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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff
Autoren: Rexanne Becnel
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heißt du, Mädchen?«
    Als sie keine Antwort gab, presste er sie noch fester an sich. Rhonwen schluckte hart.
    »Wie heißt du?«, wiederholte er seine Frage.
    »Rhonwen ap Tomas«, fauchte sie.
    »Und warum wolltest du mich umbringen, Rhonwen ap Tomas?«
    »Ihr seid ein Engländer«, antwortete sie. Wie konnte jemand eine so dumme Frage stellen?
    »Aha, und weil ich Engländer bin, hättest du es für eine Heldentat gehalten, mich zu töten und mein Pferd zu stehlen ... Wohin wolltest du Helios denn bringen?«
    Rhonwen starrte ihn mit funkelnden Augen an. Wie lange wollte er dieses lächerliche Verhör fortsetzen? Und wie lange wollte er sie an seinen Unterleib pressen?
    Die Antwort lag auf der Hand: bis er zur Tat schreiten und sie vergewaltigen würde! Sie wandte den Blick ab, denn er sollte ihre Angst nicht sehen. Aber er drückte ihren Kopf nach hinten und zwang sie, ihn wieder anzuschauen.
    »Wohin warst du mit meinem Pferd unterwegs? Nach Afon Bryn?«
    »Ja. Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?«
    »Es ist nützlich zu wissen, wo meine Feinde schlafen.«
    »Eure Feinde schlafen überall«, lachte Rhonwen. »Sogar in dem Dorf direkt unter Euren Burgmauern!«
    »Du weißt also, dass ich auf Rosecliffe lebe.«
    »Ihr seid Jasper Fitz Hugh, Bruder des Mannes, der sich als Herr über unser Land aufspielt.«
    »Und Josselyns Schwager. Ja«, fuhr er lächelnd fort, als sie ihn verblüfft anstarrte. »Ich weiß, dass du früher mit Josselyn befreundet warst. Ich kenne dich, Rhonwen ap Tomas, und ich weiß, dass ich in deiner Schuld stehe.« Er ließ sie plötzlich los und trat einige Schritte zurück.
    Rhonwen stolperte rückwärts und betrachtete ihn misstrauisch. Seine nasse Kleidung, die auf der Haut klebte, betonte die breiten Schultern, die muskulösen Arme und Beine. ja, er hatte eine perfekte Figur und markante Gesichtszüge ... Sie hasste ihn, aber sie war eine Frau und konnte jetzt verstehen, warum er eine magische Anziehungskraft auf das weibliche Geschlecht ausübte.
    Glaubte er vielleicht durch seine großzügige Geste auch ihre Gunst erobern und sie in sein Bett locken zu können? Wenn ja, so war er ein Narr!
    Vorsichtshalber entfernte sie sich noch ein wenig und verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Ihr wollt mich wirklich laufen lassen?«
    Jasper hob seine rechte Hand, an der ein Finger fehlte. »Ich habe es einem tapferen kleinen Mädchen namens Rhonwen zu verdanken, dass mir nicht die ganze Hand fehlt. Deshalb werde ich dich laufen lassen - aber nur dieses eine Mal! Solltest du freilich Lust haben, noch ein wenig Zeit in meiner Gesellschaft zu verbringen ... « Er ging langsam auf sie zu, und sie wusste, dass es höchste Zeit war zu flüchten. Trotzdem ließ sie ihn näher kommen, bis er dicht vor ihr stand und ihr eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht strich. »Du bist eine sehr schöne Frau geworden, Rhonwen.«
    »Wir sind Feinde.« Sie hörte selbst, dass ihre Stimme beängstigend mild klang, und runzelte die Stirn. »Es ging mir nicht um Euer Wohl, als ich Owain damals überzeugte, Euch nur einen Finger zu rauben.«
    »Das weiß ich. Josselyn hat mir alles erklärt. Du hast Owains Sohn Rhys entführt, um den Vater davon abzuhalten, mich zu töten, weil du befürchtetest dass Rand sich andernfalls an Josselyn rächen würde. Doch welche Motive dich auch zum Eingreifen bewogen haben - ich bin dir dankbar für die Rettung, und deshalb schenke ich dir jetzt die Freiheit du wilder kleiner Waldgeist.«
    Rhonwen konnte es immer noch kaum glauben: sie hatte versucht ihn umzubringen, und er wollte sie laufen lassen! »Das ändert nichts daran, dass wir Feinde sind«, beharrte sie trotzig. »Ich werde auch in Zukunft mein Möglichstes tun, um Euch zu vertreiben.«
    »Das ist mir klar.«
    »Ich würde es wieder tun ... «
    Seine grauen Augen waren intensiv auf sie gerichtet. »Es gibt keinen vernünftigen Grund, weshalb wir uns bis auf den Tod bekämpfen sollten. Dabei kommt selten etwas Gutes heraus.«
    »Ihr seid Engländer, ich bin eine Waliserin.«
    »Ich bin ein Mann, du bist eine Frau«, konterte Jas-, per, und seine Stimme hatte einen so warmen Klang dass eine nie gekannte Hitze ihren Körper durchflutete. Ihre Willenskraft schmolz dahin, und sie hatte plötzlich den absurden Wunsch, noch etwas Zeit mit ihm zu verbringen.
    Er war ein Mann, sie eine Frau ... ja, sie war eine Frau, längst alt genug, um Erfahrungen mit Männern zu sammeln. Wenn sie trotzdem noch eine Jungfrau war, so nur
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