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Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None
Autoren: Deborah Crombie
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seiner Rache auserwählt hat?«, fragte sie. Sie wollte nur, dass er weiterredete. »Haben Sie Marianne getötet, um sie zu bestrafen?«
    »Und Karl. Sie musste ihm einmal etwas bedeutet haben. Aber ich hatte keine Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass er erfuhr, was passiert war, und begriff, was es bedeutete. Und da fiel mir seine Frau ein. Ich hatte sie mit ihm im Fernsehen gesehen – so jung, so hübsch; und ich wusste, wenn er überhaupt in der Lage war, irgendjemanden zu lieben, dann musste er sie lieben.«
    »Aber Dawn Arrowood hat nie irgendjemandem etwas getan! Wie konnten Sie ein so unschuldiges Leben vernichten?«
    »Das hat mir auch Leid getan«, erwiderte Marc mit einer Aufrichtigkeit, die sie erschaudern ließ. »Sie war so schön – ein bisschen wie meine Mutter. Aber meine Mutter starb. Sie rang nach Luft und ihre Lungen hatten sich mit einer Flüssigkeit gefüllt. Dawn war ein Lamm, ein notwendiges Opfer. Sie hätte das verstanden, da bin ich mir sicher.«
    »Deshalb haben Sie Ihren Opfern die Stichwunden in die Lunge beigebracht – wegen Ihrer Mutter?«
    Eine grausige Faszination hatte Gemma gepackt.
    »Und ihre Kehlen …«
    »Mein Vater hatte sich erhängt.«
    »Und Karl Arrowood? Den mussten Sie zuerst leiden sehen.«
    Marc lächelte sie an, als freute er sich über seine gelehrige Schülerin. »Ich habe von Anfang an gespürt, dass Sie sehr scharfsinnig sind.«
    »Wusste er, wen er vor sich hatte, als Sie ihn töteten?«
    »Ich habe es ihm gesagt. Er sollte es unbedingt wissen. Dann hat er sich gewehrt, aber am Ende hat es ihm nichts genützt.«
    Bryony stöhnte auf; es schien, als sei mit der nüchternen Gewissheit, die aus seinen Worten sprach, die unerträgliche Wahrheit erst vollends zu ihr durchgedrungen.
    Als Marcs Augen kurz in Bryonys Richtung zuckten, stürzte Gemma sich auf ihn. Falls sie in diesem Moment überhaupt einen bewussten Gedanken fassen konnte, dann war es der, dass sie ihn vielleicht zu Boden werfen könnte, was ihr die Chance geben würde, das Telefon zu benutzen, bevor er sich wieder aufrappeln konnte.
    Doch mit einer blitzschnellen Bewegung hatten seine Hände sie gepackt, und er wirbelte sie herum. Sie schlug mit der Hüfte heftig gegen den Stahltisch, und durch den Aufprall lockerte sich sein Griff. Als sie zu Boden stürzte, durchfuhr sie ein stechender Schmerz.
    Hatte das Messer sie erwischt? Sie stemmte sich hoch und
griff nach Marcs Fußgelenken, doch der Schmerz packte sie erneut, hart und unerbittlich. Sie schrie auf, und Bryony kam über den Boden auf sie zugerutscht.
    »Gemma! Was haben Sie? Sind Sie okay?«
    »Zurück!«, zischte Marc ihr zu.
    Bryony hielt inne, ihr Gesicht war kreidebleich. »Gemma, Sie bluten ja.«
    Gemma spürte eine feuchte Wärme, die sich unter ihr ausbreitete. Als sie die Hand vom Boden aufhob, war sie rot und klebrig.
    »Marc«, flüsterte sie. Er hatte sich neben sie gekniet; plötzlich schien er wie ein verwirrtes Kind. »Mir geht es nicht gut. Sie müssen Hilfe holen – einen Krankenwagen …«
    »Das habe ich nicht gewollt – ich wollte nie, dass Ihnen etwas zustößt«, flüsterte er. »Lassen Sie mich Ihnen helfen. Ich kann es wieder gutmachen.« Er fasste sie an den Schultern, hob sie hoch und schloss sie in die Arme, und dann begann er sie sanft hin und her zu wiegen.
     
    Kincaid hatte Melody angewiesen, einen Einsatzwagen zu der Adresse in der Portobello Road zu schicken, doch er und Cullen waren zuerst dort. Die Reifen quietschten, als Cullen auf die Bremse stieg, und Kincaid sprang schon heraus, bevor der Wagen ganz zum Stillstand gekommen war. Im Vorderraum der Suppenküche brannte kein Licht, doch die Tür gab schon bei seiner Berührung nach.
    »Gemma!«, rief er. Es war sinnlos, sich lautlos heranschleichen zu wollen; Mitchell musste das Geräusch des Motors und das Türenschlagen gehört haben.
    »Hier! Hier hinten!«, rief eine hohe, panisch klingende Stimme. Es war nicht Gemma – doch irgendwie kam ihm die Stimme bekannt vor. Bryony.
    Er rannte nach hinten, und Cullen schloss zu ihm auf, als er die Küchentür erreichte. Dort bot sich ihm ein Bild, das direkt
aus der Hölle entlehnt schien. Gemma lag am Boden, und Marc Mitchell hielt sie zärtlich im Arm. Ein paar Meter weiter mühte sich Bryony, die an Händen und Füßen gefesselt war, auf die Beine zu kommen. Das grelle Licht der Neonröhren spiegelte sich in der Klinge eines Messers, das neben Mitchell am Boden lag.
    Einen Sekundenbruchteil lang dachte
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