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Der Ramses-Code

Der Ramses-Code

Titel: Der Ramses-Code
Autoren: Michael Klonovsky
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habe ich das Prinzip der ägyptischen Hieroglyphen erstmals erkannt, und ich habe inzwischen unzählige Bestätigungen dafür gefunden. Die Hieroglyphen verkörpern weder nur Buchstaben oder nur Symbole, sondern eine Mischung aus beidem: aus lautlich zu lesenden Zeichen, symbolisch zu lesenden Ideogrammen sowie stummen Deutzeichen, die ich Determinative nenne. Im Namen der beiden Pharaonen stehen Laute und Ideogramme unmittelbar nebeneinander. Die, im nachhinein betrachtet, simple Tatsache, daß es sich um eine Mischschrift handelt, erklärt auch, warum es so viele verschiedene Hieroglyphen gibt. Ein kleiner Teil bildet den lautlich zu lesenden Kern, der Rest ist symbolisch zu lesen. Im übrigen heißt ›gebären‹ auf koptisch mise , so daß mir durchaus denkbar erscheint, daß der Name Ramses oder Rameses nichts anderes heißt als: geboren von Ra.«
    »Ist es nicht sehr kühn, aus zwei Pharaonennamen auf das Funktionsprinzip der gesamten Schrift zu schließen?« fragte Quatremère.
    »Selbstverständlich stützt sich meine Behauptung nicht allein darauf. Die Namen der Götter lieferten mir einen weiteren Beleg für die teils bildhafte, teils lautliche Schreibweise. So wird Horus oft als Falke, also bildlich, dargestellt. Amun hingegen schrieben die Ägypter:

    Bei dieser Gelegenheit muß ich meine Überraschung darüber kundtun, daß es Mister Young, obwohl er die beiden ersten Buchstaben im Namen des Ptolemaois korrekt identifiziert hatte, offenbar nie einfiel, die beiden identischen Zeichen in der Langfassung des Namens auf ihre Bedeutung zu untersuchen. Mit den königlichen Attributen ›ewig lebend, geliebt von Ptah‹ schreibt sich Ptolemaios bekanntlich so:

    Wie Ptolemaios beginnt Ptah mit PT, und wir finden die Zeichenundim königlichen Namenszusatz. Daraus folgt, daß der Gott sichschreibt
    und die Hieroglypheden Buchstaben H verkörpert.«
    Ravenglass warf Young von der Seite einen vernichtenden Blick zu. Der Physiker schien es nicht zu bemerken, seine Augen wirkten starr und glasig.
    »Die königlichen Epitheta ›Geliebt von Ptah‹, ›Geliebt von Amun‹, ›Geliebt von Isis‹ und so weiter finden sich übrigens in fast allen Namenskartuschen«, fuhr der Redner fort. »Aber um auf Ihren Einwand zurückzukommen: Ich schritt selbstverständlich umgehend zur Erprobung jenes Alphabets, das ich aus den Namensringen gewonnen hatte. Allerdings blieb mir zwischen meiner Entdeckung und dem heutigen Tag nicht sehr viel Zeit, so daß ich Ihnen lediglich sporadische Belege präsentieren kann – ich hatte ursprünglich vor, mich heute abend auf die Namen der Fremdherrscher zu beschränken. Ich wußte nicht, auf welche massiven Zweifel ich stoßen würde. Aber sei’s drum. Ich fand beispielsweise auf verschiedenen Tempeldarstellungen das Bild Pharaos, der einem Gott Krüge reicht, und darüber immer die Hieroglyphengruppe

    Nach meiner Lesung: Vokal–R–P. Begleitet wird diese Gruppe entweder von zwei Krügen oder einer Hieroglyphe, die zwei gegabelte Stangen eine Art Rebe tragen läßt.

    Auf Koptisch heißt erp ›Wein‹. Damit dürfte klar sein, daß diese Gruppe das Wort Wein darstellt, und zwar sowohl lautlich geschrieben als auch ideographisch.
    Ich stieß fortwährend auf Begriffe, die wir in koptischen Texten mit den absolut gleichen Lautwerten vorfinden. So erlaubte mir das Krokodil als Abschluß der Zeichengruppe

    – ihre lautliche Lesung ist ?–S–H–? – die Gleichsetzung mit dem koptischen Wort für Krokodil, emsah , arabisch timsah . Daraus folgte, daß die Eule den Buchstaben M darstellt und das Krokodil am Ende den Begriff determiniert, ihn also einer Gattung zuordnet.«
    »Hokuspokus!« echauffierte sich Young. »Dann hätten sie doch gleich ein Krokodil malen können!«
    »Das taten sie mitunter auch. Die Hieroglyphe des Augeskonnte tatsächlich ›Auge‹ bedeuten, so wie die Hieroglyphe der Sonne tatsächlich Sonne. Vor zahlreichen Namenskartuschen stehen diese beiden Zeichen:

    Pharaonen trugen oft die offizielle Titulatur ›Sohn der Sonne‹, beispielsweise Ptolemaios im griechischen Text auf dem Stein von Rosette. Horapollo, dem ich sonst wenig Glauben schenke, schrieb: ›Wenn die Ägypter einen Sohn bezeichnen wollen, malen sie eine Gans.‹ Ich denke, Sie folgen meiner Vermutung, daß Gans und Sonne eben diesen Titel darstellen und somit auch bildschriftlich verwendet wurden. Wollten die Ägypter ›hügeliges Land‹ schreiben, bedienten sie sich dieser Hieroglyphe, wollten
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