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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff
Autoren: Rexanne Becnel
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ihr hatte, aber möglicherweise war sie nicht allein ... Wenn sie sich in Sicherheit wähnte, würde er ihr viel leichter auf die Spur kommen können.
    Als Jasper schließlich am anderen Ufer aus dem Wasser watete, war er so durchfroren, dass er am ganzen Leibe zitterte und mit den Zähnen klapperte. Das würde ihn freilich nicht davon abhalten, das mörderische Luder zu schnappen! Danach würde er leider noch einmal den Fluss überqueren müssen, um sein Pferd zu holen.
    Du lieber Himmel, sein Pferd!
    Die Waliser waren notorische Pferdediebe, und Helios war ein prachtvoller Hengst. Trotz seiner Erschöpfung rannte Jasper los, umrundete Weiden und Stechpalmen, rutschte immer wieder aus, wurde aber von maßloser Wut angetrieben. Verdammt, sie würde Helios nicht bekommen! Er ließ sich doch nicht von einem Weibsstück überlisten! Das durfte einfach nicht wahr sein!
    Leider war es wahr, das sah er sofort, als er die Stelle erreichte, wo sie gestanden hatte. Genau gegenüber befand sich der große Felsen, auf dem er es sich bequem gemacht hatte. Was für ein arroganter Idiot er doch gewesen war, ausgerechnet einen Platz zu wählen, der keinerlei Schutz bot! Und jetzt war Helios, der friedlich auf der Wiese hinter dem Felsen gegrast hatte, verschwunden!
    Rand würde wütend sein.
    »Verdammter Mist!«, fluchte Jasper laut. »So ein verdammter Mist! «
    Doch Flüche halfen ihm nicht weiter, und er versuchte, vernünftig über seine Situation nachzudenken. Wenn das Luder den Fluss überquert hatte, um seinen Hengst zu stehlen, würde es ihn noch einmal überqueren müssen, um den Heimweg anzutreten.
    Aber woher stammte sie?
    Jedenfalls nicht aus Rosecliffe, denn er kannte, alle Frauen, die dort lebten. Vielleicht aus Carreg Du, vielleicht sogar aus Afon Bryn, obwohl jenes Dorf für einen Fußmarsch ziemlich weit entfernt war. Mit einem so auffälligen Pferd wie Helios würde sie sich jedenfalls nicht in die Nähe von Rosecliffe wagen.
    Afon Bryn war vermutlich ihr Ziel, entschied er. Und er musste sie einholen, bevor sie das Dorf erreichte, dessen Einwohner eine besonders feindselige Einstellung zu den Engländern hatten.
    Jasper ging langsam am Ufer entlang und suchte im Lehm nach Spuren. Nach etwa hundert großen Schritten wurde er für seine Mühe belohnt. Hufe hatten sich tief in die feuchte Erde eingedrückt, und abgeknickte Äste bewiesen, dass ein großes Lebewesen durchs Gebüsch in südliche Richtung geführt worden war.
    Er tastete nach seinen beiden Dolchen - dem großen in der Scheide am Gürtel und dem kleinen, der in einem Stiefel steckte. Die Pferdediebin hielt ihn für tot und würde deshalb keine besondere Vorsicht walten lassen. Sie konnte ihm nicht entkommen! Er würde sie schnappen und teuer für ihre Hinterlist bezahlen lassen.
    Ja, sie würde ihre Taten bitter bereuen, bevor dieser Tag zu Ende war ...
     
    Rhonwen führte den Hengst am Zügel. Eigentlich hätte sie stolz und glücklich sein müssen, denn ihr war ein Schlag gegen den verhassten Feind gelungen. Aber sie verspürte keine Freude, nur ein grässliches Schuldbewusstsein. Sie hatte einen Menschen umgebracht 'umgebracht! -, und obwohl er ein Engländer gewesen war, hatte sie Gewissensbisse.
    Doch sie konnte ihre Tat nicht ungeschehen machen ... Jetzt galt es, schnell nach Hause zu kommen. Zum Glück ließ das Pferd sich wenigstens willig führen, nachdem es verhindert hatte, dass Rhonwen sich in den Sattel schwang. Wenn sie ihm zu nahe kam, rollte der Hengst mit den Augen und schnaubte - fast so, als wüsste er, was sie seinem Herrn angetan hatte. Natürlich kam es nicht in Frage, ein so wertvolles Beutestück einfach zurückzulassen. Sie wollte es ins Lager zwischen Carreg Du und Afon Bryn bringen. Rhys würde dort sein und entscheiden, was sie mit dem Tier machen sollten. Er würde begeistert sein, wenn er hörte, dass sie seinen schlimmsten Feind getötet hatte - oder doch nicht? Er selbst hatte Jasper Fitz Hugh umbringen wollen.
    Aber hatte sie den Mann wirklich getötet?
    Rhonwen nagte an ihrer Unterlippe. Sie hatte auf ihn geschossen, und er war in den Fluss gestürzt. Folglich musste ihr Pfeil getroffen haben. Selbst wenn sie ihn nicht tödlich verletzt hatte, war er anschließend im Fluss ertrunken. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie sein Körper von der Strömung mitgerissen wurde. Ja, er war tot, daran konnte gar kein Zweifel bestehen. Aber sie war nicht glücklich über seinen Tod.
    Während Rhonwen auf einem schmalen Pfad
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