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Der Ring an meiner Hand

Der Ring an meiner Hand

Titel: Der Ring an meiner Hand
Autoren: SARA CRAVEN
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er kühl. Damit war das Thema erledigt.
    Aber solche unerfreulichen Momente gab es nur selten. Am meisten genoss Emily die Zeiten, die sie zusammen zu Hause verbrachten. Abends saßen sie auf dem Sofa, sie in seinen Schoß gekuschelt, unterhielten sich oder hörten Musik. Die Wochenenden verfaulenzten sie im Bett und frühstückten ausgedehnt. Dabei las Rafaele die Zeitung und schimpfte laut über den Lauf der Welt, bis er das Lachen in ihren Augen sah und sich vergnüglicheren Tätigkeiten zuwandte.
    Nur in diesen Momenten konnte sie wirklich glauben, seine Frau zu sein. In ihnen hätte sie all die Fragen stellen können, die sie immer wieder quälten. Aber sie fürchtete, die Intimität dieser Augenblicke zu zerstören. Oder zu enthüllen, dass sie nur eine Illusion waren.
    Manchmal fiel ihr auf, dass Rafaele sie mit merkwürdig eindringlichen Blicken beobachtete. Dann schien in seinen Augen fast etwas wie Traurigkeit zu liegen. Im Bett liebte er sie immer noch leidenschaftlich und kostete jedes Vergnügen bis zur Neige aus. Und Emily gab nicht länger vor, ihn weniger zu begehren als er sie.
    Wenn er aufhört, mit mir zu schlafen, dachte sie eines Nachts, werde ich es wissen. Dann ist das Ende nahe.
    Tags darauf musste sie entdecken, dass das Schicksal bereits seine Krallen nach dem zerbrechlichen Glück ausstreckte.
    Am späten Nachmittag, sie lag auf dem Sofa im Salon, kam Gaspare und teilte ihr mit, dass Rafaele heute Abend nicht nach Hause kommen würde.
    „Ein wichtiges Geschäft, das heute zum Abschluss kommen muss, signora , aber die Verhandlungen sind ins Stocken geraten. Zudem findet morgen früh ein Frühstück statt. Also ist es für ihn praktischer, in der Stadt zu bleiben.“
    Emily sprang auf und warf ihr Buch beiseite. „Ist er noch am Telefon? Ich spreche mit ihm.“
    „Die Nachricht kam von seiner Sekretärin.“
    „Oh ja, natürlich.“ Sie setzte sich wieder und kam sich ganz schön dumm vor.
    Diese Dinge passieren, sagte sie sich, als sie versuchte, sich wieder in die Handlung ihres Thrillers einzulesen. Aber sie konnte sich nicht mehr konzentrieren.
    Stattdessen dachte sie an das Apartment in der Stadt, das sie bislang noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
    Sie wünschte, sie hätte selbst mit ihm gesprochen. Aber was hätte sie gesagt? Bitte, komm nach Hause, ganz gleich, wie spät es ist. Ich vermisse dich.
    Allerdings lagen diese Sätze nur einen Schritt entfernt von den drei magischen Worten, ich liebe dich, also wären sie nicht sonderlich klug.
    Sie aß ein einsames Mahl, bei dem Gaspare ihr noch dienstbeflissener als sonst aufwartete und Rosanna all ihre Lieblingsgerichte kochte.
    In dem großen leeren Bett fühlte sie sich ohne Rafaele verloren und verbrachte eine ruhelose Nacht.
    Doch auch der nächste Tag änderte nichts an Rafaeles Verhalten. Er küsste sie zur Begrüßung nur flüchtig auf die Wange. Dann erzählte er ihr zwar, dass alles reibungslos geklappt habe, doch mit seinen Gedanken war er ganz offensichtlich weit, weit weg.
    Unmittelbar nach dem Abendessen sprang er auf. „Ich muss noch arbeiten, Emilia. Entschuldigst du mich bitte?“
    „Natürlich.“ Noch etwas, was zum ersten Mal passierte. Sie versuchte, nicht allzu entsetzt auszusehen. „Vielleicht gehe ich heute früh zu Bett.“
    „Eine gute Idee.“ Er kam zu ihr, küsste ihre Hand und dann die Wange. Diese Geste erinnerte sie an die ersten förmlichen Tage ihrer Ehe. Tage, von denen sie gedacht hatte, sie lägen für immer hinter ihr.
    „Du siehst müde aus, cara “, fügte er hinzu. „Ich werde dich später nicht stören.“
    Damit sagte er genau das Gegenteil von dem, was sie beabsichtigt hatte. In Emily regten sich Verwirrung und Furcht, als sie ihm nachschaute, wie er das Esszimmer verließ.
    Eine lange Zeit verging, bis sie ihn nach oben kommen hörte. Wie damals, in ihrer einsamen Hochzeitsnacht, sah sie den Lichtschimmer unter der Zwischentür. Jetzt, genau wie damals, beobachtete sie, wie das Licht ausging. Und lauschte der leeren, anhaltenden Stille.
    Emily stieß einen tiefen Seufzer aus, als ihr bewusst wur de, dass er ihr gerade die Botschaft vom Anfang des Endes ihrer Ehe geschickt hatte.
    Sie lag im Bett, starrte in die Dunkelheit und war zu entsetzt, um zu weinen.
    Ein letztes Mal tuschte Emily ihre Wimpern und lehnte sich zurück, um sich im Spiegel zu betrachten. Die Ringe unter den Augen ließen sich nicht ganz verstecken. Zeichen, die der Welt mitteilten, wie sehr sie litt.
    Obwohl
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