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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman
Autoren: Heyne
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Um all jene, die meinen Weg gekreuzt und ihr Leben verloren hatten. Vielleicht weinte ich auch um diejenigen, die ich mit eigener Hand getötet hatte - natürlich mit Ausnahme von Whittle.
    Jesse nahm mich in den Arm. »Schon gut«, flüsterte sie. »Es ist alles gut.«

    »Es ist so furchtbar«, schluchzte ich. »So viele. So viele Tote.«
    »Ich weiß.«
    Jesse hielt mich lange Zeit. Und schließlich ließen ihre Umarmung und Zärtlichkeiten mich wieder zur Ruhe kommen. Sie wischte mir die Tränen von den Wangen. Sie küsste mich. »Bist du soweit?«
    Ich nickte.
    Jesse führte Saber an den Toten vorbei. An dem Felsen, an dem wir uns in den Hinterhalt gelegt hatten, band sie unsere Gewehre zusammen und hängte sie mit zwei weiteren Feldflaschen, die sie unterwegs aufgehoben hatte, über den Sattelknauf.
    Die Zügel mit einer Hand haltend, kletterte sie auf den Felsen, raffte das lange Kleid so hoch, dass ich den Verband um ihren Oberschenkel sehen konnte, schob den Fuß in den Steigbügel und schwang das verwundete Bein über den Sattel.
    Dann kletterte ich auf den Felsen. Jesse trieb das Pferd noch näher heran, und ich hob das Bein und stieß mich mit dem anderen ab. Das war riskant, da ich meine Arme nicht benutzen konnte. Aber Jesse hielt mich fest, als ich auf der anderen Seite herunterzufallen drohte. Dabei berührte sie die Wunde am linken Arm, und ich schrie auf.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Es ging mir schon mal besser.«
    »Kannst du dich festhalten?«
    »Nein, nicht mit diesen Armen.«
    Jesse trieb Saber an, lenkte ihn jedoch zu den Leichen zurück. Dort stieg sie ab, humpelte zu einem Pferdekadaver, löste ein Lasso vom Sattel und kam zurück. Sie machte eine Schlinge und warf sie über mich, dann trat
sie näher heran, schob die Schlinge fast bis zu meinen Achselhöhlen hinauf und zog sie fest.
    Sie führte den Hengst zu dem Felsen zurück und stieg wieder mühsam in den Sattel. Dann band sie uns das Lasso um, und als sie fertig war, waren wir aneinandergefesselt, und zwar so eng, dass kaum eine Handbreit Platz zwischen ihrem Rücken und meiner Brust war.
    »Das müsste dich halten.«
    »Das wird aber umständlich, wenn wir absteigen müssen.«
    »Ich habe nicht vor, einen Weg zu nehmen, den das Pferd nicht bewältigen kann«, sagte Jesse. »Wir müssen einfach den Weg finden, auf dem die Posse gekommen ist.«
    Sie ließ Saber im Schritttempo losgehen. Nach einigen Fehlversuchen fanden wir schließlich eine Lücke zwischen den Felsblöcken, die breit genug war. Wir ritten hindurch und ließen die Höhle, die Lichtung des Schreckens, Sarah, Whittle und all die anderen Toten hinter uns zurück.
    Wir hatten Glück gehabt, mit dem Leben davongekommen zu sein.
    Und ein Pferd zu finden. Wenn wir uns in dem Felslabyrinth nicht verirrten, würden wir den Berg noch vor Sonnenaufgang hinter uns lassen können. Und auf dem Trail am Fuß des Dogtooth Mountain würden wir in weniger als zwei Tagen in Tombstone sein.
    So lange würden wir beide bestimmt durchhalten. In Tombstone konnte uns dann ein Arzt wieder zusammenflicken.
    Der Trick dabei war nur, nicht von Saber herunterzufallen.

    Auf grader Strecke wäre das auch kein großes Problem gewesen. Aber der Weg zwischen den Felsen vorbei war uneben. Nicht nur, dass wir manchmal umdrehen mussten, um aus einer Sackgasse herauszukommen, immer öfter musste Saber steile Anhöhen erklimmen.
    Beim ersten Mal wurden Jesse und ich davon völlig überrascht. Ich schrie auf und kippte nach hinten. Dabei griff ich unwillkürlich nach Jesse, aber die verdammten Arme wollten mir einfach nicht schnell genug gehorchen. Das Seil spannte sich und hätte Jesse beinahe aus dem Sattel gerissen. Sie schrie schmerzerfüllt auf, konnte aber noch rechtzeitig den Sattelknauf packen, um zu verhindern, dass wir beide zu Boden stürzten.
    Oben angekommen zügelte Jesse den Hengst, dann sank sie nach vorn. Ich lehnte den Kopf an ihren Rücken und spürte, wie ihr Körper von Schluchzern geschüttelt wurde.
    »So wird das nicht gehen«, sagte ich.
    Sie antwortete nicht.
    »Am besten lässt du mich absteigen. Ich werde schon laufen können.«
    Jesse schniefte. »Du bleibst, wo du bist«, sagte sie mit angespannter, zitternder Stimme. »Wir schaffen das schon.«
    »Das muss dir doch schrecklich wehgetan haben.«
    »Du wirst nicht laufen.« Sie richtete sich langsam wieder auf und setzte sich gerade hin. »Beim nächsten Mal warne ich dich vorher. Lehne dich dann so dicht wie möglich
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