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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
Autoren: Leif GW Persson
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den Kopf fiel, noch schlimmer als die Geijer-Affäre, in die ich reingezogen wurde, und noch schlimmer als die Male, als ich beinahe gestorben wäre.
    Als mein Vater stirbt, halte ich mich wie gesagt mit meiner Ehefrau in Paris auf. Ehe ich dorthin fahre, frage ich ihn, ob ich bei ihm bleiben soll. Er fordert mich auf, meine Reise anzutreten. Er denke nicht daran zu sterben, während ich in den Ferien sei. Wie das aussehen würde!
    Er tut es trotzdem, und mein Gefühl, ihn verraten zu haben, war nie stärker als zu diesem Zeitpunkt. Ich erinnere mich an meine Kindheit, als ich ihn ständig brauchte und er sich jeden Tag um mich kümmerte. Ich erinnere mich an sein Alter, als er mich gebraucht hätte und ich ihn viel zu selten traf.
    Was noch bleibt, alles, was ich jetzt tun kann, ist ihn zu begraben, so dass es zumindest einen Ort gibt, an dem wir uns treffen und miteinander unterhalten können, da er gestorben ist und ich noch am Leben bin. In der Zeit, die mir noch bleibt, bis wir uns wiedersehen.
    Ich rufe meine Mutter an, um die praktischen Fragen zu klären. Zum ersten Mal seit über zwanzig Jahren rufe ich bei meiner Mutter an, um mit ihr zu sprechen. Ich erkläre, dass ich alles möglichst einfach und gut regeln möchte, dass sie selbstverständlich bestimmen darf, wo Papa beerdigt werden soll, und dass ich mich natürlich um das Finanzielle kümmere, so dass sie keinen Gedanken daran verschwenden müsse.
    Meine Mutter antwortet, ich bräuchte mir nicht den Kopf zu zerbrechen. Sie hätte bereits entschieden, dass Papa kremiert und seine Asche in den Wind gestreut werden solle. So sei es am besten für sie. Außerdem sei dies der Wille meines Vaters gewesen. Er habe diesen Wunsch sogar zu Papier gebracht, und wie so oft zuvor lügt sie mir geradewegs ins Gesicht.
    Als ich dieses Papier zu sehen verlange, verwandelt es sich in einen mündlichen Wunsch, den er ihr gegenüber geäußert haben soll. Als ich einwende, Papa habe mir gesagt, er wolle begraben werden, erhalte ich die Antwort, dass das nicht mit dem übereinstimme, was er zu ihr gesagt habe, aber das sei auch uninteressant, da sie das entscheide. So kommt es auch. Meine Mutter lässt meinen Vater kremieren, streut seine Asche in den Wind, wo, erfahre ich nicht, und das Einzige, was ich tun kann, ist, ihr das, solange ich lebe und atme, nicht zu verzeihen.
    Papa und ich sprachen in den letzten zwei Jahren seines Lebens einige Male über seine Beerdigung. Er greift das Thema jedes Mal auf, und ich versuche es immer zu beenden, weil ich es ganz einfach nicht schaffe, darüber zu sprechen, jedenfalls nicht gerade in dem Moment, vielleicht später, ein anderes Mal, aber nicht gerade in diesem Augenblick.
    Mein Vater hat zwei Wünsche. Einmal, dass ich für seine Beerdigung »nicht eine Menge Geld rauswerfe«. Er sagt, ein normales Begräbnis sei durchaus ausreichend, und das liege daran, dass er immer noch der sei, der er immer gewesen sei. Als zweites wünscht er, dass ich Streit mit meiner Mutter vermeide.
    »Gib für meine Beerdigung nicht eine Menge Geld aus.« Das sagt er immer zuerst.
    »Versuch, nicht mit Margit zu streiten. Ich weiß ja, wie das ist, aber tu es meinetwegen.« Das ist das zweite.
    Ich verspreche beides und kann keines der Versprechen halten.
    Acht Jahre später stirbt meine Mutter. Sie hat meinen Vater beerbt, und das, was er mir, als er noch lebte, gegeben hat, ich aber nie mitgenommen habe, weil ich den Gedanken an seinen Tod nicht ertragen konnte, hat sie verkauft. Alles, was an mich hätte erinnern können, ist weggeräumt worden, es gibt also auch keine Fotos, die Papa und mich zusammen zeigen. Was sie betrifft, lässt sich nicht ausschließen, dass dies beabsichtigt war.
    Mein Vater vererbte mir ein Kupferfass, einen Siegelring und eine Flasche Cognac, es geht also nicht um Geld. Ich habe anlässlich des Todes meines Vaters nie an Geld gedacht, und das hat nichts damit zu tun, dass ich ohnehin finanziell unabhängig bin. Beim Tod meines Vaters geht es nicht um Geld, es geht um vieles, aber nicht um Geld.
    In dem Kupferfass bewahrten wir das Brennholz auf. Es stand neben dem Kanonenofen in unserem Haus in Hogdal. Heute steht es in der Bibliothek des Hauses, das meine Frau und ich auf dem Land bewohnen. Jedes Mal, wenn ich einen Holzscheit herausnehme, um ihn in den Kachelofen zu legen, habe ich die ordentlichen Brennholzstapel im Schuppen in Hogdal vor Augen. Das Brennholz, das mein Vater gespalten und aufgestapelt hatte.
    Die
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