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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
Autoren: Waldkirch Verlag
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Panik geraten. Er hat vermutlich nichts mehr zu verlieren. Bis dann.“
    Wagner legte auf und stürzte aus Elles Wohnung. Mit heulendem Motor jagte er seinen alten Golf quer durch die Stadt. Sonntags war die City wie leer gefegt und durch den Streifendienst kannte Wagner jede Menge Abkürzungen. Die Nachmittagssonne stach vom Himmel.
    Sie war allerdings nicht schuld daran, dass Wagners Hemd wieder einmal an seinem Rücken klebte. Er war nervös und wenn er ehrlich war, hatte er Angst, aber vor allem war Theobald Wagner entsetzlich wütend.
    2 aus Who´s who in der Oper, Marix-Verlag, Wiesbaden 2007.
    3 ebd.

Der Mann saß auf dem Schemel vor seinem Klavier und betrachtete die Frau auf der Recamière. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete gleichmäßig. Erda schlief fest, seit sie beide von der Hinrichtung Wotans zurückgekommen waren. Auf dem Rückweg hatte die Morgendämmerung die passende Stimmung wie ein opulentes Bühnenbild an den Himmel projiziert. Zwischen dunklen Wolkentürmen leuchtete bereits der blaue Himmel hindurch, während die aufgehende Sonne mit kräftigen Orange- und Rottönen eine goldene Illusion schuf. Götterdämmerung! Loge und Erda kehrten siegreich heim, in den Schutz ihres Verstecks. Ihre Bestimmung stand nun kurz vor der Vollendung. Albert Müller schloss zufrieden die Augen. Alles war wieder einmal nach Plan verlaufen. Erda hatte die Droge gut verkraftet, die zwar ihren Körper, aber nicht ihre Wahrnehmung lähmte. Es war nur eine sehr geringe Dosierung nötig gewesen, denn sie war leicht wie eine Feder. Er hatte vor ihrem Ausflug nicht einmal nachspritzen müssen. Nun wartete er ungeduldig darauf, dass sie aus ihrem Dämmerschlaf erwachte, ein letztes Mal. Er musste ihr Urteil vernehmen, jetzt, da sie die Bedeutung ihres Schicksals kannte. Einzig Erdas Eindruck war ihm wichtig, dann sollte sie auf ewig schlafen. Anschließend würde er dann sein eigenes Schicksal empfangen. In Kürze wird Walhall zerstört sein und mit dieser Festung werden auch alle übrigen Vertragsbrecher vernichtet sein. Die Flammen werden auf ewig Reinheit in die Welt tragen und die Wiederherstellung des Urzustands einleiten. Die Götterdämmerung wird dann nicht mehr aufzuhalten sein. Albert Müller wippte ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her
.
    Er saß auf seinen Händen. Das hatte er als Kind auch schon getan. Diese Angewohnheit ließ sich einfach nicht abstellen. Allmählich breitete sich ein zufriedenes Grinsen in seinem Gesicht aus. Wie immer hatte er an alles gedacht. Dieser tumbe Bulle war nun am Tatort bei Wotan ausreichend beschäftigt, und obendrein hatte er ihm ja noch eine kleine Denksportaufgabe in Form der Musikkassette verpasst. Wagner würde alle Zusammenhänge erst dann begreifen, wenn es zu spät war. Wenn dieser Nichtsnutz überhaupt jemals etwas begriff. Die eigene offensichtliche Überlegenheit gegenüber seinem Gegners befriedigte Albert Müller heute jedoch nicht so sehr wie üblich. So kurz vor seinem Ziel fühlte sich der Mann merkwürdig leer. Nach all der langen Zeit, der akribischen Planung, der Enthaltsamkeit, der Selbstdisziplinierung, hatte er seinen Plan bisher bis ins kleinste Detail perfekt umgesetzt. Erda hatte ihm obendrein eine unerwartete Prüfung auferlegt, die er ebenfalls mit Bravur gemeistert hatte. Er sollte sich zu diesem Zeitpunkt nicht derart leer fühlen, sonder stolz, euphorisch, überlegen - glücklich. Er, der Bastard, hatte es allen gezeigt. Seiner Mutter, dieser schwachen Person, die ihn ständig mitleidig angesehen hatte und immer nur dann fest an sich gedrückt hatte, wenn sie weinte. Wie ein Stofftier hatte er sich gefühlt
.
    Es würgte ihn beim bloßen Gedanken daran. Dann war sie feige davongelaufen, vor der Realität, vor ihm, einfach vor allem. Etwas anderes war auch nicht zu erwarten gewesen
.
    Das lag wohl in den Genen. Die Großmutter war genauso schwach gewesen
.
    Auch sie hatte ihn einfach zurückgelassen. Die aufkommenden Tränen verbot sich Albert Müller, wie jedes Mal. Das hatte er schnell gelernt. Ein Mann weint nicht! Der Großvater, dieser Hurenbock. Ihm hätte er damals gerne eine aufs Maul gegeben. Diese Chance hatte sich nie ergeben. Es wäre allerdings aus heutiger Sicht nicht lohnenswert gewesen, sich auf das entsprechende Niveau herabzulassen. Der alte Sack hatte nie begriffen, welche Fähigkeiten in seinem Enkel schlummerten. Heute war das allerdings auch nicht mehr von Belang. Albert Müller war aus eigener Kraft zu Loge
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