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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition)
Autoren: Leslie Tentler
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einmal merkten sie, dass sie nicht länger allein waren. Caitlyn stand am anderen Ende des Flurs, eine Hand auf ihren nackten Bauch gepresst. Sie hatte es geschafft, sich selbst zu befreien, auch wenn immer noch ein Kabel von ihrem schmalen Handgelenk herabbaumelte. Im Mondlicht sah sie aus wie eine bleiche Göttin, ihr blondes Haar hing wirr um ihren Kopf, und sie blickte die Männer aus großen, verängstigten Augen an. Eine dünne, leicht violette Quetschung umrandete ihren Hals.
    „Ich werde nicht ins Gefängnis gehen“, wiederholte Mitch. Er schüttelte den Kopf, seine Augen röteten sich. Die Sirenen waren inzwischen lauter geworden, die Streifenwagen bogen jetzt in die Straße ein. „Du weißt, ich kann nicht ins Gefängnis. Das ist kein Ort für einen Cop.“
    Blaulichter blitzten durch die Fenster und verfärbten seine Haut. Er nahm den Lauf seiner Waffe von Reid fort und bewegte ihn langsam und bewusst in Richtung Caitlyn. Reid klopfte das Herz bis zum Hals.
    „Mitch“, warnte er. „Tu das nicht.“
    „Wenn du glaubst, Julianne Hunter würde dich heimsuchen …“
    „Mitch!“ Reid fing die kaum merkliche Veränderung in seiner Haltung auf, die winzige Bewegung des Fingers am Abzug. Es war keine Zeit mehr, anders zu reagieren. Der Rückstoß der Waffe trieb den Schmerz in Reids Arm hinauf, sobald der Schuss explodierte. Mitch taumelte zurück, schlug an den Schrank und hinterließ eine rote Spur an der Vorderseite. Er glitt zu Boden wie eine übergroße Stoffpuppe und blieb dort, halb gegen die schweren, kugelförmigen Füße des Möbels gelehnt, liegen. Schießpulver und der metallische Geruch nach Blut mischten sich in der Luft.
    Reid spürte, wie sich seine Lunge verengte. Er konnte nicht atmen. Er trat vorwärts und kickte mit dem Fuß Mitchs Waffe fort, dann kniete er sich neben ihn. Blut trat aus der Brust des großen Mannes und bildete eine große rote Korsage um seinen Oberkörper.
    „Mitch …“ Reid legte ihm eine Hand auf die Schulter. Mitch keuchte und hustete, als er versuchte, Luft zu holen. Helle, pinke Bläschen bildeten sich auf seinen Lippen. Er starrte Reid an.
    „Ich wusste … du könntest es, Partner“, flüsterte er. Das Leben wich aus seinen Augen.
    Reid fühlte nach einem Puls, dann senkte er den Kopf. Der Ausdruck Selbstmord durch Cop schoss ihm durch den Kopf. Er strich mit einer Hand über Mitchs Gesicht und schloss ihm die Augen. Ein paar Zentimeter von der Leiche entfernt lag eine weiße Schachfigur – die Königin. Reid nahm sie zur Hand, umklammerte sie fest. Der Schmerz in seinem Kopf wurde stärker, schnitt wie ein Skalpell durch seinen Schädel und trübte seine Augen. Reid spürte Caitlyns Anwesenheit neben sich.
    „Du blutest“, murmelte sie mit belegter Stimme. Er war sich vage der warmen, klebrigen Nässe bewusst, die jetzt heftiger durch den Ärmel des geborgten Hemdes sickerte. Er fühlte sich benommen und war sich nicht sicher, ob er aufstehen konnte.
    Caitlyn ging in das nächstgelegene Zimmer, zog die Tagesdecke vom Bett und wickelte sie um sich herum. Als sie zurückkehrte, sank sie hinter Reid auf den Teppichläufer. Sie schlang ihre Arme um seinen Rücken, drückte ihre Brust gegen seine Schultern. Er spürte, wie ihr Körper neben ihm erschauderte. Schweigend blieben sie dort zusammen sitzen, während unter ihnen eine Spezialeinheit der Polizei durch die Eingangstür brach.

50. KAPITEL
    Einen Monat später
    Agent Morehouse stand mit Caitlyn in einem Korridor des Springdale Penitentiary.
    „Für Sie ist es auch wirklich in Ordnung, reinzugehen?“, fragte er. Sie nickte und bemerkte die Tannengirlande, die um den Türrahmen eines Aufenthaltsraums gehängt worden war. Das Plastikgrün war das einzige Anzeichen für den nahenden Feiertag. Jemand im Raum machte Popcorn in der Mikrowelle, und der leicht verbrannte Geruch wehte durch die Luft.
    „Ich kann mit Ihnen hineingehen – ich meine, wenn Sie ihn lieber nicht alleine treffen möchten“, bot Morehouse an, während sie an einer Reihe von Stühlen vorbeiliefen. Ein Schild an der Wand erläuterte in schwarzen Lettern die Besucherregeln. Zu ihrer Linken enthüllte eine große Fensterfront den Blick auf einen überwachten Bereich, wo sich die Häftlinge mit ihren Familien trafen.
    „Danke“, sagte Caitlyn und wich der Besorgnis in seinem Blick aus. „Aber ich kann das. Ich habe es ja schon einmal getan.“
    Sie hielten an einer mit Fingerabdrücken übersäten Plexiglaswand an, hinter der ein
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