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Der Q-Faktor

Der Q-Faktor

Titel: Der Q-Faktor
Autoren: Suzette Haden Elgin
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Regierung registriert werden, verbunden mit einer Blutuntersuchung. Bei jenen Babys mit potentiell überdurchschnittlichen telepathischen Fähigkeiten läßt sich im Blut der Q-Faktor nachweisen, und diese Babys werden sofort von ihren Eltern getrennt und in die Dreigalaktische Bundes-Krippe auf dem Mars eingeliefert. (Sie war, glaube ich, früher auf der Erde, aber die Erde wird nur noch landwirtschaftlich genutzt, und alle Regierungsstellen wurden auf andere Planeten verlegt.)
    Anne-Charlotte wußte genau, daß ihr Baby den Q-Faktor haben würde, weil sowohl sie als Drijn, der Vater, wegen ihrer hohen Q-Faktoren in der Krippe aufgezogen worden waren. Sie wurden beide erst mit elf Jahren von der Kandidatur für das Kommunipathen-Relaisnetz freigestellt, und das ist ziemlich spät. Sie, also Anne-Charlotte und Drijn, beschlossen, das Baby nicht registrieren zu lassen und es zu verbergen, weil sie es behalten wollten, und eigentlich kann ich das gut verstehen, aber es ist ein schweres Verbrechen. Wenn man einer Mutter ihr Baby läßt, mit welchem Recht kann man dann von anderen verlangen, sich von ihren Kindern zu trennen. Das leuchtet mir ein.
    Es leuchtet mir natürlich auch ein, daß Anne-Charlotte nach dem Tod ihres Mannes nur noch das Baby hatte, das sie an ihn erinnerte, und daß sie sich deshalb noch weniger von ihm trennen lassen wollte. Das Gesetz der Kette ist grausam; wenn es nicht in Kraft bleiben müßte, würde jeder in den drei Galaxien aufleben, sagt Patrick.
    Wissen Sie, wegen ihrer Arbeit bleiben die Kommunipathen, die die Kette bemannen, nur bis zum achtzehnten, selten zum neunzehnten Jahr am Leben, und vom Zeitpunkt der Übernahme einer Station mit zwölf Jahren bis zu ihrem Tod dürfen sie ihre Quartiere niemals verlassen. Ich habe gehört, daß sie in unglaublichem Luxus leben, daß ihnen jeder Wunsch erfüllt wird, aber was kann ihnen das schon bedeuten? Wenn man ihnen auch nur Urlaub gäbe, würden sie niemals zu ihren Stationen zurückkehren, und deshalb hält man sie wie Gefangene. Und sterben müssen sie alle, trotz der besten medizinischen Betreuung; sie sterben, und sie müssen als Gefangene leben. Das ist schrecklich und sehr traurig.
    Jan ist unser Lehrer, und er hat uns alles über die Kette erzählt. Vor langer Zeit auf der Erde, lange ehe es Raketen oder Flieger oder sogar Landwagen gab, also noch vor der Zeit, über die wir in Kleiner Geschichte lernen, haben die Menschen einen Brand mit einer sogenannten Eimerketten-Brigade bekämpft. Sie stellten sich in einer Reihe vor dem brennenden Gebäude auf, und zwar von dem Haus bis zur nächsten Wasserstelle, und dann reichten sie die vollen Eimer die Reihe entlang weiter zum Haus und die leeren zurück zum Nachfüllen. Sie hatten weder Schläuche noch Schaumlöscher noch schnellere Transportmöglichkeiten für das Wasser. Deshalb nennt man das Kommunipathen-Relaisnetz Kette, verstehen Sie, nach diesen Eimerketten-Brigaden. Die Stationen ziehen sich wie Ketten durch die drei Galaxien und die Kommunipathen leiten die Informationen von einer Station zur nächsten, genau wie damals die Wassereimer weitergereicht wurden. Wir haben keine andere Möglichkeit, um Nachrichten durch den Raum zu senden, und deshalb verurteilen wir die Kommunipathen zum Tod. Und sind uns dabei der Konsequenzen voll bewußt.
    Ich bin so froh, daß in meinem Blut der Q-Faktor nicht ist! Ich habe soviel Psi-Kräfte wie jedes normale Kind, und die gewöhnliche Ausbildung (und dazu das Makluniten-Training, das natürlich noch besser ist) wird mich die Anwendung dieser Fähigkeiten lehren. Ich kann bereits in einem geschlossenen Raum Botschaften empfangen, sofern nicht mehr als drei oder vier semantische Einheiten auf der gleichen Länge sind, und Jan findet das für eine Zehnjährige recht ordentlich. Senden kann ich natürlich überhaupt noch nicht (außer in wirklicher Gefahr, sagt Patrick, da könnte ich einen lauten Hilfeschrei ausstoßen), aber mit noch mehr Ausbildung und Übung werde ich es schaffen, mich nicht zu blamieren.
    Von den einundzwanzig in unserer Makluniten-Traube sind sieben von der Krippe gekommen, und das ist, glaube ich, eine Menge, weil Q-Faktor-Babys rar sind. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich unsere Gruppe so weit vom Galaktischen Dienst entfernt hat; wäre sie in erreichbarer Nähe geblieben, dann hätte man sie sicher nicht entlassen.
    Tomaso ist es zum Beispiel noch nicht. Er hat eine volle, tiefe Stimme und einen lockigen,
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