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Der Ring an meiner Hand

Der Ring an meiner Hand

Titel: Der Ring an meiner Hand
Autoren: SARA CRAVEN
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Valentina erhob sich. „Bitte glauben Sie mir, dass ich nur Ihr Bestes will und Ihnen die Situation erklären möchte, in der Sie sich befinden“, sagte sie fast im Plauderton. „Ich hoffe, wir verstehen uns jetzt besser und werden mit der Zeit zu Freundinnen.“
    Herausfordernd hob Emily das Kinn. „Und bitte glauben Sie mir, dass ich eher Freundschaft mit einer Klapperschlange schließen würde.“
    „Seien Sie nicht dumm. Und nehmen Sie meinen Rat an. Akzeptieren Sie die Situation, und Sie werden überleben. Wenn Sie kämpfen, verlieren Sie alles, sogar das Recht auf Ihr Kind.“ Sie lächelte wieder. „Und jetzt muss ich mich verabschieden.“
    Valentina schlenderte zur Glastür, die auf die Terrasse hinausführte. „ Arrivederci , Contessa. Wir sehen uns bald wieder.“
    Als die rot gekleidete Gestalt aus Emilys Blickfeld verschwand, gaben ihre Beine nach. Sie sank auf den Boden und starrte lange Zeit in die Leere vor sich. Dabei lauschte sie auf das verzweifelte Schlagen ihres Herzens. Weinen konnte sie nicht. Sie war jenseits von Tränen. Jenseits von Hoffnung.
    Dann, endlich, wusste Emily, was sie zu tun hatte.
    Mit bleichem Gesicht, aber gefasst, läutete sie die Glocke. „Gaspare“, sagte sie, als der Butler erschien. „Würden Sie Stefano bitten, in zehn Minuten mit dem Wagen vorzufahren? Meine Kopfschmerzen sind fort, und ich möchte Signora Albero zum Lunch in der Stadt treffen.“ Sie hasste sich für diese Lüge.
    „Emily, meine Liebe.“ Leonard Henshaw erhob sich, als Emily sein getäfeltes Büro betrat. „Was für eine schöne Überraschung. Als ich kürzlich mit Rafaele gesprochen habe, hat er mir nicht verraten, dass Sie einen Besuch planen.“
    Weil er es nicht wusste, dachte Emily. Noch nicht einmal eine Nachricht hatte sie hinterlassen. Valentina Colona würde ihm nur zu gern alles erklären.
    Und während der freundliche Stefano mit einer Zeitung vor ihrem Lieblingsrestaurant wartete, marschierte sie gleich wieder durch den Hinterausgang hinaus, hielt ein Taxi an und ließ sich zum Flughafen bringen.
    Sie schenkte Mr. Henshaw ein freundliches Lächeln. „Es ist mehr als nur ein Besuch. Ich werde wieder hier leben. Im Haus meines Vaters.“ Sie schwieg einen Moment. „Wie Sie wissen, habe ich bald Geburtstag, dann endet der Treuhandfonds. Ich muss die Höhe des Betrags kennen, den ich erben werde, damit ich Pläne für die Zukunft machen kann.“
    „Pläne?“ Mr. Henshaw stand der Mund offen. „Aber … Ihr Ehemann muss doch mit Ihnen gesprochen haben.“
    „Der Conte Di Salis und ich haben uns getrennt“, sagte sie leise. „Dieses Mal für immer. Und bitte, Sie brauchen mich nicht zu bedauern“, fügte sie rasch hinzu. „Immerhin bleibt mir mein Haus und mein Erbe.“
    „Mein liebes Kind.“ Der alte Anwalt war sichtlich erregt. „Ihr Vater besaß gar kein Geld“, sagte er mit schwerer Stimme. „In den zwei Jahren vor seinem Tod hat er auf der Suche nach schnellen Renditen in riskante Geschäfte investiert. Aber seine Strategie ging nicht auf. Am Ende hat er fast alles verloren.“
    Emily starrte ihn an. „Aber der Fonds …“
    „Eingerichtet vom Geld Ihres Mannes zum Zeitpunkt Ihrer Hochzeit.“
    „Ich will nichts von ihm. Wenn es sein muss, werde ich das Haus verkaufen.“
    Er machte eine hilflose Geste. „Ihr Vater hatte das Haus weit über Wert mit Hypotheken belastet. Rafaele hat die Kredite bezahlt, und im Gegenzug hat Sir Travers ihm das Haus überschrieben.“
    „Also besitze ich gar nichts“, sagte sie tonlos. „Warum hat mich niemand gewarnt?“
    „Ihr Vater war ein stolzer Mann, meine Liebe. Und als Rafaeles Ehefrau gehört Ihnen natürlich die Hälfte seines Vermögens.“
    „Rafaele“, wiederholte sie aufgebracht. „Warum hat er nicht einfach seine Schulden bei Dad bezahlt und uns das Haus gelassen? Hätte er das nicht tun können? Musste er mir alles wegnehmen?“
    Mr. Henshaw warf ihr einen strengen Blick zu. „Ihr Ehemann war sehr großzügig. Und er hat Ihrem Vater nie Geld geschuldet.“
    „Ich verstehe nicht ganz.“
    „Vor einigen Jahren, als Rafaele Di Salis das Parkett der Finanzwelt betrat, wurde ihm ein äußerst lukratives Geschäft angeboten. Damit wäre er noch vor seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag Milliardär geworden. Nur ein Mann, jemand, den er nur ein einziges Mal vorher getroffen hatte, kam zu ihm und erwies sich als Freund. Er warnte ihn, dass die Dinge nicht so waren, wie sie schienen. Dieser Mann war Ihr Vater.
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