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Der Protektor (German Edition)

Der Protektor (German Edition)

Titel: Der Protektor (German Edition)
Autoren: Christina Czarnowske
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weder die Hände heben noch an die Wand gehen kann. „Dorthin!“ Ein Schwenk mit dem Lauf der Pistole. Van Aelst tritt zur Seite, macht mit steifen Beinen ein paar Schritte wie eine Pantomime und dreht sich um. Lehnt sich mit erhobenen Händen an die Wand und bleibt stillstehen. In diesem Augenblick sind vom Garten her leise Schritte zu vernehmen. Auf der Terrasse erscheint eine Silhouette, ihre Hand drückt auf die Klinke der großen Glastür, Sie gibt nicht nach. Die Gestalt zögert nicht, stößt mit der Schulter gegen das Glas. Große Splitter brechen mit hässlichem Klirren heraus, und die Schattengestalt greift, den Kopf vorgebeugt, durch die Öffnung. Kevin. Das ist Kevin aus dem Radiologielabor. Er geht durch das Zimmer, wirft einen kurzen Blick auf mich, wie um sich zu überzeugen, dass ich richtig festgebunden bin, und bleibt hinter van Aelst stehen. Die Pistole in seiner rechten Hand bohrt sich in die Schulter des Belgiers, mit der Linken streicht er über Jackett und Hose. Er zieht van Aelsts Pistole aus dem Schulterhafter und steckt sie in die Tasche. „So!“, sagt Kevin schließlich. „Ich glaube, wir kommen gerade recht. Dreh dich um!“, befiehlt er van Aelst. „Ich habe ein paar Fragen an dich!“ Van Aelst dreht sich mit noch immer erhobenen Händen um. Ich sitze nur bewegungslos da. Was sich da vor mir abspielt, ist wie ein Stück aus einer Action-Szene, bei der ich bloß Zuschauer bin und die nichts mit mir zu tun hat.
    „Ihr kriegt Ärger mit dem Kartell von Boris Tarassow!“, sagt van Aelst leise und drohend. Seine Stimme passt gar nicht zu den erhobenen Händen. Kevins Gesicht verzieht sich zu einer finsteren, hässlichen Grimasse. Jetzt sind seine Augen nicht müde, sondern hart und böse. „Aha! Das wollte ich dich auch fragen: wer dich geschickt hat. Also das Kartell. Und was hast du aus dem dort rausgekriegt?“ Das schmeichelhafte „dem dort“ gilt mir, was auch aus dem Wedeln mit der Pistole in meine Richtung klar wird. „Er hatte noch nicht… zu reden angefangen“, stotterte van Aelst. Er wollte wohl nicht? Wo gibt’s denn so was?“ Kevin tut verwundert. „Da sind wir also wirklich zur rechten Zeit gekommen. Ulf!“ Er schaut auf den Kleinen mit der Maschinenpistole. „Steh nicht da wie eine Statue, für dich gibt's zu tun!“ Ulf steht wirklich wie eine Statue in der Tür, nur der Lauf der Maschinenpistole schwankt ein bisschen. Er hebt ihn in die Höhe, macht einen Schritt, einen sehr langsamen, der eine Ewigkeit dauert. Und schlägt wie umgefällt hin. Die Maschinenpistole scheppert vor seine Füße. Kevin fährt blitzschnell herum, wie eine Katze. Seine Pistole beschreibt einen Halbkreis, er sucht einen Angreifer. Sein Finger krümmt sich um den Abzug. Es gibt keinen Angreifer, ich bin an den Sessel gefesselt. Im selben Moment löst sich van Aelst von der Wand. Seine erhobene Faust saust mit schrecklicher Wucht herunter, Kevins Kopf fliegt zur Seite, er lässt die Pistole fallen. Van Aelst holt abermals aus, und erneut kracht ein Schlag. Kevin bricht mit eingeknickten Knien zusammen und reißt das Tischchen um. Die Gläser rollen über den Teppich. „Schnell!“, rufe ich und springe aus dem Sessel. Der Strick gleitet zur Seite. „Schnell! Du nimmst den dort!“ Ich stoße die Maschinenpistole mit dem Fuß über den Boden, packe den kleinen um den Leib und schleppe seinen schlaffen Körper zu dem Sessel, auf dem ich bis vor kurzem gesessen habe. Ich werfe ihn hinein, sein Kopf kippt vornüber, aber das hindert mich nicht, ihn mit dem Strick fest anzubinden – nicht so, wie ich angebunden war. Van Aelst oder Sophie Durand – sie wollte schon immer mal in die Rolle eines Mannes schlüpfen -, was dasselbe ist, hat schon ein paar Handschellen aus der Bar genommen, sich über den bewussten Kevin gebeugt und sie um seine Handgelenke geschlossen. Ich hebe das eine Augenlid des Kleinen mit dem Finger hoch und schaue in die Pupille. „Der wacht wieder auf“, sage ich. „Fünf sechs Minuten, nicht mehr. Jetzt wollen wir mal sehn, ob es Öberg geglückt ist, den Bären draußen im Auto zu fassen.“ Wie als Antwort auf meine Worte ertönt irgendwo hinter der Terrasse und dem Garten in den fernen Straßen das leise Heulen einer Polizeisirene. Es kommt näher, und durch die Eisengitter von Börgstaden blinkt kaltes, blaues Licht.
     
    Epilog
        
     Das Dröhnen der Triebwerke bleibt draußen, hier im Flieger wird es zu einem gleichmäßigen Vibrieren, das sich vom
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