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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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der Lage, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Die Untersuchung verlief – wie bei den anderen – ohne Befund, sie zweifelte einen Augenblick, ob sie auch die nötige Sorgfalt aufgebracht hätte, aber sie fühlte sich nun schon so todmüde, daß ihr das fast gleichgültig war. Nachdem sie Erich Braune versorgt hatte, taumelte sie in ihre Schlafkammer und sank kraftlos aufs Bett.
    Uwe, der davon munter wurde, beugte sich über sie, erschrak über ihr Aussehen und sprach sie an. Irina öffnete noch einmal die Lider, sagte leise und schlaftrunken: „Das Datum…“, und dann fielen ihr die Augen wieder zu. Sie war fest eingeschlafen.

    Uwe bemerkte, zumal er von Irina darauf vorbereitet war, sofort die Datumsabweichung. Sie war für ihn das Signal: Der Kampf beginnt. Und das machte ihn zuversichtlich, fast fröhlich.
    Freilich, er konnte sich vorstellen, unter welcher Belastung Irina in den letzten Stunden gearbeitet haben mußte; auch die Motive, warum sie geschwiegen hatte, waren ihm klar, und er wäre sicherlich weniger befriedigt gewesen, wenn sie sich anders verhalten hätte; trotzdem würde man sie kritisieren müssen… Aber nun wollte er erst mal sehen, was los war!
    Also: Die Automatik hatte drei Tage zu früh geweckt. Bestimmt hatte Irina auf ihrem Gebiet alles untersucht und in Ordnung befunden. Also mußte die Ursache in der Zuführung von Informationen über die Lage des Raumschiffs zu suchen sein.
    Uwe holte sich das Blockschaltbild der Weckautomatik auf den Bildschirm. Über vier unabhängige Kanäle konnten weckauslösende Informationen in das System eingespeist werden: Havariealarm. Datumsanzeige, Standortberechnung, Zielabstandsmessung waren die Quellen dafür. Uwe notierte die Adressen der Quellen und schaltete.
    Havariealarm – der Bildschirm blieb leer, die Automatik hatte nichts dergleichen protokolliert. Den Datumsanzeiger hatte er vor sich – der konnte den Weckruf nicht ausgelöst haben.
    Uwe ließ nun das Antriebsprotokoll über den Bildschirm laufen und schaltete den D-stop dazu, den Differenzverstärker, der das ablaufende Protokoll anhalten würde, sobald es eine Abweichung der tatsächlichen Antriebsaktivität vom Programm zeigen würde. Scheinbar unbeweglich lagen auf dem Bildschirm die rote und die grüne Linie übereinander, die eine das Programm, die andere den tatsächlichen Ablauf charakterisierend. Schließlich erloschen beide, und auf dem Bildschirm erschien das heutige Datum.
    Uwe schaltete ab. Also auch hier keine Abweichungen. Die Standortberechnung aus den Antriebsdaten ergab also das gleiche Resultat wie der Lauf des Datumsanzeigers, folglich konnte das Wecksignal auch nicht von hier ausgelöst worden sein.
    Nun wurde es schwieriger, jetzt brauchte Uwe die Hilfe des Navigators. Und wie gerufen erschien in diesem Augenblick Michael Kolk.
    „Guten Morgen“, sagte er, „so lange habe ich noch nie geschlafen!“
    „Dabei hättest du noch drei Tage länger schlafen können!“ antwortete Uwe und wies auf den Datumsanzeiger.
    Michael stutzte. „Na“, sagte er dann und rieb sich die Hände, „da werden wir ja bald klarer sehen!“
    Uwe war befriedigt von Michaels Reaktion. „Ich hätte auch keine andere Antwort von dir erwartet“, sagte er. „Aber unseren Freunden werden wir die Sache wohl erst mal schonend beibringen müssen. Das überläßt du am besten mir. So, und jetzt setz dich mal hin und rechne an Hand der Daten der Zielabstandsmessung das heutige Datum aus.“
    Während Michael Kolk sich vor seinem Arbeitspult niederließ und an Schaltern und Tasten zu hantieren begann, begab Uwe sich zur „Küche“, dem einen von Irinas Arbeitsplätzen.
    „Ich werde meiner Frau ins Handwerk pfuschen!“ verkündete er und programmierte ein Menü für alle fünf Besatzungsmitglieder.
    Er war gerade fertig mit den Vorbereitungen, als Michael meldete: „Nach der Zielabstandsmessung ist heute der Achtundzwanzigste!“
    „Da haben wir’s!“ brummte Uwe zufrieden. „Leg dir mal einen Katalog von möglichen Ursachen an, erster Abschnitt: Heut ist der Achtundzwanzigste, zweiter Abschnitt, heut ist der Fünfundzwanzigste. Du wirst nachher darüber referieren müssen!“
    Uwe zögerte einen Augenblick, dann setzte er sich wieder und begann das Problem, das er eben Michael aufgegeben hatte, selbst zu durchdenken. „Hurra, wir leben!“ rief Erika Braune, als sie die Zentrale betrat.
    Sie hatte ein kurzes, metallisch schimmerndes Kleid angelegt. Ihre Augen glänzten.
    Uwe
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