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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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gebracht hatte. Dann fuhr ich mit ihr zu einem Platz, den ich vorher ausgesucht hatte. Sie glaubte, wir würden miteinander schlafen. Wir haben das manchmal gemacht, draußen, im Sommer, früher.«
    Er stierte plötzlich Martin Beck an, und sein Blick wurde starr. Sein ganzes Gesicht veränderte sich, der Mund öffnete sich, die Lippen strafften sich über den Zähnen, und aus seiner Kehle kam ein rasselnder Laut. Er hob die linke Hand, und Martin Beck griff nach seinem Handgelenk und stand auf. Die Hand ergriff die seine wie in einem Krampf, und die Augen waren aufgerissen und blickten immer noch auf die Stelle, wo sich Martin Becks Gesicht befunden hatte. Martin Beck blickte auf und sah den grünen leuchtenden Punkt sich langsam in einer geraden Linie über den Schirm bewegen. Vom Apparat her hörte man einen schwachen gleichförmigen piependen Ton.
    Martin Beck fühlte, wie die Hand, die die seine hielt, schlaff wurde, und er legte sie auf die Decke und drückte auf die Klingel, bevor er hinaus auf den Flur lief.
    Innerhalb einer Minute war das Zimmer voller Leute in weißen Kitteln. Bevor die Tür geschlossen wurde, sah er, wie etwas, das einer Tischplatte glich, unter den leblosen Körper geschoben wurde.
    Er wartete vor der Tür. Nach einer Weile wurde sie geöffnet, und jemand reichte ihm das Tonbandgerät.
    Er machte den Mund auf, um etwas zu fragen, aber der Weißgekleidete schüttelte den Kopf und sagte: »Diesmal werden wir ihn wohl nicht durchkriegen.«
    Die Tür wurde geschlossen, und Martin Beck stand da mit seinem Tonbandgerät. Er rollte das Mikrofonkabel auf und steckte es in die Tasche.
    Da lag bereits der Haftbefehl, sorgfältig ausgefüllt, zusammengefaltet und unbenutzt.
    Er sollte auch keine Verwendung mehr dafür haben. Fünfundvierzig Minuten später kam ein Arzt zu ihm in das Wartezimmer und berichtete, daß es nicht gelungen war, das Leben von Kaj Sundström zu retten. Der zweite Blutpfropf war direkt ins Herz gegangen und dort geblieben. Martin Beck fuhr zum Polizeigebäude am Davidhallstorg und übergab Per Mänsson das Band, mit dem Auftrag, den Fall abzuschließen.
    Dann nahm er ein Taxi nach Anderslöv.
    Der Nebel lag dicht und silbergrau über der Ebene. Die Sichtweite betrug nur einige Meter, und an den Seiten sah er nichts als die Wegkanten und die Gräben mit trockenem gelbem Gras und den einen oder anderen Schneefleck. Wenn er die Umgebung nicht vorher bei klarem Wetter gesehen hätte, hätte er nicht ahnen können, was sich im Nebel verborgen hielt. Aber jetzt wußte er, wie die Landschaft aussah, nicht glatt und einförmig, wie man glauben konnte, wenn man sie im Flugzeug sitzend aus der Luft sah, sondern mit sanften Hügeln und Weiden und Äkkern, Wiesen mit langen Reihen nackter Zaunpfähle, kleinen weißgekalkten Kirchen und Bauernhöfen, umgeben von mächtigen Ulmen und Buchen. Und er hatte an einem klaren Tag den Himmel über der Ebene gesehen, hoch und weit, wie er ihn sonst nur von der See her kannte, oder mit segelnden Wolken, die gleitende Schatten auf die offene, helle Landschaft warfen. Aber jetzt stand der Nebel wie eine Wand zu beiden Seiten der Straße, und die Fahrt durch den grauen Dunst hatte etwas Zeitloses und Unwirkliches.
    Sie kamen an der Abzweigung nach Domme vorbei, aber die Häuser da oben waren nicht zu sehen.
    Nöjd saß an seinem Schreibtisch im Dienstzimmer und trank Tee, während er in einem Stapel hektografierter Papiere blätterte. Timmy lag über seinen Füßen ausgestreckt unter dem Tisch. Martin Beck sank in den Besuchersessel, und Timmy begrüßte ihn auf seine übliche herzliche Weise. Martin Beck schob den Hund fort und wischte sich das Gesicht ab. Nöjd legte den Papierstapel zur Seite, blickte ihn an und fragte: »Müde?«
    »Ja.«
    »Tee?«
    »Ja, bitte.«
    Nöjd ging hinaus, kam mit einem Porzellanbecher wieder und goß Tee aus der Kanne ein.
    »Fährst du jetzt nach Hause?«
    Martin Beck nickte. »Das Flugzeug geht in zwei Stunden«, sagte er.
    »Wenn es bei diesem Nebel überhaupt geht.«
    »Wir rufen in einer Stunde an und fragen. Vielleicht lichtet er sich. Hast du noch das Zimmer im Gasthof?«
    »Ja.«
    »Geh hin und leg dich ‘ne Stunde aufs Ohr. Ich wecke dich, wenn wir fahren müssen.«
    Martin Beck nickte. Er war wirklich sehr müde.
    Er packte seine wenigen Utensilien, legte sich aufs Bett und schlief beinahe sofort ein. Bevor er ganz einschlief, überlegte er, daß er Rhea anrufen müßte.
    Er erwachte davon, daß Herrgott
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