatte recht gehabt.
    Es war nicht viel zu erkennen, aber was er sah, trieb ihm eine Gänsehaut über den Rücken.
    Die Gestalten auf den Bildern glichen denen, mit denen er schon zu tun gehabt hatte. Lebende Tote, Zombies. Er sah einen Galgen, er sah die Leiche in der Schlinge hängen und später am Baum, als sie den Toten herausgenommen hatten. Das waren die Beweise.
    Douglas wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Er war einfach zu konsterniert.
    »Zufrieden, Sir?«
    »Das
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