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Der Protektor (German Edition)

Der Protektor (German Edition)

Titel: Der Protektor (German Edition)
Autoren: Christina Czarnowske
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den Verstand verwirrt und der in Verzückung seinen Stein der Weisen gesucht hat. Yanis Stein der Weisen war ein Mittel zur Immunisierung gegen Krebs. Die Stoffe, die die Immunität erhöhen, sollten bewirken, dass der Organismus die Krebszellen entdeckt und sie vernichtet. Er hat Dutzende Verbindungen ausprobiert, eine nach der anderen, kombiniert, nacheinander und in umgekehrter Reihenfolge – wie es ihm seine fixe Idee vorschrieb. Er war hinter jeder einmaligen Superverbindung her, die den Gordischen Knoten durchschauen sollte. Das Wundermittel. Jeder neue Misserfolg hat ihn verstimmt, aber nicht entmutigt. Und er hat seine Versuche wie ein Glücksspieler fortgesetzt, der im Roulette immer auf dieselbe Zahl setzt, immer auf Zero. Nur Tyra hat an ihn geglaubt, die anderen haben es gewusst und ihn bemitleidet. Gespottet haben sie nicht, sie haben ihn geachtet und gemocht, weil er ein kluger Mann war. Er hat den Stein der Weisen nicht gefunden, hat nicht aus Blei Gold gemacht. Sein Versehen hat nicht die Immunität gegen den Krebs gebracht, sondern eine Kombination von Stoffen, die als Protektor wirkt, die Widerstandskraft des Organismus gegen starke Strahlung erhöht. Yanis hat die merkwürdige Wirkung im Journal festgehalten, war sich aber nicht sicher und hat nicht viel darauf gegeben. Auch hat ihn Hugo Ivarsson, der an dem Versuch beteiligt war, zu schweigen gebeten. Wissenschaftler reden nicht gern über eine Beobachtung, die sich aus einem Fehler ergibt, zumindest solange nicht, wie die Ergebnisse nicht bestätigt sind. Yanis hat gewusst, wie seine Kollegen über seine Versuche dachten, er wollte keinen weiteren Tropfen in den Becher des Mitleids fallen lassen. So beschloss er, abzuwarten und zu schweigen, um sich nicht zu blamieren. Und das hat ihn das Leben gekostet. Denn Hugo Ivarsson hat sofort begriffen, was daran zu verdienen war. Die Beobachtung gehörte exakt zu denen, die zum Ausgangspunkt für andere Forschungen werden können, und für die die für Wirtschafts- und Militärspionage jeden Preis bezahlen. Bresson hat das unterschätzt, Ivarsson nicht. Und Hugo Ivarsson hat bei der Wiederholung der Versuchsserien dafür gesorgt, dass sie negativ ausfielen. Das war nicht sonderlich schwer. Die anfängliche Beobachtung wurde zufälligen Faktoren zugeschrieben, und Bresson hat seine Versuche eingestellt. Ivarsson hat ebenfalls geschwiegen, er wollte Zeit vergehen lassen, bis ein geeigneter Zeitpunkt kam, er weiter an dieser Frage arbeiten und das Ergebnis einer Firma verkaufen konnte, die für das Militär produzierte. Nur dass auch Hugo Ivarsson die Wirtschaftsspionage unterschätzt hat. Er hat nicht gewusst, dass einer ihrer Residenten im Institut der UNIKS Kevin war und Ivarssons Wohnung in dessen Abwesenheit durchsuchte. Die Zentralen verwenden ihre Leute möglichst effektiv, sie schonen sie und setzten sie nur auf den wichtigsten Gebieten ein. Kevin Nielsen hatte schon lange für die Zentrale gearbeitet, ihm wurde die Beobachtung der Forschung auf dem Gebiet der radiologischen Medizin übertragen. Kevin Nielsens erfahrenes Auge wurde von den folgenden Fehlschlägen nicht getäuscht. Die Situation war ihm klar, und er erkannte, dass Ivarsson die Trümpfe in den Händen hielt. Das meldete er der Zentrale und forderte Unterstützung an.
    Die Unterstützung kam. Eines schönen Tages erschien bei Ivarsson ein Mittelsmann. Wer war das? Vielleicht jemand aus diesem Landrover, den ich so sehr gesucht habe und der so schnell aus meinem Gesichtsfeld verschwand? Höflich und behutsam hat der fremde Mann seine Vorschläge unterbreitet: Geldmittel, Arbeit in einem der Geheimlabors, gesichertes Leben. Und ebenso höflich und behutsam hat er erläutert, was es bedeutet, dieses Angebot einer Wirtschafts-Militärspionagezentrale abzulehnen. Ivarsson hat sich keinen Illusionen hingegeben, dafür war ihm das Leben zu lieb. Er hat um den Preis gehandelt, aber eingewilligt. Es wurde abgesprochen, wann er aus Krongatan verschwinden sollte, und er bekam den Auftrag, alle Daten über die Stoffe zu sammeln, mit denen Bresson experimentiert hatte. Kevin stand im Schatten, aber wahrscheinlich hat Ivarsson geahnt, wer der Resident war. Musste nur noch eine kleine Einzelheit geregelt werden: Yanis Bresson. Kevin hat sich nicht eingebildet, ihn kaufen oder erpressen zu können. Eine Entführung hatte gleichfalls keinen Sinn: Alles, was Ivarsson wissen musste, wusste er schon. Bresson musste sterben. Und zwar so sterben, dass
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