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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende
Autoren: Orson Scott Card
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Talent, das er je haben wollte, und da er es nie bekommen habe (glaubt er), dürfe er also gar kein Talent haben. Und jetzt tut nicht so, als wüßtet ihr nicht, was für ein Talent er haben wollte, denn immer, wenn er länger spricht, schlägt er euch damit ja praktisch ins Gesicht. Er wollte die Gabe der Prophetie haben. Deshalb war er auch immer so mächtig eifersüchtig auf Peggy Larner, weil sie eine Fackel ist und von Kindheit an alle möglichen Zukünfte der jeweiligen Menschen gesehen hat, und obwohl das nicht dasselbe ist, als würde sie die Zukunft kennen – die Weise, wie die Dinge tatsächlich geschehen werden, und nicht nur die, wie sie geschehen könnten – kommt es dem schon ziemlich nahe. So nah, daß Geschichtentauscher schon zufrieden gewesen wäre, glaube ich, wäre er fünf Minuten lang eine Fackel gewesen. Wäre das mal passiert, hätte er sich wahrscheinlich innerhalb von einer Woche zu Tode gegrinst.
    Aber wenn Geschichtentauscher sagt, er habe kein Talent, dann sage ich euch, er irrt sich. Wie viele andere Leute auch hat er ein Talent, ohne es zu ahnen, denn genau auf diese Art und Weise funktioniert das Talent – für die Person, die es hat, fühlt es sich völlig natürlich an, so natürlich wie das Atmen, und so kommt man gar nicht auf den Gedanken, das könne die ungewöhnliche Macht sein, die man hat, denn verdammt, das ist ja ganz einfach. Man weiß gar nicht, daß es ein Talent ist, bis andere Leute ganz erstaunt oder aufgeregt reagieren, oder mit jenen Gefühlen, die dieses Talent bei den Leuten hervorruft, um welche auch immer es sich dabei handeln mag. Und dann denkt man: »Howdy, Junge, andere Leute können das nicht! Ich hab ein Talent!«, und von da an kommt keiner mehr mit einem klar, bis man sich endlich wieder beruhigt und ganz normal weiterlebt und aufhört, damit zu prahlen, wie man diese bescheuerte Sache machen kann, über die man sich nicht im geringsten aufgeregt hat, als man noch bei Verstand war.
    Einige Leute erfahren aber nie, daß sie ein Talent haben, weil die anderen es auch nie bemerken, und so war es bei Geschichtentauscher. Mir ist es nie aufgefallen, bis ich anfing, all meine Erinnerungen und alles zu sammeln, was die anderen mir je über das Leben von Alvin dem Macher, dem Schöpfer, erzählt haben. Bilder von ihm, wie er bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit diesem Hammer in der Schmiede arbeitete, für den Fall, daß wir je vergessen sollten, daß er im Schweiße seines Angesichts ein ehrliches Handwerk gelernt hatte und nicht einfach durchs Leben tanzte wie durch eine Quadrille, mit der Glücksgöttin als liebevolle Partnerin – als wären wir je der Meinung gewesen, Fortuna habe jemals mehr getan, als mit ihm zu flirten, und sollte er jemals in ihre Nähe gekommen sein, wird er wohl herausgefunden haben, daß sie sowieso die Blattern gehabt hat. Wenn die Leute anfangen, sich darauf zu verlassen, daß Fortuna sie rettet, schlägt sie sich nun mal gern auf die Seite des Entmachers, Unschöpfers. Aber ich komme vom Thema ab, das ich am Anfang dieses Abschnitts nachlesen mußte, um rauszufinden, wovon ich, verdammt noch mal, überhaupt spreche (und ich höre schon, wie ihr vertrockneten prüden Menschen jetzt sagt, was schreibt er denn für Flüche auf Papier nieder, hat er denn kein Gefühl für anständige Sprache mehr? Worauf ich sage, wenn ich fluche, schade ich damit niemandem, und das macht meine Sprache farbiger, und weiß Gott, sie kann die Farbe gebrauchen, und ich kann euch versichern, ich habe das Fluchen von den Besten gelernt, und ich weiß, wie ich meine Sprache noch viel farbiger machen kann, als sie es jetzt ist, aber ich habe mich bereits gemäßigt, damit ihr keinen Schlaganfall kriegt, wenn ihr meine Worte lest. Ich will nicht mein halbes Leben damit verbringen, auf Beerdigungen von Leuten zu gehen, die der Schlag getroffen hat, als sie mein Buch lasen. Statt mich also wegen der häßlichen Worte zu kritisieren, die sich in mein Geschreibsel schleichen, könnt ihr mich also loben, weil ich das wirklich abscheuliche Zeug tugendhaft weggelassen habe. Es kommt wohl nur darauf an, wie man es sieht, und wenn ihr die Zeit habt, euch über meine Sprache aufzuregen, habt ihr nicht genug zu tun, und ich bring euch gern mit Leuten zusammen, die noch Hilfe brauchen, um produktive Arbeit zu leisten), und so hab ich noch mal am Anfang dieses Abschnitts nachgelesen, um herauszufinden, wovon, verdammt noch mal, ich spreche, und ich will darauf
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