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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman
Autoren: Heyne
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Wunderelixier in Jesses Mund. Ein Teil spritzte ihr auf die blutigen Lippen und das Kinn, um ihr dann die Wangen hinunterzulaufen. Aber nicht alles. Eine Menge landete im vorgesehenen Ziel.
    Und Jesse hustete.

EPILOG
    Worin ich die Geschichte zu Ende bringe
    Jesse und ich unterhielten uns später lange Zeit über alles und kamen zu dem Schluss, dass sie in Wirklichkeit überhaupt nicht tot gewesen war. Das ist unsere Meinung, und sogar Lazarus gab zu, dass er nicht sicher gewesen war, als er ihr das Wunderelixier einflößte.
    Obwohl Lazarus vom Scheitel bis zu den Sohlen ein Betrüger war, behauptete er, ein echter Arzt zu sein. Als Beweis führte er sein chirurgisches Besteck an, und er konnte tatsächlich damit umgehen, wie sich zeigte, als er mir die Kugeln aus dem Körper holte.
    Er und Ely brauchten den größten Teil des Abends, um Jesse und mich zusammenzuflicken. Ely stank wie der Teufel, aber wir beschwerten uns nicht.
    Jesse war in einem beklagenswerten Zustand. Zu ihren Verletzungen gehörten unter anderem ein Riss auf der Stirn und direkt darunter eine Beule von der Größe eines Taubeneis. Die hatte sie sich vermutlich zugezogen, als sie mit dem Gesicht auf dem Boden aufschlug. Selbst nachdem sie das Elixier ausgehustet hatte, blieb sie bewusstlos und wachte erst gegen Ende des darauffolgenden Tages wieder auf, zu schwach, um sich aus eigener Kraft bewegen zu können.
    Lazarus und Ely schienen es nicht besonders eilig zu haben. Wir blieben eine Woche neben dem Trail stehen.

     
    Die beiden luden den Sarg aus, so dass wir nachts auf der Ladefläche schlafen konnten.
    Sie umhegten uns wie zwei aufgescheuchte Glucken. Sie wuschen uns, fütterten uns, kümmerten sich um alle unsere Bedürfnisse und füllten uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Wunderelixier ab.
    Am Ende der Woche waren Jesse und ich wieder auf den Beinen. Wir waren natürlich noch immer völlig zerschlagen und kraftlos, aber es drängte uns zur Weiterreise.
    Wir schlossen uns Lazarus und Ely an und fuhren bei ihnen im Wagen mit.
    Und erreichten Tombstone.
    Jesse fuhr im Sarg in die Stadt ein. Mir sagte die Idee nicht besonders zu, aber sie bestand darauf. Sie hatte allerdings zur Bedingung gemacht, allein in der Kiste zu liegen. »Wehe, du legst das stinkende Ungeziefer da rein, Freundchen!«, hatte sie Ely gedroht.
    Nachdem eine Menschenmenge zusammengekommen war, zerrten Lazarus und Ely den Sarg aus dem Planwagen und stellten ihn auf dem Boden ab. Lazarus war in selten guter Form und pries die wunderbaren Heilungskräfte des Wunderelixiers. Nach kurzer Zeit riss er den Sargdeckel herunter. Jesse lag ausgestreckt in der Holzkiste; ihr Gesicht war noch immer voller Beulen und Abschürfungen, ihr Kleid schmutzig und zerrissen. Sie sah so zerschlagen und tot aus, dass es mir im Herzen wehtat.
    Dann goss Lazarus ihr etwas Wunderelixier in den Mund.
    Sie schluckte es lautstark, stöhnte und erwachte so flink zum Leben, dass einem der Atem stockte. Ich sah ihr
völlig verblüfft zu. Sie rief »Hallelujah!«, als sie aus dem Sarg sprang, dann benahm sie sich wie eine Schwachsinnige, humpelte herum und umarmte jeden Umstehenden. Sie umarmte auch mich, doch ich war der Einzige, den sie dabei küsste. In ihren Augen lag ein vergnügtes, übermütiges Funkeln.
    Lazarus gab später unumwunden zu, dass er noch nie so viel Wunderelixier bei einer Vorstellung verkauft hatte.
    Nun, Jesse hatte Ely den Job gestohlen. Aber es schien ihn nicht zu stören.
    Wir schlossen uns den beiden begabten Schwindlern an und reisten mit ihnen in Richtung Süden.
    Jesse und ich heirateten in Bisbee. Es war Lazarus’ Vorschlag, die Hochzeit zu einem Teil der Vorstellung zu machen. Jesse hielt es für eine großartige Idee. Sie war kaum zum Leben erwacht, als ihr Blick auf mich fiel, sie auf mich zu humpelte und ihre Arme um mich schlang.
    »Heirate mich!«, rief sie.
    »Aber wir kennen uns doch gar nicht«, behauptete ich.
    »Das ist egal! Ich war tot, und jetzt bin ich wieder am Leben, das habe ich dem Wunderelixier zu verdanken! Du bist ein hübscher Bursche! Ich muss dich einfach haben!«
    Das Publikum raste vor Begeisterung, und ich wäre bestimmt aus der Stadt gejagt worden, hätte ich ihr den Wunsch verweigert.
    Also erklärte ich mich einverstanden.
    Man schickte nach einem Prediger.
    Jesse stieg in den Wagen. Nach einer Weile kam sie wieder heraus. Das hässliche, zerrissene alte Kleid war
verschwunden. An seiner Stelle trug sie ein prächtiges weißes
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