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Der rollende Galgen

Der rollende Galgen

Titel: Der rollende Galgen
Autoren: Jason Dark
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Methode.«
    »Und was hältst du von den Gestalten? Vermutest du auch, daß es Zombies sind?«
    »Sie sehen wenigstens so aus. Es kann auch am Nebel liegen. Mich wundert nur, daß niemand den quietschenden Galgen gehört hat. Er entsteht und verschwindet wieder. Wo er steckt, ist die große Frage!«
    Abe wußte keine Antwort, dafür Suko. »Möglicherweise in einer anderen Dimension.«
    »Meinst du?«
    »Klar doch.«
    Abe grinste. »Also bei uns muß ich mit allem rechnen. Deshalb möchte ich nicht widersprechen.«
    »Wenn sie in eine andere Dimension verschwinden«, sagte ich, »müssen sie auch aus einer anderen Dimension gekommen sein. Findet ihr nicht auch?«
    »Kann sein«, meinte Abe und fuhr fort. »Wenn dem so ist, stehen wir vor verdammt schweren Problemen.«
    »Das stimmt allerdings.«
    Douglas grinste, was seinem Gesicht etwas Jungenhaftes gab. »Da wäre noch eine Sache«, erklärte er. »Wie ihr euch vorstellen könnt, bin ich nicht gerade untätig geblieben. Auch wir haben unsere Spuren gelegt und nachgeschaut.«
    »Wohin denn?« Suko lächelte.
    »Hör auf, Mensch. Jedenfalls gingen mir die Gestalten nicht aus dem Kopf und besonders nicht ihr Aussehen. Lendenschurze, die typischen Gesichtsmerkmale, das deutete auf die Ureinwohner unseres Kontinents hin. Schließlich war Manhattan mal von Indianern besiedelt, bis die Holländer und Engländer kamen, aber darüber möchte ich nicht reden. Für mich zählt nur eines. Auch jetzt gibt es in dieser Stadt noch einige Indianer. Viele arbeiten im Hochbau, errichten Wolkenkratzer, streichen und reparieren Brücken, putzen Fensterfassaden von Hochhäusern. Was die Weißen nicht schaffen, ist für die Indianer mancher Stämme ein Kinderspiel.«
    »Ich habe von den Leuten gehört«, sagte ich.
    Abe fuhr fort. »Sie leben in der Stadt gewissermaßen in einer Kolonie. Als Weißer kommt man schlecht an sie heran, aber ein Bekannter von mir, der mir noch einen Gefallen schuldet, hat mich an Joseph verwiesen.«
    »Wer ist das denn?« fragte Suko.
    »Der Mann von Maria«, sagte ich.
    »Witzbold.« Abe lachte nicht. »Joseph ist so etwas wie ein Anführer, der gute Geist, wenn ich das mal so sagen darf. Er ist der Mann, dem sie gehorchen, der ihnen in schwierigen Lagen erklärt, wie sie sich aus der Affäre ziehen können.«
    »Und?«
    »Hört zu, ihr beiden. Joseph weiß sehr viel. Er kennt die Historie seiner Landsleute ganz genau. Er ist einfach da und bei seinen Landsleuten eine Institution.«
    »Ihn sollen wir also besuchen?«
    »Ja.«
    »Bist du davon überzeugt, daß er mehr weiß?«
    Abe Douglas nickte Suko zu. »Und ob ich davon überzeugt bin, Freunde.«
    »Wann können wir hin?« Der G-man grinste.
    »Joseph ist etwas schwierig. Es war nicht leicht, einen Termin bei ihm zu bekommen. Aber ich habe für heute abend ein date mit ihm vereinbart. Er lebt in einem Haus, das eigentlich nur von Indianern bewohnt wird. Es ist eine Ecke in New York, in die man keine Pauschaltouristen führt.«
    »Also gefährlich?« fragte ich.
    »Ja — sehr. Falls man sich nicht benimmt«, schränkte er noch ein.
    »Aber ihr schafft so etwas ja.«
    »Das will ich hoffen.«
    »Hast du schon Vorgespräche mit ihm geführt?« erkundigte ich mich.
    »Sicher.«
    »Wie steht Joseph zu dem Fall?«
    »Ich hätte es euch gesagt. Er hat mich gewarnt, aber nicht sehr direkt gesprochen. Er meinte nur, daß wir den schlafenden Götzen nicht wecken sollten.«
    »Ist der nicht schon wach?«
    »Es sieht so aus, John«, sagte Douglas. »Und wenn du mich fragst, muß ich dir sagen, daß es mir manchmal Spaß macht, Götzen zu wecken…«
    »Mir auch«, sagte Suko. »Besonders dann, wenn sie alte Holzgalgen durch die Stadt schieben…«
    ***
    Sie war wie eine Blume, die in einem dunklen Käfig stand und trotzdem voll erblüht war. Sie hieß Nabila, war zweiundzwanzig Jahre jung, besaß pechschwarzes glattes Haar, ein schmalgeschnittenes Gesicht und eine von Natur aus sonnenbraune Haut.
    Sie gehörte zu den Menschen, die in New York geboren, aber in ihrer eigenen Welt geblieben waren.
    Sie hatte von anderen Stadtteilen und Orten gehört, ohne selbst dort gewesen zu sein. Ihre Welt war der Block, in dem sie, zusammen mit den anderen, lebte.
    Nabila war Indianerin. Die Mutter stammte von den Dakotas ab, der Vater von den Apachen. Beide lebten nicht mehr. Ein Unfall hatte sie in den Tod gerissen. Da war Nabila gerade sechzehn gewesen und stand nun allein auf der Welt.
    Unter ihnen gab es einen Menschen, der
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