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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
Autoren: Waldkirch Verlag
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herangereift. Es war eine langwierige und harte Entwicklung gewesen. Vom Bastard zum Feuergott
.
    Vielleicht war es gerade richtig, sich zu diesem Zeitpunkt leer zu fühlen - gereinigt von jeglichem Gefühl! Der Gedanke gefiel Albert Müller immer besser, je länger er darüber nachdachte. Bald würde alles enden. Wieder ruhte sein Blick auf der schlafenden Frau
.
    ‚Komm Erda, wach auf. Schenk mir ein letztes Mal deine Weisheit, bevor ich dir den ewigen Schlaf schenke.‘

Das Haus am Herrschaftswald lag friedlich in der sonntäglichen Stille am Waldrand. Irgendwo bellte ein Hund. Gedämpft klang Kinderlachen von einem Spielplatz herüber.
    In der Luft schwebte der herbe Geruch von gegrilltem Fleisch. Der perfekte Sommer-Sonntagnachmittag. Und mitten in dieser Idylle hielt ein übergeschnappter Größenwahnsinniger eine Frau gefangen. Dieser Kontrast erschien Wagner noch unwirklicher, als bei seinem ersten Besuch in der Gartenstadt. Wo blieben bloß die Kollegen? Hauptkommissar Wagner sah auf seine Uhr. Er hatte keine Wahl, es ging schließlich um Elles Leben. Obgleich er diese Frau erst vor Kurzem kennen gelernt hatte, nahm sie bereits einen festen Platz in seinem Herzen ein. Auf der Fahrt hierher hatte Wagner sich ausgemalt, was sie alles gemeinsam unternehmen würden, wenn dieser Albtraum erst einmal vorbei war. In diesem Moment wurde ihm zum ersten Mal wirklich bewusst, wie sehr er Elsbeth Winkler mochte.
    Niemals zuvor hatte eine „Arbeitsbeziehung“ die Dauer ihres Nutzens überschritten.
    Mit dem abgeschlossenen Fall erlosch bisher auch immer der Kontakt. „Schwing deinen Hintern aus dem Wagen, du Feigling, “ fauchte er sich selbst an. Theobald Wagner schloss kurz die Augen. Er kämpfte gegen alle Symptome seiner Angst und Nervosität an. Eine Atemtherapie wäre jetzt gut. ‚Scheiß drauf‘, dachte er zugleich und entsicherte vorsichtshalber seine Schusswaffe - für den Fall, dass es schnell gehen musste.
    Albert Müller war kein Idiot und körperlich ziemlich gut beieinander. Zudem hatte dieser Mann den berühmten Point of no Return bereits überschritten, was ihn noch viel gefährlicher machte, als er ohnehin schon war. Der Kerl hatte nichts zu verlieren. Da kam es auf eine tote Frau und einen toten Bullen nicht wirklich an. Hauptkommissar Wagner lief behutsam über den Kiesweg auf die Haustür zu. Sie setzte seinem Versuch, sie zu öffnen, keinen Widerstand entgegen und schwang mit leisem Knarzen auf. Wagner spürte seinen Herzschlag bis in die Ohrenspitzen, die vor Nervosität glühten. Auf seinem Rücken bildeten sich jene lästigen Schweißtröpfchen, die sich in Kürze zu einem Sturzbach Rücken abwärts zusammenfinden würden. Für einen kurzen Moment glaubte er, das Blut durch seine Adern rauschen zu hören. Er drückte die Tür leise hinter sich ins Schloss, wischte sich den Schweiß von den Händen und griff nach seiner Waffe. Albert Müller schien nicht im Haus zu sein, oder wartete er in einem Hinterhalt geduldig auf seine Chance? Und wenn ja, wo war dieses verdammte Versteck?
    Bei Tageslicht sahen die Wohnräume immerhin nicht mehr ganz so bizarr aus wie bei Wagners erstem, nächtlichem Besuch. Es war das Haus einer älteren Generation, mehr nicht. Im Wohnzimmer, in einer Nische rechts vom Fenster, entdeckte Wagner eine flache Kommode aus dunklem Holz, auf dem die scheinbar wenigen persönlichen Fotos versammelt waren. Dank der akrobatischen Katze hatte er diesen Zeitzeugen damals keine Beachtung geschenkt. Das größte Bild zeigte das Porträt zweier Frauen - beide blickten mit demselben melancholischen Ausdruck in die Kamera. Ob dem Fotograf klar war, welch trauriges Motiv er in diesem Moment eingefangen hatte?
    Wagners Blick fiel auf einen weiteren Rahmen, in dessen Passepartout ein vergleichsweise kleines Foto steckte. Es zeigte einen Mann in Wehrmachtsuniform. Strenger kalter Blick, militärische Körperhaltung. Der Großvater Albert Müllers hatte in jungen Jahren seinem Enkelsohn verdammt ähnlich gesehen. Daneben das Foto eines Jungen in Matrosenuniform vor einem Klavier. Das Kind hatte einen nichtssagenden Gesichtsausdruck. Auf seiner Schulter ruhte die starke Hand des Großvaters. Ein elektrisierender Blitz durchfuhr Theobald Wagner. Das Klavier! Die Kassette aus seinem Briefkasten! Der Scheißkerl hatte sein eigenes Klavierspiel aufgezeichnet. Bislang konnte Wagner sich die schlechte Qualität dieser Aufnahme nicht erklären. Das war es! Der Typ hatte echt Nerven, sich
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