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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
Autoren: Leif GW Persson
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mir richtig vorstellen, wie zufrieden mein Großvater wäre, wie sehr sich alle funkelnden Zweikronenmünzen, die er mir als Kind geschenkt hat, verzinst haben. Über den Aufstieg, der mir vergönnt war, höher, als er ihn sich hätte erträumen können, bis zum Ende des Regenbogens, wo wie bekannt ein Topf randvoll mit Gold auf den wartet, der die Kraft hat, bis an sein Ende zu gelangen.
    Ich kann mir auch vorstellen, wie er reagieren würde, wenn ich ihm erzählen würde, dass ich das ganze Geld, das ich verdient habe, auch versteuert habe. Dass ich für jede Öre Steuern bezahlt habe. Da würde Großvater Gustaf vermutlich glauben, dass ich verrückt geworden bin, er würde sein investiertes Kapital mit Zinsen zurückfordern, und dass ich dafür eine Quittung bekommen würde, kann ich vergessen.
    Ich frage mich, was mein Vater Gustav über denselben Aufstieg denkt.
    In diesem Jahr werde ich mehr Geld verdienen als mein Vater in seinem ganzen fast sechzigjährigen Arbeitsleben. Unvergleichlich viel mehr als mein Vater Gustav, obwohl es von Anfang an seine Idee war.
    Nach Ende der Schule fängt mein Vater als Gartenknecht auf dem Gut im heimatlichen Ramnäs an. Sein Vater, mein Großvater, war ein Jahr zuvor gestorben. Papa hatte sechs Geschwister, alle etwa im selben Alter, und für seine Mutter, meine Großmutter, ist die Lage einfach. Es geht nur ums Überleben, darum, jeden Tag satt zu werden.
    Nachdem mein Vater volljährig geworden ist und meine Mutter kennengelernt hat, verlässt er den kleinen Fabrikort. Sie ziehen nach Stockholm, und mein Vater findet Arbeit in der rasch expandierenden Baubranche. Dort arbeitet er fast fünfzig Jahre lang, sein gesamtes Arbeitsleben, um nacheinander die Eigentümer der Aktiebolaget Vägförbättring (Aktiengesellschaft Straßenverbesserung), der Skånska Cement-gjuteriet (Zementgießerei) und der NCC (Nordic Construction Company) zu bereichern.
    Als er das gesetzliche Rentenalter erreicht, ist sein Körper verschlissen, und ob er zur Verabschiedung eine Vase aus Bleikristall erhielt, weiß ich nicht mehr. Hingegen erinnere ich mich an das Funkeln in seinen Augen, als er nach Antritt des Ruhestands in das Haus in Djursholm kam, das ich mit meiner ersten Frau gerade gekauft hatte. Er legt mir seine große Hand auf die Schulter.
    »Hier, Leifchen«, sagt er, »gibt es für Leute wie mich allerhand zu tun.«
    Seine großen Hände greifen ständig nach neuer Arbeit. Obwohl sie es aus Rücksicht auf das, was ihm von seiner Gesundheit geblieben ist, unterlassen sollten. Aber ein richtiger Mann muss schließlich immer etwas in den Händen haben.
    Mein Vater war stolz auf mich, nicht zuletzt auf meine Erfolge. Das weiß ich mit Sicherheit, denn viele haben es mir erzählt. »Mein Junge ist im Fernsehen, mein Junge hat ein Buch geschrieben.«
    Diese zig Millionen, die ich an Steuern gezahlt habe, hätten ihn auch nicht im Geringsten gestört. Im Gegenteil, ein richtiger Mann zahlt, was er schuldig ist. Er kümmert sich nicht nur um Frau und Kinder, sondern auch um alle anderen, die möglicherweise Hilfe brauchen. Ein richtiger Mann tut seine Schuldigkeit, komplizierter ist das nicht, und dass es dabei in letzter Konsequenz um Geld geht, versteht man auch, ohne die höhere Schule besucht zu haben.
    Papa ist stolz auf mich, aber auch etwas besorgt, weil es ihn immer mit Besorgnis erfüllt, wenn ich mich auf ihm unbekanntem Terrain bewege.
    »Ich hoffe, dir geht es gut und du bist gesund«, sagt Papa. »Es ist schön, dass du so viel Erfolg hast«, fügt er rasch hinzu, da das, was er gerade gesagt hat, vielleicht missverstanden werden könnte.
    »Eigener Herd ist Goldes wert«, sagt Papa und nickt mir zu, obwohl er eher zu sich selbst zu sprechen scheint.

70.

Der Abend, an dem mein Vater starb
    Mein Vater Gustav stirbt im Frühjahr kurz vor seinem 88. Geburtstag. An diesem Abend sitze ich mit der Frau, die ich liebe und die zwei Jahre später meine dritte Ehefrau werden wird, im Caviar House in Paris. Am Vortag, vor meiner Abreise, habe ich meinen Vater im Krankenhaus besucht. Er lag dort mit Krebs in einem Bett und wartete. Ich habe schon lange alles erreicht, in finanzieller Hinsicht kann man es nicht weiter bringen, und die einzige Person außer mir selbst, die einen Grund hat, sich über das innere Exil, in dem ich seit Kindertagen lebe, Sorgen zu machen, ist meine zukünftige Ehefrau.
    »Wenn du willst, bleibe ich zu Hause«, sage ich.
    »Fahr du nur«, sagt Papa Gustav. »Noch
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