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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
Autoren: Waldkirch Verlag
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Klinke in der Hand. Voller Anspannung drückte er sie langsam nach unten. Die schwere Rückwand des Kleiderschranks klappte langsam auf und legte ein dunkles Loch in der Wand dahinter frei, aus dem nun ohrenbetäubende Musik und modriger Geruch strömten. ‚Zu spät für einen Rückzieher‘, dachte Hauptkommissar Wagner und verschwand in der Dunkelheit der Wandaussparung.

Wagner stand einen Moment lang still im Dunkel des Raums, darauf wartend, dass seine Augen sich an die neuen Sichtverhältnisse gewöhnen würden. Vom Kellerraum her fiel Licht durch die zur Tür umfunktionierte Rückwand. Um sich einen schnellen Rückzug zu ermöglichen und um den nachfolgenden Kollegen den Weg zu weisen, hatte er die Kellertür und sämtliche Schranktüren offen stehen lassen. Die dröhnende Opernmusik störte Wagners Wahrnehmung zwar ein wenig, trotzdem dämmerte ihm allmählich, dass er an einer Art Gabelung zweier unterirdischer Gänge stand. Der linke führte in ein schwarzes, kaltes Nirgendwo. Am Ende des rechten Ganges war ein fahler Lichtschein auszumachen. Von dort aus flutete auch die ohrenbetäubende Opernmusik auf ihn zu. Es roch nach feuchtem Waldboden, die Wände waren mit Schalbrettern notdürftig verkleidet.
    Woher hatte Albert Müller das viele Material bekommen? ‚Wahrscheinlich hat er eine Baustelle geplündert‘, dachte Wagner. Der Boden aus unebenem, rissigem Gussbeton war eiskalt.
    Zum x-ten Mal an diesem Tag schluckte Wagner seine Angst hinunter und bewegte sich langsam, den Rücken an die Wand gedrückt, auf die unheilverheißende Götterdämmerung zu. Die Waffe im Anschlag und mit immer noch rasendem Puls erreichte er das Ende des provisorischen Durchlasses. Vorsichtig versuchte er sich einen Überblick über das sich vor ihm öffnende Zimmer zu verschaffen. Eigentlich war es eher ein relativ großzügiger Verschlag aus Brettern, dessen Decke von Baustützen und groben Holzpfählen getragen wurde. In der Mitte baumelte eine schmucklose Glühbirne, die den Raum in ein schummriges Licht tauchte. ‚Der Typ hat das hier alles selbst gebaut‘, schoss es Wagner durch den Kopf. Er verbannte den Gedanken samt erstaunter Anerkennung aus seinem Gehirn, denn viel wichtiger war die Frage, ob Albert Müller bereits wusste, dass der Feind sein Versteck gefunden hatte. Dieser Mann war zwar bisher weitaus cleverer gewesen als er selbst, dennoch hoffte Wagner, wenigstens den Überraschungseffekt auf seiner Seite zu haben. Wenn er sich vorsichtig aus der schmalen Nische neben der Tür hervorlehnte, konnte Wagner einen großen Spiegel an der Wand gegenüber ausmachen. Erschrocken erkannte er seinen eigenen Schatten darin und wich ruckartig zurück. Vor dem Spiegel stand eine Hantelbank mit diversen Lang- und Kurzhanteln. Überall lagen Scheibengewichte herum. Weiter links hatte Wagner auf die Schnelle außerdem den äußeren Rand eines abgewetzten Teppichs im Perserstil erkennen können. Es ging nicht anders, er musste sich weiter in den Raum hereinlehnen, um etwas sehen zu können. Vorsichtig reckte er den Hals und blickte um die Ecke. Was er da sah, jagte seinen Puls zusätzlich in die Höhe. Auf einer Recamière lag Elle, schlaff und bleich. Mit einem Mal brachen sich Trauer und Wut vehement Bahn. ‚Sie ist tot‘, schrie Wagner innerlich und stürzte, ohne weiter nachzudenken, auf den leblosen Körper zu. „Wo bist du, Scheißkerl, ich mach dich kalt!“ Blind vor Zorn brüllte er die Worte gegen den Sturm der Musik an. Fassungslos blickte er auf Elles Körper, der kurz zuckte. Die Waffe hielt er fest umklammert in seiner Hand. Sie lebte! Wo war dieser Psychopath? War dies etwa eine Falle, in die er wie ein beschissener Anfänger getappt war? Er hatte den Gedanken noch nicht ganz vollendet, als er schon einen kalten Gegenstand am Hals spürte und eine ruckartige Bewegung, die seinen Arm auf dem Rücken verdrehte. Dieser Griff war wie ein Schraubstock! Das Messer am Hals hatte ihn bereits verletzt, denn ein warmes Rinnsal bahnte sich seinen Weg Brust abwärts. Albert Müller presste seinen muskulösen Körper gegen Wagners Rücken und zischte ihm wütend ins Ohr: „Du suchst den Scheißkerl? Hier hast du ihn, Bulle! Und was jetzt? Willst du ihn verhaften?“ Der Schmerz und die Angst nahmen Wagner den Atem, an Sprechen war gar nicht zu denken. „Lass´ die Waffe fallen, Bulle!“ Mit einem dumpfen Laut landete die Pistole auf dem abgewetzten Teppich vor der Recamière.
    „Na, wie sieht’s aus, Versager? Keinen
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