Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
sich wirken.
    Sie musste erkennen, dass ihre Angst mit Scham vermischt war – weil sie nicht mehr getan hatte, um ihrer Freundin zu helfen, weil sie so blind auf Marc hereingefallen war. Und sie schämte sich, weil sich irgendwo in diesem Gefühlswirrwarr auch eine Spur von Eifersucht verbarg. Warum war es Gemma gewesen, an die Marc sich in seiner Verzweiflung gewandt hatte, und nicht sie?

    Dass sie so etwas überhaupt denken konnte, machte sie plötzlich wütend. Bryony straffte die Schultern, klopfte an und trat ein.
    »Bryony!« Gemma sah blass und seltsam schutzlos aus, wie sie so dalag, das kupferrote Haar wie ein Fächer über das Kopfkissen gebreitet. Doch ihr Lächeln war freundlich und herzlich.
    »Ich bin ja so froh, dass es Ihnen wieder besser geht«, sagte Bryony. Sie rückte einen Stuhl an das Bett. »Und es tut mir so Leid wegen -«
    »Danke. Und wie geht’s Ihnen?«, fragte Gemma rasch, um jedes Gespräch über ihr Baby im Keim zu ersticken.
    »Ich habe den Job in der Praxis gekündigt. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, jeden Tag dort mit Gavin zu arbeiten und mich ständig zu fragen, was wohl in ihm vorgeht …«
    »Ich kann es Ihnen nicht verdenken«, meinte Gemma. »Aber was haben Sie jetzt vor?«
    »Zuerst habe ich gedacht, ich schmeiße alles hin und gehe ganz aus London weg. Ich habe mir sogar schon Stellenanzeigen für Jobs im Norden angeschaut. Aber dann sind Alex, Fern und Wesley mich besuchen gekommen. Sie haben gesagt, ich soll mit dem weitermachen, was ich angefangen habe, und sie würden mir helfen, Spenden für meine Tiersprechstunde aufzutreiben. Und mir ist klar geworden …« Sie rieb sich über die verheilende Bisswunde am Zeigefinger. »Mir ist klar geworden, dass ich meine Wohnung nicht aufgeben will, mein Viertel, meine Freunde. Ich werde nicht zulassen, dass er mir all das wegnimmt!«
    »Wie geht’s Ihnen … mit Marc, meine ich?«, fragte Gemma. Ihre Hand krampfte sich in die Bettdecke. »Werden Sie ihn besuchen?«
    Bryony stand auf, ging zum Fenster und blickte über die schmutzigen Dachspitzen des Krankenhauskomplexes hinweg.
»Ich -« Sie schluckte krampfhaft und setzte erneut an. »Nein. Ich glaube, das könnte ich nicht ertragen.« Wieder zu Gemma gewandt, fragte sie: »Glauben Sie, dass er die Suppenküche nur deshalb ins Leben gerufen hat, weil Karl diesen Preis für sein Engagement für die Obdachlosen bekommen hatte? Aus einer Art von krankhaftem Konkurrenzdenken?«
    Gemma runzelte die Stirn, dann sagte sie zögernd: »Nein … ich glaube, er hatte wirklich den Wunsch, zu helfen. Und ganz gleich, aus welchen wirren Überlegungen das Projekt entstanden sein mag, er hatte einen echten Bezug zu den Bedürftigen.«
    »Und was ist mit mir? War ich je etwas anderes als eine nützliche Idiotin für ihn? Etwas anderes als ein Mittel, um an Dinge heranzukommen, die er brauchte?« Bryony hörte die Verbitterung in ihrer Stimme, und sie verachtete sich selbst dafür.
    »Ich bin sicher, dass Sie ihm nicht gleichgültig waren«, antwortete Gemma – ein wenig zu prompt.
    Bryony lächelte und kam zum Bett zurück. »Es spielt auch keine Rolle. Aber ich werde es nie mit Sicherheit wissen können, oder?«
     
    Eines Tages – Gemmas Krankenhausaufenthalt neigte sich schon dem Ende zu – kam Alex Dunn sie besuchen. Er hatte eine Geschenktüte dabei, die er ihr überreichte.
    »Ich habe Ihnen was Kleines mitgebracht.«
    Als Gemma in die Falten des Seidenpapiers griff, fühlte sie etwas Kaltes, Hartes, und hob es vorsichtig heraus. Es war die Clarice-Cliff-Teekanne, die sie in seiner Wohnung so bestaunt hatte.
    »Mr. Dunn! Sie können doch – Das kann ich nicht annehmen. Es ist ein Vermögen wert, und außerdem …«
    »Ich möchte, dass Sie die Kanne behalten. Sie passt zu Ihnen. Ich habe beschlossen, dass ich nicht täglich daran erinnert
werden will, was möglich gewesen wäre – oder genauer gesagt, an das, was ich mir für die Zukunft vorgestellt hatte.«
    Gemma betrachtete erneut die Häuser mit den leuchtend roten Dächern, die gleichsam um die Kanne herum tanzten. »Aber Mr. Dunn, ich weiß gar nicht -«
    »Sie können sich ja eine eigene Sammlung aufbauen. Und es gibt noch einen anderen Grund, weshalb ich will, dass Sie die Kanne bekommen. Sie soll Sie daran erinnern, dass wir frei entscheiden können, wie wir mit den Dingen umgehen … und dass wir zu mehr fähig sind, als wir denken.« Er lächelte sie an, und dann wechselte er das Thema, um weiteren Protesten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher