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Der Profi - The Cleaner

Titel: Der Profi - The Cleaner
Autoren: Brett Battles
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An anderen Stellen, da wo die Muskeln und Organe sich zusammengezogen hatten und verschmort waren, war die Haut eingesunken.
    »Ist er erstickt?«
    Der Doktor zögerte. »Nein.«
    Quinn sah zu ihm hinüber. »Nein?«
    »Es schien sehr wenig Rauchschädigung in den Lungen zu sein. Ich habe eine Gewebeprobe nach Denver ins Labor geschickt, um ganz sicher zu gehen.«
    Quinn nahm sich fest vor, daran zu denken. Eine Gewebeprobe mehr, die verloren gehen würde. »Wenn er nicht an Rauchvergiftung starb, woran denn dann?«
    Der Coroner zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, dass er in Panik geriet, als er den Brand bemerkte, dann stolperte und mit dem Kopf auf etwas aufschlug. Vielleicht auf einen Bettpfosten oder den Nachttisch.«
    »Hat er eine Schädelverletzung?«, fragte Nate.
    Quinn warf seinem Lehrling einen raschen Blick zu, sagte aber nichts.
    »Mehrere«, antwortete der Doktor. »Die passiert sein könnten, nachdem das Haus eingestürzt war. Doch das ist zweifelhaft.«
    »Warum?«, fragte Quinn.
    »Es gab einen großen Blutverlust um die Wunde herum«, erwiderte Horner. »Da seine Lungen sauber schienen, bin ich ziemlich sicher, dass Mr. Taggert schon tot war, als das Haus zusammenfiel.«
    »Sie finden das nicht ungewöhnlich?«
    »Nicht wirklich«, sagte der Doktor. »Wenn man die Umstände in Betracht zieht, meine ich. Er hatte wahrscheinlich wahnsinnige Angst. Das Haus brannte um ihn herum. Die meisten Menschen machen Fehler, wenn sie einem solchen Druck ausgesetzt sind.« Horner sah Quinn einen Augenblick an. »Wenn Sie wirklich fragen, ob ihm das jemand anders angetan hat, sage ich, es ist möglich, aber unwahrscheinlich. Offen gesagt, Agent Bennett, so etwas kommt bei uns in Allyson nicht vor. Sie haben zu viel Zeit in Großstädten verbracht.«
     
    »Entschuldigung«, sagte Nate, als sie wieder im Explorer saßen und weiterfuhren. »Ich konnte einfach nicht anders. Ich meine, es ist offensichtlich, dass er ermordet wurde.«
    Quinn lenkte den SUV an den Straßenrand, blieb stehen und wandte sich Nate zu. »Wieso?«
    »Die Wunde. Sie hat ihn getötet. Jemand hat ihm den Schädel eingeschlagen.«
    »Also sagt uns die Wunde schlüssig, dass er ermordet wurde?«
    »Ja, sicher«, antwortete Nate, es klang aber nicht mehr so überzeugt.
    »Es konnte also nicht so passiert sein, wie Dr. Horner meinte? Taggert geriet in Panik und schlug irgendwo mit dem Kopf auf?«
    »Schon, aber es scheint wenig wahrscheinlich.«
    Quinn musterte Nate einen Augenblick, dann schaute er wieder zur Windschutzscheibe hinaus und startete den Explorer.
    »Was?«, fragte Nate.
    Quinn sagte nichts. Taggert war tatsächlich ermordet worden, und der Beweis hatte in der Leichenhalle direkt vor ihnen gelegen. Doch es war nicht der Schlag auf den Kopf, der Quinn zu dieser Schlussfolgerung kommen ließ.
    Quinn hatte es in dem Moment gewusst, in dem er die Leiche gesehen hatte. Wenn man die Kontraktion der Arme und Beine durch die Hitze in Betracht zog, hatte das Feuer Taggert in der Haltung erstarren lassen, in der er sich befunden hatte, als die Flammen ihn verzehrten. Wäre er gestorben, weil er zu viel Rauch inhaliert hatte, wäre der Körper in einer unverkennbar defensiven Haltung zusammengerollt gewesen. Wäre er an einem Schädeltrauma gestorben, hätte seine Leiche niemals so ordentlich ausgebreitet dagelegen.
    Nein, Quinn wusste, dass jemand ihn so zurechtgelegt hatte. Jemand hatte dem Office mitteilen wollen, dass es Mord war.
     
    Sie fuhren quer durch die Stadt und parkten ganz in der Nähe der Lake Avenue. Quinn war erleichtert, als er das Schild »Geöffnet« im Schaufenster sah.
    Er schaute zu Nate hinüber. »Du bleibst hier.«
    Es kam kein Protest. Quinn zog den Reißverschluss seiner Jacke zu und stieg aus.
    Das Gebäude war ein altes eingeschossiges Haus, das in ein Büro umgewandelt worden war. An der Mauer neben der Haustür hing ein Schild mit dem Text: »Goose Valley Ferien-Mietwohnungen und Immobilien«. Auf der überdachten Veranda streifte Quinn sich den Schnee von der Jacke. Dann öffnete er die Tür und trat ein.
    Der Raum war früher einmal vermutlich ein gemütlicher Salon gewesen, jetzt jedoch hatte man drei Schreibtische, mehrere Bücher- und eine Reihe schwarzmetallener Aktenschränke hineingepfercht. Im Hintergrund spielte ein Radio leise einen alten Neil-Diamond-Song. An der hinteren Wand brannte in einem aus Ziegeln gemauerten Kamin ein Feuer.
    Nur der Schreibtisch in der Nähe des Kamins war besetzt.
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