Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
und fuhr am nächsten Morgen mit dem Bus.«
    »Sind Sie mit ihr hineingegangen, als Sie sie nach Hause gebracht hatten?«
    »Ja. Und wir haben auch miteinander geschlafen. Das ist es doch, was Sie wissen wollen!«
    Kaj Sundström blickte einen kurzen Moment zu Martin Beck, dann drehte er den Kopf und sah zum Fenster hin.
    »Haben Sie sich weiterhin bei ihr zu Hause getroffen?«
    »Einige Male nur. Aber das war zu riskant. Ich war ja verheiratet und sie war geschieden, aber es wird ja soviel getratscht, besonders da oben, wo sie wohnte. Da habe ich dann eine kleine Wohnung besorgt, in Trelleborg, in der wir uns treffen konnten.«
    »Haben Sie sie geliebt?« Kaj Sundström schnaubte.
    »Geliebt. Nein. Aber ich war scharf auf sie. Wollte mit ihr schlafen. Meine Frau hatte daran kein Interesse mehr. Das hat sie übrigens nie gehabt. Ich fand, daß ich das Recht hatte, eine sogenannte Geliebte zu haben. Aber meine Frau wäre wild geworden, wenn sie davon erfahren hätte. Sie hätte sofort die Scheidung eingereicht«
    »War Sigbrit Märd in Sie verliebt?«
    »War sie wohl. Ich dachte erst, daß sie nur jemanden fürs Bttt haben wollte, genau wie ich, aber dann fing sie an, davon zu sprechen, daß ich zu ihr ziehen sollte.«
    »Wann war das?«
    »Im Frühjahr. Wir hatten es gut gehabt, hatten uns einmal in der Woche getroffen, in der Wohnung, die ich gemietet hatte. Aber dann fing sie plötzlich damit an, daß wir heiraten sollten und daß sie Kinder haben wollte. Daß ich schon verheiratet war und Kinder hatte, spielte keine große Rolle, fand sie. Ich brauchte ja nur die Scheidung einzureichen, meinte sie.«
    »Sie wollten sich nicht scheiden lassen?«
    »Nein, zum Teufel. Erstens verstehen wir uns ganz gut, meine Frau und ich und die Kinder. Und zweitens hätte das für mich die wirtschaftliche Katastrophe bedeutet. Das Haus, in dem wir wohnen, gehört meiner Frau, und die Fabrik, die ich allerdings völlig selbständig leite, gehört ebenfalls meiner Frau. Wenn wir uns hätten scheiden lassen, hätte ich ohne Geld dagesessen und arbeitslos dazu. Ich bin zweiundfünfzig Jahre alt. Ich habe mich mein Leben lang für diese Fabrik abgerackert. Sigbrit war nicht ganz bei Trost, sich einzubilden, ich würde das alles um ihretwillen stehen und liegenlassen. Hinter dem Geld war sie ebenfalls her.« Kaj Sundström hatte etwas Farbe bekommen, während er sprach, und sein Blick war nicht mehr ganz so müde.
    »Übrigens begann ich ihrer überdrüssig zu werden. Schon im Winter hatte ich angefangen zu überlegen, wie ich mich auf elegante Weise von ihr lösen könnte.«
    Er hatte keine besonders elegante Weise gewählt, dachte Martin Beck. Er fragte: »Was passierte? Wurde sie zu aufdringlich?«
    »Sie begann zu drohen. Sie sagte, sie würde meine Frau aufsuchen. Ich war gezwungen, ihr zu versprechen, daß ich selbst mit ihr über die Scheidung sprechen würde, woran ich natürlich keinen Augenblick dachte. Ich wußte nicht, was ich tun sollte, ich lag nächtelang wach…«
    Er schwieg und legte die Arme über die Augen.
    »Konnten Sie Ihrer Frau nicht erzählen…«
    »Nein. Das war ausgeschlossen. Sie hätte so etwas niemals akzeptiert oder verziehen. Sie ist in solchen Fragen fürchterlich prinzipiell und moralisch. Außerdem hat sie unerhört große Angst davor, was die Leute reden, und achtet strikt darauf, das Gesicht zu wahren. Nein, es gab nur… es gab keinen Ausweg.«
    Nach einer kurzen Weile brach Martin Beck das Schweigen: »Sie fanden ja schließlich einen Ausweg. Aber der war nicht besonders gut.«
    »Ich habe mir nächtelang den Kopf zerbrochen, bis ich beinahe von Sinnen war. Ich wollte sie lossein, ihr Gerede und ihre Drohungen. Ja, ich habe mir alle möglichen Dinge überlegt. Dann fiel mir ein, daß dieser ehemalige Mörder in ihrer Nachbarschaft wohnte, und ich dachte, wenn ich es so drehe, daß es wie ein Sexualmord aussieht, wird man den für den Täter halten.«
    Er warf Martin Beck einen schnellen Blick zu und fügte beinahe triumphierend hinzu: »Und das habt ihr ja auch geglaubt, nicht wahr?«
    »Und daß ein Unschuldiger für etwas bestraft werden könnte, das Sie getan haben, das hat Sie nicht berührt?«
    »Er war nicht unschuldig! Er hatte ja einen Menschen ermordet und hätte überhaupt nicht frei herumlaufen dürfen. Nein, daran dachte ich nicht.«
    »Wie haben Sie es getan?«
    »Ich nahm sie im Auto mit, als sie da stand und auf den Bus wartete. Ich wußte, daß sie den Wagen in die Werkstatt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher