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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff
Autoren: Rexanne Becnel
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tiefer in den Wald vordrang, schien eine schwere Last auf ihren schmalen Schultern zu lasten. Sie hatte nie zuvor jemanden umgebracht. Natürlich ging sie auf die Jagd und erlegte kleines Wild oder Fische, doch das tat sie, weil sie Nahrung brauchte, um zu überleben.
    Andererseits führte auch ihr Volk einen Überlebenskampf gegen die Engländer, und Jasper Fitz Hugh war ein Engländer gewesen. Gab ihr das nicht ein Recht zu töten?
    Hatte er wenigstens einen schnellen Tod gehabt? Oder war er langsam verblutet? Oder ertrunken? Sie blieb auf dem Pfad stehen und atmete die kalte Frühlingsluft in vollen Zügen ein. Wie mochte es sein, wenn die Lungen sich nicht mit Luft, sondern mit Wasser füllten? Ein Schauer lief ihr bei dem bloßen Gedanken über den Rücken. Sie zuckte erschrocken zusammen, als irgendwo eine Krähe krächzte. Dann blies der Hengst ihr seinen heißen Atem in den Nacken und gab ihr einen so kräftigen Schubs, dass sie fast das Gleichgewicht verlor.
    »Hör mit diesem Blödsinn auf, du Riesenvieh!«, schimpfte sie mit zittriger Stimme und schlang die Lederzügel fester um ihr Handgelenk. Gleichzeitig rief sie sich streng zur Ordnung: sie durfte sich nicht wie ein verängstigtes Kind aufführen. Sie war aus härterem Holz geschnitzt als ihre Mutter, die sich ständig Sorgen machte!
    »Komm!«, befahl Rhonwen dem Pferd. Es war nicht mehr weit bis zu Rhys' Rebellenlager. Doch das Tierr blieb störrisch stehen. »Komm jetzt!«, wiederholte sie energischer, ohne jeden Erfolg. »Am Ziel erwartet dich kühles Wasser und eine schöne Wiese«, versuchte sie ihr Glück mit Bestechung.
    Der Hengst schaute sie mit großen, klugen Augen an und stellte die Ohren auf, so als hätte er ihre Worte verstanden. Aber natürlich reagierte er nur auf den leisen Ruf eines Zaunkönigs ...
    Eines Zaunkönigs? Rhonwen bekam eine Gänsehaut. Zaunkönige hielten sich nur im Hochsommer in dieser Gegend auf. Etwas stimmte hier nicht!
    Sie zerrte verzweifelt an den Zügeln, doch das riesige Tier stand wie angewurzelt da. In der nächsten Sekunde brach ein Mann aus dem Dickicht hervor, ein großer nasser Mann, dem Mordlust ins Gesicht geschrieben stand.
    Der Engländer war nicht tot!
    »Nein!« Rhonwen wollte mit der linken Hand ihren Dolch zücken, aber es war schon zu spät. Er packte sie grob am Handgelenk und entriss ihr gleichzeitig die Zügel seines Pferdes.
    Sie schlug mit der Faust nach seinem> Kopf, versuchte ihm die Augen auszukratzen, trat wild um sich, biss in seine Hand und stieß wilde Flüche aus, obwohl sie wusste, dass es ihr nichts nützen würde: er war viel zu groß, viel zu stark.
    »Höllenbrut!«, kreischte sie in ohnmächtiger Wut. »Schlange! Feigling! Impotenter Bastard!«
    »Das wohl kaum«, murmelte er in ihrer walisischen Muttersprache, riss sie von den Füßen und warf sie in die Luft.
    Rhonwen stieß einen grellen Schreckensschrei aus. War der Kerl völlig verrückt? Sie machte sich auf eine harte Landung auf dem Boden gefasst, doch er fing sie auf, presste ihr die Arme auf den Rücken und zog sie so fest an sich, dass sie kaum Luft bekam.
    »Gib auf, Mädchen! Du sitzt in der Falle - in einer Falle, die du selbst ausgelegt hast.«
    Sein Spott reizte sie bis zur Weißglut. Ihr Gesicht war an seine Brust gedrückt, und sie grub ihre Zähne in die nasse Wolle.
    »Verdammt bissig bist du auch noch! «, knurrte Jasper erbost packte sie bei den Haaren und zerrte daran, bis sie gezwungen war, den Kopf in den Nacken zu legen und zu ihm aufzuschauen.
    Seine Augen waren grau, von der Farbe nassen Schiefers. Vor zehn Jahren hatte sie ihn zum ersten - und einzigen - Mal aus der Nähe gesehen, aber in ihrer Angst um Josselyn war seine Augenfarbe ihr damals egal gewesen. Doch jetzt fiel ihr wider Willen ein, was die Frauen am Dorfbrunnen flüsterten. Nicht einmal der Teufel könne es mit diesem Mann aufnehmen, wenn es um Fleischeslust gehe, raunten sie einander zu.
    Als er lächelte, begann Rhonwen zu zittern. »Ich bin weder ein Bastard noch impotent«, sagte er leise und bewegte zum Beweis ein wenig die Hüften, damit sie seine Erektion spürte. Ein heißer Schauer lief ihr über den Rücken, aber sie hatte nicht die Absicht klein beizugeben.
    »Ich habe wohl die falschen Ausdrücke gewählt«, murmelte sie. »Ich hätte Euch einen Feigling und Frauenschänder nennen sollen! «
    Jasper lachte, eher amüsiert als wütend. Das änderte jedoch nichts daran, dass er gefährlich war - extrem gefährlich!
    »Wie
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