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Der Regenbogenkönig

Der Regenbogenkönig

Titel: Der Regenbogenkönig
Autoren: Alexandra Bauer
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ließ die Hand zitternd über sein Gesicht fahren.
    Zunächst erschrocken , fing Asdias zu lachen an. „... eine Gefahr auf das Regenbogenreich zukommen ... wie kommst du denn auf so etwas? Das Regenbogenreich war niemals in Gefahr, und das wird es auch zu keiner Zeit sein. Du musst einen Alptraum gehabt haben“, vermutete er.
    Kaiafba spielte nervös mit seinen Händen. „Es war kein Traum. Ich sah es gerade , als Buliko in mich hineinrannte.“
    Buliko nahm die Worte des Alten nicht so gelassen auf wie sein sonst so vernünftiger Freund. Er kannte Kaiafba gut und jede Vision hatte sich stets als wahr und keinesfalls als Spinnerei erwiesen. Noch nie hatte er Kaiafba derart aufgewühlt erlebt.
    „Was hast du gesehen?“, wollte Buliko wissen.
    „Ich sah Angst. Angst und Hilflosigkeit der Wolkenreichbewohner“, stammelte Kaiafba. „Dem Regenbogenreich stehen schwere Zeiten bevor.“
    Buliko nahm die Hände des Alten in die seinen. „Hast du die Gefahr erkannt?“, fragte er ruhig.
    Der Greis schüttelte den Kopf, dann entzog er sich Bulikos Blick, sah ihn mit leeren Augen an und ging gedankenverloren fort.
    „Mach dir mal keine Sorgen, Buliko. Du darfst Kaiafbas Worte nicht ernst nehmen. Er scheint allmählich seinen Verstand zu verlieren“, versuchte Asdias seinen Freund zu beruhigen.
    „Ich weiß nicht. Du kennst Kaiafba nicht so gut wie ich. Wenn er etwas sah, hat das sicher seinen Grund“, entgegnete Buliko nachdenklich.
     
    Die nächsten Wochen verstrichen, ohne dass etwas Sonderbares geschah. So vergaß Buliko die Worte des Greises rasch. Nach der fünften Woche jedoch ging eine Nachricht durch das Dorf, welche ihm die Vision des Alten schlagartig in Erinnerung rief. Er und Asdias saßen gerade bei einem festlichen Mittagessen, als Zeidor die Tür aufstieß.
    „Die Regenbogen verlieren ihre Farbe!“, verkündete er aufgeregt. „Die Regenbogen verlieren ihre Farbe!“
    Buliko verschluckte sich vor Schreck. Tränen schossen ihm in die Augen und er begann zu husten. Asdias sprang auf. „Was sagst du da?“, rief er fassungslos.
    „Habt ihr es noch nicht bemerkt? Schaut euch an! Schaut mich an! Die Farben des Regenbogenreiches sind über Nacht verblasst!“, entgegnete Zeidor außer Atem.
    Asdias und Buliko blickten an sich herab. Zeidor hatte Recht. Die kräftigen Regenbogenstreifen ihres Fells hatten tatsächlich ein wenig ihrer kräftigen Farbe verloren, und auch Zeidors grüne Haare leuchteten nicht mehr so farbenfroh, wie sie es noch gestern getan hatten.
    „Wie kann so etwas passieren?“, staunte Buliko, de ssen Husten sich wieder beruhigt hatte.
    „Keiner weiß es. Mira hat bereits einen Boten zum Schloss des Regenbogenkönigs geschickt, um eine Antwort zu bekommen“, erklärte Zeidor.
    Buliko blickte Asdias und den jungen Zentauren bange an. „Ob das die unabwendbare Gefahr ist, von der Kaiafba gesprochen hat?“, unkte er.
     
    Von diesem Tag an herrschte große Aufregung im Dorf. Die Angst verließ seine Bewohner keine Minute. Überall wurde über das Geschehene diskutiert und die Spekulationen über die Folgen für das Regenbogenreich brachen nicht ab. Keiner konnte mehr ruhig schlafen, denn mit jeder verstreichenden Nacht verloren die Farben des Regenbogenreiches weiter an Kraft.
    Einige Tage vergingen. Wieder war Markttag und alle Bewohner des Dorfes versammelten sich auf dem Marktplatz. Wie an jedem dieser Tage wurde viel geredet. Jeder hoffte vom anderen etwas Neues zu erfahren. Mira, die man als Bürgermeisterin des Dorfes bezeichnen konnte, war auch unter den Anwesenden. Sie wurde am häufigsten bestürmt, doch auch sie konnte keine Erklärung für das Verschwinden der Farben finden. Gerade als Buliko und Asdias den Markt verlassen wollten, kam der Bote zurück, den Mira kurz nach dem Beginn des Verblassens der Farben zum Regenbogenschloss geschickt hatte. Sein Auftauchen wurde jedoch kaum wahrgenommen. Jeder staunte über die Person, die der Zentaur auf seinem Rücken trug.
    Es war ein Mensch , in prächtige himmelblaue Kleider gehüllt. Sein Wams war aus dem feinsten Tuch genäht, ebenso die Pumphose, welche in braunen Lederstiefeln steckte. Die kurzen Haare des Mannes waren haselnussbraun, während seine stolzen Augen leuchteten wie der Himmel an klaren Sonnentagen. Er war ein Wächter des Regenbogenschlosses. Keiner der Dorfbewohner konnte begreifen, weshalb dieser Wächter mit ihrem Boten gekommen war, denn sie verließen normalerweise nie das Schloss. Als sich die erste
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