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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende
Autoren: Orson Scott Card
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hinaus: Als ich all diese Geschichten zusammengetragen habe, fiel mir auf, daß Geschichtentauscher immer wieder genau in dem Augenblick, da etwas Wichtiges geschieht, an den seltsamsten Orten auftaucht, so daß er Zeuge oder sogar Beteiligter einer bemerkenswerten Anzahl von Ereignissen wurde.
    Ich will es euch geradeheraus fragen, meine Freunde. Wenn jemand tief in seinen Knochen zu wissen scheint, wann etwas Wichtiges passieren wird, und wo, und das so frühzeitig, daß er seinen Balg hinüberschaffen kann, um Zeuge zu sein, noch bevor die Sache anfängt … ist das keine Vorhersage? Ich meine, warum hat William Blake England je verlassen und ist nach Amerika gekommen, wenn nicht deshalb, weil er wußte, daß die Welt aufgerissen werden würde, um nach all diesen Generationen wieder einem Schöpfer das Leben zu schenken? Nur daß er es nicht von vornherein wußte, heißt nicht, daß er kein Prophet war. Er hat gedacht, er müßte mit dem Mund Prophet sein, aber ich behaupte, er war in den Knochen einer. Und genau deshalb wanderte er zufällig genau an dem Tag und zu der Stunde zurück zur Stadt Vigor Church, zur Mühle von Alvins Vater, obwohl es gar keinen Grund dafür gab, als Alvins kleiner Bruder Calvin Miller den Entschluß faßte, davonzulaufen und an fernen Orten Ärger zu studieren. Geschichtentauscher hatte keine Ahnung, was passieren würde, aber ich sage euch, Leute, er war dort, und jeder, der behauptet, Geschichtentauscher hätte kein Talent, einschließlich Geschichtentauscher selbst, ist ein verdammter Narr. Natürlich habe ich das auf die netteste nur denkbare Art und Weise gemeint, wie Horace Guester euch bestätigen würde.
    Wenn ich meine Geschichte also wieder aufnehme, dann an dem Tag, an dem ich anfangen will, weil ich euch aus Erfahrung sagen kann, daß während jener langen Monate nichts Interessantes geschah, in denen Alvin versuchte, einem Haufen einfacher Leute beizubringen, Schöpfer wie er zu sein statt … na ja, alles zu seiner Zeit. Sagen wir einfach, während ein paar an mir rummeckern werden, weil ich nicht alles über Alvins Schöpferlektionen erzähle und jeden einzelnen langweiligen Augenblick jeder Unterrichtsstunde wiedergebe, die er abhielt, um Fischen den Square dance beizubringen, kann ich euch versprechen, daß es ein Akt der Nächstenliebe ist, diese Tage in meiner Geschichte auszulassen.
    Es kommen in der Geschichte auch jede Menge Leute und jede Menge Verwirrung vor, und ich kann daran nichts ändern, denn es wäre eine Lüge, würde ich alles klar und einfach machen. Es war nun mal ein Durcheinander, und es waren jede Menge Leute daran beteiligt, und – um die Wahrheit zu sagen – es sind viele Dinge passiert, von denen ich damals nichts wußte und heute noch immer nicht viel weiß. Ich würde gern sagen, daß ich euch alle wichtigen Teile der Geschichte erzähle, euch von allen wichtigen Leuten berichte, aber ich weiß genau, daß es vielleicht wichtige Teile gibt, von denen ich einfach nichts weiß, und wichtige Leute, von denen ich nicht begriffen habe, daß sie wichtig waren. Es gibt Sachen, die niemand weiß, und Sachen, die diejenigen, die sie wissen, nicht erzählen, oder von denen die, die sie wissen, nicht wissen, daß sie sie wissen. Und obwohl ich versuche, die Dinge so zu erklären, wie ich sie verstehe, werde ich trotzdem Dinge auslassen, ohne es zu wollen, oder Dinge, die ihr schon wißt, zweimal erzählen, oder etwas widersprechen, das ihr für eine Tatsache haltet, und ich kann dazu nur sagen, ich bin kein Geschichtentauscher, und wenn ihr die tiefste Wahrheit wissen wollt, dann bringt Geschichtentauscher dazu, die hinteren zwei Drittel seines kleinen Buchs zu öffnen und euch vorzulesen, was dort steht, und ich wette, obwohl er behauptet, kein Prophet zu sein, werdet ihr Dinge hören, die euch die Haare zu Berge stehen – oder ausfallen – lassen werden, je nachdem.
    Es gibt jedoch ein Geheimnis, von dem ich die Antwort ganz einfach nicht kenne, wenngleich alles davon abhängt. Wenn ich euch genug erzähle, bekommt ihr es vielleicht selbst heraus. Aber ich verstehe einfach nicht, warum Calvin so wurde, wie er schließlich wurde. Er war ein netter Junge, das sagen alle. Er und Alvin standen sich so nah, wie es unter Jungs nur der Fall sein kann. Ich meine, sie haben sich gestritten, aber es war nie Bosheit darin, und Cally wuchs mit dem Wissen auf, daß Al für ihn sterben würde. Was hat die Eifersucht also dazu gebracht, an Calvins Herz zu nagen,
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