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Der Q-Faktor

Der Q-Faktor

Titel: Der Q-Faktor
Autoren: Suzette Haden Elgin
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Tiefschlaf eintretende Erschöpfung, in den sie für den Transport versetzt worden sein mußte. Wie lange hatte sie geschlafen?
    Sie versuchte, den Kopf vom Kissen zu heben, merkte aber, daß sogar diese einfache Bewegung ihre Kräfte überstieg. Es mußte also lange Zeit vergangen sein, die sie im Schlaf gelegen hatte.
    In Gedanken suchte sie alle paraten Informationen über die medizinischen Stationen von Galakzentrum zusammen, die nicht unbeträchtlich waren. Als Q-Faktor-Abnorme hatte sie Gelegenheit gehabt, sich mit vielen Forschungs- und Pflegeanstalten der Regierung vertraut zu machen. Und der Stil dieses Raums war eindeutig, wegen seiner antiken, fast museumsreifen Anordnung. Die Möbel waren nicht einmal aus einem Guß mit den Wänden, obgleich sie kunststofflackiert waren, um diesen Eindruck zu vermitteln. Dort, wo die Lichtstrahlen schräg auf die Möblierung trafen, konnte man die Umrisse von Beinen und Konsolen unter der Kunststoffschicht erkennen. Also überlege mal ...
    Mars. Nur auf dem Mars gab es noch so vorsintflutliche Bauweisen. Nur innerhalb der gigantischen Gebäudekomplexe von Galakzentrum, wo die Regierung ihren zentralen Sitz errichtet hatte, alles nur eine Galaxis anstelle der heutigen drei gab. Und wo in dem Gebäudekomplex gab man sich mit so provisorischen Methoden wie Kunststofflackierung auf Krankenhauseinrichtungen zufrieden? Es konnte nur ein Födhospital sein, noch dazu ein sehr großes und altes. Und falls das zutraf, wovon sie ziemlich überzeugt war, dann befand sie sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Kommunipathen-Krippe, ganz in der Nähe ihres Kindes.
    Sofort wurde ihr bewußt, daß ihr ein Fehler unterlaufen war, weil neben ihrem Kopf ein kleines Glöckchen ertönte und ein Medroboter, gefolgt von einem Menschen in der üblichen Krankenhauskleidung, erschien.
    Der Mensch lächelte sie an.
    „Wir freuen uns, daß Sie aufgewacht sind“, sagte er. „Sie müssen des Schlafens müde geworden sein.“
    Ha, ha, dachte sie und versuchte ein Lächeln; sie hatte nicht die Absicht, die Aufmerksamkeit dieser ohnehin so wachsamen Leute noch mehr zu erregen.
    „Wie lang?“ erkundigte sie sich mit so heiserer Stimme, daß sie sie fast nicht erkannte.
    „Wie lang Sie schon hier sind?“
    „Ja. Seit wann?“
    „Ungefähr drei Wochen.“
    „Drei Wochen!“
    Der Medroboter sauste lautlos, aber mit unglaublicher Geschwindigkeit an ihr Bett. Silbern blitzte es auf, und ehe sie sich regen oder protestieren konnte, fühlte sie einen kühlen Hauch am Arm, eine Spray-Droge. Offensichtlich veranlaßte die jedes Zeichen einer Emotion, sie sofort wieder in Tiefschlaf zu versetzen. Sie mußte also sehr vorsichtig vorgehen.
    In den Tiefen ihres Geistes spürte sie die Freude des Babys darüber, sie wieder in seiner Nähe zu wissen. Wie konnten sie es nur drei Wochen lang sich selbst überlassen haben? Was hatten sie ihm vorgeschwindelt – aber natürlich, auch das Baby mußte die drei Wochen lang betäubt worden sein. Sonst hätten sie es doch überhaupt nicht unter Kontrolle halten können.
    Sie fragte es sanft und behutsam, genoß das vertrau te Gefühl der Gedankensprache, dieses Schweben durch kühlende Nebelschwaden, und entdeckte zu ihrer Freu de, daß ihr Geist nicht in so schlechter Verfassung war, auch wenn die erzwungene Ruhe ihren Körper völlig entkräftet hatte. Wie sie vermutet hatte, war sich das Baby nicht einer dreiwöchigen Trennung bewußt, sondern glaubte, es hätte nur ein paar Stunden lang durch irgendwelche Störungen die Mutter nicht erreichen können. Sie beschwichtigte das Kind und vernahm, daß es sich den Namen Susanne gegeben hatte, den sie sehr hübsch fand, was sie auch ausdrückte. Sei brav, Susan ne. Gehorsam kuschelte das Baby seine Gedanken an ihre und war still.
    Allmählich spürte sie die Wirkung der verabreichten Droge, ihre Lippen wurden gefühllos und die Lider schwer. Was für Absichten hatte man mit ihr? Warum wurde sie erst aufgeweckt, wenn sie vor ihren Reaktionen solche Angst hatten?
    „Warum?“ fragte sie durch bleierne Lippen. „Warum wecken Sie mich? Wenn man dies als Wecken bezeichnen kann.“
    „Heute ist Ihre Gerichtsverhandlung, Anne-Charlotte“, sagte der weißgekleidete Mann freundlich. „Leider können Sie nicht im Schlaf verurteilt werden.“
    „Sind Sie Arzt oder Polizist?“
    „Beides, Anne-Charlotte. Medizinal-Polizeibeamter.“
    „Ach so.“
    Selbst die wenigen Worte erschöpften sie bereits. Schlapp lag sie im Bett,
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