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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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schnell und überraschend, daß sie gar nicht erfaßte, was mit ihr geschah. Sie war nie besonders schnell in ihren Reaktionen gewesen.
    Er ergriff mit beiden Händen den oberen Bund genau über dem Nabel und riß mit einem gewaltigen Ruck gleichzeitig Rock und Strumpfhose kaputt. Der Rock fiel auf den Erdboden, dann zog er die Strumpfhose und den Schlüpfer hinunter bis in ihre Kniekehlen, hob den linken Teil des Büstenhalters, so daß ihre Brust schlapp und schwer herunterhing.
    Erst jetzt hob sie den Kopf und blickte ihm in die Augen. Die waren voller Abscheu, Haß und wilder Begierde.
    Ihr blieb keine Zeit, zu überlegen, ob sie schreien sollte. Außerdem wäre das sinnlos gewesen. Der Platz war sorgfältig ausgewählt worden.
    Er hob die Arme und griff nach ihr, schloß seine kräftigen, sonnengebräunten Finger um ihren Hals und erwürgte sie.
    Ihr Hinterkopf wurde gegen das Holz gedrückt, und sie dachte: Mein Haar.
    Das war ihr letzter Gedanke.
    Seine Hände preßten sich etwas länger als notwendig um ihren Hals. Dann lockerte er den Griff, und während er den Körper mit der linken Hand noch aufrecht hielt, schlug er ihr die rechte Faust mit aller Gewalt in den Unterleib.
    Sie fiel auf die Erde und lag so gut wie nackt im Waldmeister und im Laub des Vorjahrs.
    Aus ihrer Kehle kam ein rasselnder Laut. Er wußte, daß das nichts Ungewöhnliches war und daß sie bereits nicht mehr lebte.
    Der Tod ist nie besonders schön; aber auch als Lebende war sie niemals hübsch gewesen, nicht einmal als junges Mädchen.
    So wie sie da im Unterholz des Mischwaldes lag, sah sie höchstens pathetisch aus.
    Er wartete einige Minuten, bis er wieder zu Atem gekommen war und sein Puls sich beruhigt hatte.
    Nun war er wieder er selbst, beherrscht und rationell.
    Auf der anderen Seite des Holzstapels befand sich ein unzugänglicher Windbruch, der noch von dem starken Herbststurm 1968 herrührte, und dahinter eine eng bestandene Nadelwaldschonung, knapp mannshoch. Er griff unter ihre Arme und fühlte die kurzen schweißnassen Haare in ihren Achselhöhlen unangenehm an seinen Handflächen.
    Es war etwas mühevoll, sie durch das dichte Gewirr von umgebrochenen Bäumen und aufrecht stehenden Wurzelballen zu schleppen, aber er brauchte sich nicht zu beeilen. Im Inneren der Tannenschonung befand sich eine mit lehmigem Wasser gefüllte Mulde. Dort warf er sie hinein und trat auf den schlaffen Körper, so daß er in den Schlamm sank. Erst jetzt betrachtete er sie einen Moment und stellte fest, daß sie nach dem schönen Sommer immer noch eine braune Haut hatte, nur die linke Brust war bleich und hatte kleine hellbraune Punkte. Leichenblaß, konnte man beinahe sagen.
    Er ging zum Wagen zurück und holte den grünen Mantel. Überlegte einen Augenblick, was er mit der Tasche anfangen sollte. Dann nahm er die Bluse vom Holzstapel, wickelte sie um die Tasche und trug alles zusammen zu dem Wasserloch. Die Farbe des Mantels war zu auffällig, daher suchte er sich einen kräftigen Ast und drückte damit den Mantel, die Tasche und die Bluse so tief wie möglich unter den Wasserspiegel.
    Die nächste Viertelstunde brachte er damit zu, heruntergefallene Tannenzweige und dicke Moosballen zu sammeln. Er deckte die Mulde so sorgfaltig zu, daß niemand, der zufällig an dieser Stelle vorbeikam, auch nur auf den Gedanken kommen würde, daß sich hier ein Wasserloch befand.
    Er sah sich sein Werk einige Minuten an, verbesserte hier und da etwas, bis er zufrieden war.
    Zuckte mit den Schultern und ging zum Auto zurück. Nahm eine Handvoll Putzwolle aus dem Kofferraum und wischte sich die Gummistiefel ab. Als er damit fertig war, warf er das Knäuel achtlos auf den Erdboden. Da lag es, naß, voller Lehm und für jedermann sichtbar. Das spielte keine Rolle. Ein Haufen Putzwolle kann überall liegen. Damit ist nichts zu beweisen, und niemand kann dadurch überführt werden.
    Dann setzte er sich in den Wagen und fuhr davon.
    Unterwegs dachte er darüber nach, daß alles planmäßig verlaufen war und sie genau das bekommen hatte, was sie verdiente.
    Vor einem Mietshaus am Räsundavägen in Solna parkte ein Auto. Ein schwarzer Chrysler mit weißen Schutzblechen, auf dessen Türen, Motorhaube und Kofferraumklappe mit kräftigen weißen Blockbuchstaben das Wort POLIZEI stand. Irgend jemand hatte den unteren Bogen des B in der Buchstabenkombination BIG auf dem hinteren Nummernschild weiß überklebt und damit noch deutlicher gemacht, was es mit dem Wagen auf sich
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