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Der Ring an meiner Hand

Der Ring an meiner Hand

Titel: Der Ring an meiner Hand
Autoren: SARA CRAVEN
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Und der Conte hat ihm seinen guten Rat nie vergessen, der ihn vor dem Untergang bewahrt hat. Als Sir Travers in Schwierigkeiten geriet, eilte er ihm also zu Hilfe. Übrigens als Einziger.“
    Langes Schweigen trat ein, dann sagte Emily mit zitternder Stimme: „Ich verstehe. Ich wünschte nur, sein Angebot zu helfen hätte mich nicht mit eingeschlossen.“
    Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, als sie zum Haus ihres Vaters fuhr – dem Haus, das sie bis vor einer Stunde für ihre Zufluchtsstätte gehalten hatte. Und Rafaele hatte sie in dem Glauben gelassen, dass ihr an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag Freiheit und Unabhängigkeit winkten.
    Und nun besaß sie kaum mehr als die Kleider, die sie am Leib trug. Ohne Ausbildung, obdachlos und schwanger. Und, wenn sie ehrlich war, verängstigt. Und einsam.
    Aber so durfte sie nicht denken. Das konnte sie sich nicht leisten. Was hatte Valentina Colona gesagt? Sie war jung und gesund. Sie würde zurechtkommen.
    Solange sie sich nicht erlaubte zurückzublicken, solange sie sich nicht erinnerte …
    Im Haus war es still. Emily ließ ihre Tasche auf den Tisch in der Eingangshalle fallen. „Penny, ich bin … zurück“, rief sie. Zu Hause durfte sie ja nicht länger sagen.
    Niemand antwortete. Also versuchte sie es im Salon. Auf der Schwelle dorthin erstarrte sie und presste eine Hand auf den Mund.
    Rafaele stand am Fenster. Im dünnen Sonnenlicht wirkte er groß und dunkel. Unbeweglich und schweigend sah er sie durch den großen Raum hinweg an.
    „Wenn du gekommen bist, um mir zu sagen, dass das Haus dir gehört, bist du zu spät. Das weiß ich bereits. Ich ziehe so schnell wie möglich aus.“
    „Nein“, entgegnete er. „Deshalb bin ich nicht hier. Du bist gegangen, ohne ein Wort zu sagen. Dachtest du wirklich, mia sposa , ich würde deine Flucht einfach so akzeptieren?“
    „Dir bleibt keine andere Wahl“, sagte sie. „Ich habe dich verlassen, und ich komme nicht zurück. Aber du musst dir keine Sorgen machen. Ich will nichts von dir. Ich werde mir einen Job und ein Zuhause suchen, und ich werde es allein tun.“
    Er machte einen Schritt, und jetzt erst sah Emily sein Gesicht. Es sah abgehärmt und unrasiert aus, die Augen funkelten.
    „Wie einfach sich das anhört. Mit einer Entscheidung beraubst du mich meiner Ehefrau und meinem ungeborenen Kind. Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben. Es war einer dieser tragischen Unglücksfälle, die niemand vorhersehen kann. Aber mein Vater hat sie über alles geliebt und konnte das nie akzeptieren. Und aus diesem Grund konnte er auch mich nie wirklich akzeptieren.“
    „Rafaele …“, sagte sie, doch er schüttelte den Kopf.
    „Lass mich ausreden. Für ihn blieb an diesem Tag die Welt stehen. Als einige Jahre später aus einer verschleppten Erkältung eine Lungenentzündung wurde, hat er nicht einmal um sein Leben gekämpft. Damals, als kleiner Junge, habe ich mir geschworen, einer Frau niemals so viel Macht über mich einzuräumen. Nie würde ich mir erlauben, so tief für sie zu empfinden, dass ich sie nicht mehr verlassen könnte. Und ich habe meinen Schwur gehalten“, fügte er hinzu. „Bis du eines Tages ins Arbeitszimmer deines Vaters gestürmt kamst. Da habe ich zum ersten Mal in meinem Leben verstanden, was mein Vater gefühlt hat.“
    Emily spürte, wie sie anfing zu zittern. Irgendwie musste sie ihn zum Schweigen bringen, aber kein Laut drang über ihre Lippen.
    „Du hasst mich, hast du mir einmal gesagt. Ich habe gehofft – ich glaube, ich habe sogar gebetet –, dass das nicht wahr ist. Es erschien mir unmöglich, dass ich dich so sehr lieben könnte, und du mich nicht. Ich redete mir ein, ich müsse nur geduldig sein, dann würdest du eines Tages wissen, was ich für dich empfinde. Dann würde ich dich in meinen Armen halten, und du würdest lächelnd flüstern: ‚ Ti amo . Ich liebe dich.‘ Aber du hast nichts gesagt. Nie. Nicht einmal, als du wusstest, dass du mein Kind erwartest. Und das hat mich am meisten verletzt.“
    Emily schüttelte den Zauber seiner Worte ab. „Du sprichst von verletzen?“, herrschte sie ihn an. „Du wagst es, von Liebe zu sprechen, wenn deine Geliebte mich – offensichtlich auf deine Veranlassung – besucht? Wenn sie mich in die Pläne einweiht, die ihr für mich und das Baby ausgeheckt habt? Und da fragst du dich, warum ich es vorziehe, allein zu leben? Warum ich nichts mehr mit dir zu tun haben will?“
    „Ich habe in der Zwischenzeit erfahren, dass
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