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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
Autoren: Waldkirch Verlag
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richtete sich nach und nach auf. Elles Gesicht war von Tränen überströmt. Ihre Haut wirkte aschfahl. Behutsam manövrierte Wagner sie zur Recamière. „Es tut mir leid, dass ich so spät gekommen bin. Ich hätte Sie vor all dem hier bewahren müssen!“ Mit geschlossenen Augen atmete er tief durch. „Wollen Sie mir erzählen, was passiert ist?“ „Er… Er war über Ihnen und würgte Sie, Theo. Ich habe mich schon die ganze Zeit schlafend gestellt. Ich wollte nicht, dass er mir wieder dieses… dieses Zeug spritzt, deshalb habe ich ihn nicht merken lassen, dass die Wirkung nachließ. Zeit schinden nennt man das, glaube ich.“ Elle schluckte und blickte aus unendlich müden Augen zu Albert Müllers Leiche hinüber, bevor sie fortfuhr. „Jedenfalls habe ich nach Ihrer Waffe gegriffen. Als Sie so regungslos dalagen, habe ich ihm, ohne groß nachzudenken, in den Rücken geschossen.“ Elles Stimme stockte kurz. „Im selben Moment haben Sie das rechte Bein angezogen, und… naja, Sie haben ihn da erwischt, wo es wehtut.“ Hauptkommissar Wagner sah Elle bestürzt in ihre traurigen Augen. Er hatte versagt! „Er wollte Sie töten, Elle! Sie sind ihm nur zuvorgekommen.“ Ein kläglicher Versuch, die alte Dame zu beruhigen. Ihr erschöpftes Lächeln erschreckte ihn zutiefst. „Ich bin müde, Theo. So müde wie schon lange nicht mehr!“ Wagner umfasste ihre Schultern und bettete sie auf die Recamière. Was hatte dieser Bastard ihr nur verabreicht? Wagner richtete sich auf und starrte auf den toten Körper auf dem Fußboden. Der Schuss hatte gesessen. Dr. Kremer wird die Kugel schon finden. ‚Steckt vielleicht in der Innenseite von deinem Sixpack.‘ Diesen hämischen Gedanken konnte er sich einfach nicht verkneifen.

Wagner trat an den großen Spiegel und besah sich seine Verletzung an der Stirn. Elle musste die offene Platzwunde wohl schon notdürftig gereinigt haben, dennoch wurde ihm beim Anblick seines Spiegelbildes wieder ein wenig flau. Das Hemd war blutverschmiert und die Verletzung am Hals deutlich zu sehen. Gerade wollte er den Schnitt genauer untersuchen, als er wie vom Donner gerührt inne hielt. Im Gang waren leise Schritte zu hören, die stetig näher kamen. Der Typ hatte keine Komplizen, oder etwa doch? Panisch stürzte Wagner auf die Recamière zu und griff mit zitternder Hand nach seiner Waffe. Er duckte sich mit klopfendem Herzen hinter das Möbelstück und legte den Lauf der Waffe auf der Lehne ab. Im Fall der Fälle brauchte er eine möglichst ruhige Hand. Die Schritte kamen eindeutig näher. Es mussten mehrere Leute sein.
    Mit einem Schlag waren sechs Mann im Raum verteilt. Die Kollegen waren bis an die Zähne bewaffnet und steckten in den gewohnten Kampfanzügen. „Alles klar!“ Die donnernde Stimme ließ ihn erleichtert aufatmen. Wagner ließ seinen Kopf auf die ausgestreckten Arme sinken und lachte leise vor sich hin. Die angeforderte Verstärkung hatte er völlig vergessen. Mit einem Mal war er unendlich erschöpft.
    Kurz darauf bahnte sich die Spurensicherung ihren Weg durch das Chaos und machte sich in gewohnt akribischer Weise über den Raum her. Sie dürften Tage brauchen, um das ganze Haus auf den Kopf zu stellen. Lutz Hartmann war persönlich erschienen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. „Theo, du siehst Scheiße aus, aber immerhin lebst du noch!“
    Wagner ignorierte die Bemerkung. Dr. Kremers Schulterklopfen nahm er nur schemenhaft war. Diese ganze Szenerie wirkte seltsam unwirklich. Die Sanitäter versorgten seine Kopfverletzung provisorisch und der Notarzt verfügte, dass Wagner zu weiteren Behandlungen in die Klinik gebracht werden musste. Ein anderes Team kümmerte sich um Elle, die immer noch schlief.
    Es erschien ihm merkwürdig, dieses Haus lebend zu verlassen, den Garten zu durchqueren und die warme Abendluft einzuatmen. In der Tiefe seines Unterbewusstseins hatte er damit offenbar nicht mehr gerechnet. Würde er jemals wieder durch solch eine idyllische Siedlung gehen können, ohne an Albert Müller denken zu müssen? Im Herrschaftswald blockierten Krankenwagen und Einsatzwagen der Polizei die ganze Straße. Uniformierte Kollegen versuchten, die Anwohner zu beruhigen. Scheinbar war das ganze Viertel auf den Beinen.
    Elle wurde auf einer Bahre in einen der wartenden Krankenwagen geschoben. Der Notarzt murmelte irgendetwas von lebensgefährlicher Dehydrierung in hohem Alter. Wagner schüttelte mechanisch den Kopf. Was wusste der schon! Elle schwebte doch nicht in
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