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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition)
Autoren: Leslie Tentler
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machte deutlich, dass Mitch gerade erst angefangen hatte. Reids Ankunft hatte ihn gezwungen, seinen Plan schneller voranzutreiben. Er hatte sie gerade mit dem Elektrokabel gewürgt, war dabei gewesen , sie zu töten , deshalb hatten ihre Schluchzer auf einmal aufgehört.
    Eine Videokamera stand, dem Bett zugewandt, auf dem Schreibtisch. Reid strich Caitlyn übers Haar. Es tröstete ihn, dass sich ihre Brust jetzt hob und senkte, während er sie weiter zum Atmen antrieb.
    Er musste sie hier irgendwie rausbekommen. Sofort. Er legte seine Waffe neben Caitlyn auf das Bett und fing an, die strammen Fesseln, die an ihren Handgelenken scheuerten, zu lösen. Sie hustete wieder und stöhnte leise, als er sie von der ersten Fixierung befreite. Er rieb ihre Hand, um den Blutkreislauf in Gang zu setzen.
    „Bleib bei mir, Caitlyn. Du bist okay …“
    „Er ist noch hier.“ Ihre Stimme war rau und heiser und kaum vernehmbar. „Reid, er ist noch hier …“
    Eine dumpfe Ahnung kroch seinen Nacken hoch. Er packte seine Waffe, drehte sich zur Tür, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Mitchs Gestalt im Flur vorbeiglitt und in der Dunkelheit verschwand. Reid blickte zu Caitlyn. Die Atmung ging immer noch stoßweise, aber sie atmete richtig ein und aus. In nur wenigen Minuten würde Hilfe hier sein.
    Er konnte nicht zulassen, dass Mitch entkam.
    Reid schlich sich in den Flur. Die Spitze seiner Waffe beschrieb einen schwungvollen Bogen quer über die geöffneten Türen der anderen Zimmer hinweg, während er sich in der Dunkelheit nach einer menschlichen Gestalt umsah. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Schließlich erreichte er die zersplitterte Brüstung auf dem Treppenabsatz und suchte die Treppe und das Foyer unter ihm ab. War Mitch nach unten gegangen?
    Plötzlich lag eine elektrische Spannung in der Luft. Instinktiv schnellte Reid mit erhobener Waffe herum.
    „Hey, Partner“, sagte Mitch ruhig. Er stand verborgen hinter einem großen Schrank, seine Waffe zielte auf Reids Herz. Langsam schritt er vorwärts, das hineinsickernde Mondlichtbeleuchtete sein Gesicht. Sein Mund bildete eine grimmige Linie, seine Augen blickten leer. Animalisch. Als ob er das Böse von Joshua in sich aufgenommen hätte. Der Mann, der Reid anschaute, war sein Partner und war es doch nicht.
    Reid umfasste seine Glock fester. „Es ist vorbei, Mitch.“
    „Sieht so aus“, gab er zu. „Ich schätze, Johnstons Goldjunge hat es endlich herausgefunden. Was hat mich verraten?“
    Das Haar auf der rechten Seite seines Schädels war blutverkrustet und rostrote Flecken waren auf seinem offenen Hemdkragen zu sehen. Scheinbar hatte sich Caitlyn wacker geschlagen.
    „Warum?“, fragte Reid heiser. „Warum tust du das?“
    Mitch zuckte mit seinen mächtigen Schultern. „Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, glaube ich. Solche Macht zu haben, solche Kontrolle.“
    Reid war fassungslos. Er konnte nicht verstehen, wie Mitch so tief hatte fallen können. „Du hättest mit jemandem über deine Gefühle reden sollen. Was wir tun … die Gewalt … es gibt einfach eine Menge Druck …“
    Mitch lachte verbittert, seine weißen Zähne blitzten in der Dunkelheit auf. „Aber du würdest niemals über so etwas nachdenken, oder? Einen Abstecher in die Hölle wagen, deine dunkle Seite erforschen? Du und ich, wir haben verschiedene Begierden, Reid. Verschiedene Bedürfnisse.“
    „Wir sind gar nicht so verschieden …“
    „Bist du dir da sicher? Als du krankgeschrieben warst, habe ich die psychologischen Befragungen von Cahill wieder aufgenommen. Ich war fasziniert. Wir haben viel über die Frauen gesprochen, darüber, was er ihnen angetan hat und warum. Ich habe festgestellt, dass ich ihn verstand …“
    Mitchs Gesicht hatte sich in scharfe Falten gelegt. Er leckte sich über die Lippen und senkte seine Stimme. „Ich habe immer wieder seine Zeichnungen angesehen, sein Tagebuch durchgelesen, wo er jede Kleinigkeit bis ins Detail beschrieben hatte. Großer Gott, das Zeug hat mich erregt …“
    Reid fühlte sich angewidert. „Du bist krank, Mitch.“
    „Vielleicht“, bekannte er. „Vielleicht habe ich, wie man so sagt, meinen moralischen Kompass verloren. Bin in den Abgrund gefallen oder wie zur Hölle du es nennen willst. Aber ein solcher Impuls – der kann nicht erzeugt werden. Er war immer in mir, nicht wahr?“
    „Das glaube ich nicht.“
    Mitch antwortete nicht, sondern lächelte nur kurz und kalt. Reid sah, wie sich etwas Böses hinter seinen
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