Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
Autoren: Waldkirch Verlag
Vom Netzwerk:
gemütlich hinzusetzen und ein Liedchen zu spielen, nur um ein weiteres Mal seine Überlegenheit zu demonstrieren.
    Wagners Blick suchte hektisch den Raum ab. Wo war dieses beschissene Klavier? Wo sonst sollte es stehen, außer im Wohnzimmer? Wagner stellte sich in den Türrahmen des Wohnzimmers, um sich einen Gesamtüberblick über den Raum zu verschaffen. Seine Augen glitten an den Wänden entlang. Hier war kein Klavier. Das Sonnenlicht fiel durch das große Fenster und die Terrassentür in den Raum. Ein weiterer Blitz durchzuckte Wagners Körper, als seine Aufmerksamkeit wieder auf die kleine Kommode fiel, auf der die Fotos standen. Die graue, ehemals wohl cremefarbene Motivtapete, enthüllte bereitwillig das Rätsel um den Standort des Musikinstruments. Auf der ergrauten Tapete waren kaum merklich die Umrisse eines Möbelstücks zu erkennen. Diese Kommode hatte nicht schon immer an jenem Platz gestanden. Das gestickte Blumenstillleben an der Wand darüber hing ehemals wohl etwas höher. „ Ha, du Schlauberger. So clever wie du bin ich schon lange!“ Wagner triumphierte innerlich, bis er erkannte, dass diese Entdeckung nicht einmal die halbe Miete bedeutete. Viel wichtiger war die Frage, wo das verdammte Ding sich jetzt befand. Albert Müller musste innerhalb dieses Hauses ein Versteck haben. Dort musste das Klavier sein, genauso wie Elle und… dieser Mann, der sich für einen Feuergott hielt. Hauptkommissar Wagner erstarrte bis ins Mark: Der Typ war hier. Beobachtete er ihn schon die ganze Zeit über, wie er es schon wiederholt getan hatte? Ein eindeutiger Beweis dafür war ja die Kassette aus Wagners Briefkasten. Unwillkürlich überprüfte Wagner den Griff um seine Waffe. Er fühlte sich wie Freiwild, das ängstlich und ziellos durch das Unterholz stolperte, bis es schließlich zur leichten Beute wurde. ‚Denk nach! Wo kann dieser Kerl sein?‘ Ein verborgener Raum? Der Dachboden konnte es nicht sein. Der Zugang war wie üblich eine Klappe, an deren Oberseite vermutlich eine dieser wackeligen, ausziehbaren Holztreppen zusammengefaltet war. Kein Mensch könnte dort ein Klavier hinaufbringen. Wagner entschied sich für den Keller. Die Treppe war breit genug und die Stufen nicht zu steil. Trotzdem erschien es ihm beim Herabsteigen schier unmöglich, ein derart schweres Möbelstück alleine dort hinunterzutransportieren. Der Kellerraum bot keine neuen Ansichten. Wagner betrachtete nachdenklich das Schaukelpferd. „Ich weiß, dass du hier bist, Elle!“, flüsterte er leise. Zunächst erschien es ihm sinnlos, weiterhin mit entsicherter Waffe stocksteif und flach atmend hier herumzustehen, doch irgendetwas verbot ihm jedwede Bewegung. Musik! ‚Jetzt ist es ganz vorbei, Wagner! Du hörst in letzter Zeit ständig Stimmen!‘ Angestrengt horchte er auf alle Geräusche seiner Umgebung. Da waren eindeutig Stimmen und Musik! Je länger er lauschte, desto sicherer war er sich.
    Die Musik war Theobald Wagner bereits bei seiner ersten Visite aufgefallen. Damals hatte er sie jedoch eindeutig als Hirngespinst und Folge seiner Nervosität abgetan. Die Musik war zwar gedämpft, schien aber dennoch von hier unten zu kommen. Was war das nur für ein beschissenes Spiel! Lauschend und zitternd bewegte Wagner sich an den Kellerwänden entlang. Endlich, Ohren und Puls waren sich einig. Von hier kam die Musik. Wie angewurzelt blieb er vor dem Wäscheschrank stehen. Das konnte nicht sein. War ihm beim letzten Besuch in diesem Keller diese Möglichkeit tatsächlich entgangen? Er versuchte den Schrank zur Seite zu schieben, ohne Erfolg. Als er am Schrank empor blickte, hätte er beinahe laut aufgelacht. Der Psychopath hat das Ding mit Winkeln in der Wand verschraubt. Wozu das denn?
    Langsam verlor er die Geduld. Während Elle möglicherweise ihren letzten Atemzug tat, stellte er selbst sich so dämlich an, als sei dies sein erster Tag bei der Polizei. Zornig riss Wagner die Türen des Schrankes auf, schob die ollen Klamotten zur Seite und augenblicklich war die Musik noch ein wenig deutlicher zu vernehmen. Opernmusik! ‚Götterdämmerung! Ich wette zehn zu eins!‘, dachte Wagner grimmig, als er das Schrankinnere durchsuchte, ‚Mc Gyver hat garantiert einen hoch komplizierten Verriegelungsmechanismus gebastelt.‘ Vorsichtig tastete er mit der linken Hand im Dunkel des Wäscheschranks. Der penetrante Geruch von Mottenpulver verursachte ihm Übelkeit. Beinahe erschrocken hielt er schließlich in der linken Ecke des Schrankes eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher